Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.lnciclit in LcMmn Prachtwort auf der Seite, die man zufällig getroffen hat. Und nach der An¬ Was ist denn eigentlich Individualismus? Was soll der Begriff be¬ (Schluß folgt) In.eicZ.it in Lo^H^in.... einrieb von Treitschke hat in seiner "Deutschen Geschichte im neun¬ Der große Publizist hat allerdings, das kann nicht geleugnet werden, in Er vermutet, Heinrich von Treitschke "und Graf Maltzan" seien durch lnciclit in LcMmn Prachtwort auf der Seite, die man zufällig getroffen hat. Und nach der An¬ Was ist denn eigentlich Individualismus? Was soll der Begriff be¬ (Schluß folgt) In.eicZ.it in Lo^H^in.... einrieb von Treitschke hat in seiner „Deutschen Geschichte im neun¬ Der große Publizist hat allerdings, das kann nicht geleugnet werden, in Er vermutet, Heinrich von Treitschke „und Graf Maltzan" seien durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0610" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237896"/> <fw type="header" place="top"> lnciclit in LcMmn</fw><lb/> <p xml:id="ID_3036" prev="#ID_3035"> Prachtwort auf der Seite, die man zufällig getroffen hat. Und nach der An¬<lb/> wendung, der es unterworfen wird, erscheint es so dehnbar, so drehbar, wie<lb/> der schmiegsamste Kautschukmann. Es geht aller Welt mit ihm, wie dem<lb/> Juristen mit dem groben Unfug und dem Kaufmann mit dem Konto-Korrent-<lb/> Konto; was anderswo nicht unterzubringen ist, das kommt da hinein. Das<lb/> reine Mädchen für alles. Und da soll nun hier der Individualismus als<lb/> ganz besondres, als ganz alleiniges seelisches Eigentum deutscher Menschen<lb/> angesprochen werden? Unbedingt, und ich denke mit dem allerbesten<lb/> Grunde.</p><lb/> <p xml:id="ID_3037"> Was ist denn eigentlich Individualismus? Was soll der Begriff be¬<lb/> deuten? Was denken sich moderne Menschen darunter? Hundertfach, tausendfach<lb/> verschieden kann die Antwort ausfallen. Jede davon wird aber Eins als Kern¬<lb/> gehalt ihrer Ausführung geben, und das wird die Erklärung sein, der Indi¬<lb/> vidualismus lebe und webe in der Hochhaltung der eignen Art. Das zu¬<lb/> gegeben und das festgehalten, ist der Schritt zur Feststellung, daß sich die<lb/> Begriffe Deutschtum und Individualismus decken, nicht mehr groß.</p><lb/> <p xml:id="ID_3038"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> In.eicZ.it in Lo^H^in....</head><lb/> <p xml:id="ID_3039"> einrieb von Treitschke hat in seiner „Deutschen Geschichte im neun¬<lb/> zehnten Jahrhundert" Band IV Seite 516 die von dem Grafen<lb/> Maltzan berichtete Äußerung des Fürsten Metternich, daß es,<lb/> wenn sich der Herzog vou Orleans um die Hemd der Prinzessin<lb/> Helene von Mecklenburg-Schwerin bewerben wolle, für eine<lb/> Prinzessin in politischer Beziehung unmöglich sei als rmmir plus as cirmlitös<lb/> imoclinsL, dahin wiedergegeben, daß er sagt, „Metternich habe höhnisch gemeint,<lb/> die Braut sei politisch geruchlos."</p><lb/> <p xml:id="ID_3040"> Der große Publizist hat allerdings, das kann nicht geleugnet werden, in<lb/> diesem einen Falle weder mit dem gewählten Ausdruck „geruchlos" uoch mit<lb/> der Metternich beigemessenen höhnischen Absicht das Rechte getroffen, aber ein<lb/> Dr. F., der durch die anscheinend irrige Wiedergabe der Metternichschen Äuße¬<lb/> rung stutzig geworden, dem Mißverständnis auf den Grund zu gehn versucht<lb/> und das Ergebnis seiner Bemühungen in einem durch mehrere Zeitungen ge-<lb/> gangnen Artikel veröffentlicht hat, ist dabei recht, wie man zu sagen pflegt,<lb/> aus der Scylla in die Charybdis geraten.</p><lb/> <p xml:id="ID_3041" next="#ID_3042"> Er vermutet, Heinrich von Treitschke „und Graf Maltzan" seien durch<lb/> das Wort oclor auf falsche Führte geleitet worden. „Hätte Metternich, sagt<lb/> Dr. F., diesen trivialen Gedanken (den einer politisch geruchlosen Braut) aus¬<lb/> sprechen wollen, würde er jedenfalls den Ausdruck inoävrs gebraucht haben."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0610]
lnciclit in LcMmn
Prachtwort auf der Seite, die man zufällig getroffen hat. Und nach der An¬
wendung, der es unterworfen wird, erscheint es so dehnbar, so drehbar, wie
der schmiegsamste Kautschukmann. Es geht aller Welt mit ihm, wie dem
Juristen mit dem groben Unfug und dem Kaufmann mit dem Konto-Korrent-
Konto; was anderswo nicht unterzubringen ist, das kommt da hinein. Das
reine Mädchen für alles. Und da soll nun hier der Individualismus als
ganz besondres, als ganz alleiniges seelisches Eigentum deutscher Menschen
angesprochen werden? Unbedingt, und ich denke mit dem allerbesten
Grunde.
Was ist denn eigentlich Individualismus? Was soll der Begriff be¬
deuten? Was denken sich moderne Menschen darunter? Hundertfach, tausendfach
verschieden kann die Antwort ausfallen. Jede davon wird aber Eins als Kern¬
gehalt ihrer Ausführung geben, und das wird die Erklärung sein, der Indi¬
vidualismus lebe und webe in der Hochhaltung der eignen Art. Das zu¬
gegeben und das festgehalten, ist der Schritt zur Feststellung, daß sich die
Begriffe Deutschtum und Individualismus decken, nicht mehr groß.
(Schluß folgt)
In.eicZ.it in Lo^H^in....
einrieb von Treitschke hat in seiner „Deutschen Geschichte im neun¬
zehnten Jahrhundert" Band IV Seite 516 die von dem Grafen
Maltzan berichtete Äußerung des Fürsten Metternich, daß es,
wenn sich der Herzog vou Orleans um die Hemd der Prinzessin
Helene von Mecklenburg-Schwerin bewerben wolle, für eine
Prinzessin in politischer Beziehung unmöglich sei als rmmir plus as cirmlitös
imoclinsL, dahin wiedergegeben, daß er sagt, „Metternich habe höhnisch gemeint,
die Braut sei politisch geruchlos."
Der große Publizist hat allerdings, das kann nicht geleugnet werden, in
diesem einen Falle weder mit dem gewählten Ausdruck „geruchlos" uoch mit
der Metternich beigemessenen höhnischen Absicht das Rechte getroffen, aber ein
Dr. F., der durch die anscheinend irrige Wiedergabe der Metternichschen Äuße¬
rung stutzig geworden, dem Mißverständnis auf den Grund zu gehn versucht
und das Ergebnis seiner Bemühungen in einem durch mehrere Zeitungen ge-
gangnen Artikel veröffentlicht hat, ist dabei recht, wie man zu sagen pflegt,
aus der Scylla in die Charybdis geraten.
Er vermutet, Heinrich von Treitschke „und Graf Maltzan" seien durch
das Wort oclor auf falsche Führte geleitet worden. „Hätte Metternich, sagt
Dr. F., diesen trivialen Gedanken (den einer politisch geruchlosen Braut) aus¬
sprechen wollen, würde er jedenfalls den Ausdruck inoävrs gebraucht haben."
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |