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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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August von Goethes Briefe aus Italien

U'h much in einem solchen Zustande gern unterhalte. Jede freundliche Theilnahme
aus Ihrem und Schmids Hause macht mir immer große Frende.

Wenn ich mir eine angenehme Stunde machen will, so denke ich immer
an den freundlichen Empfang in Ihrer Familie, der mir so oft zu theil ward,
u>u um unsere kleinen Reisen, ans denen wir immer so vergnügt waren, und
eve dann in der Hoffnung, daß es doch auch wieder dahin kommen möge,
^-arts Besuch von Gehler" hat mich anch recht erfreut, sowie Ihre Äußerung,
^ aß ich doch am Fastuachts Abend ein wenig vermißt worden bin. Grüßen (Sie)
ille, Nanny und die übrigen lieben Kinder und denken Sie zuweilen des
leidenden Freundes.

d- 26 Febr. 30.


v. G.
2

Guten Abend

^es scheide früher als ich wollte leben Sie alle Wohl ich kann nicht mehr,

d- 21 Apr. 1830. immer der alte


v. G.
3

Offenburg im Breisgau den 29 Apr. 30, Abend 6 Uhr,


Gute" Abend.

Sie werden wohl schon manches durch mein Tagebuch von mir erfahren
Haber, und so erwähne nur noch einiges. Von Weimar bin ich mit recht
schwerem Herzen abgefahren, denn das losreißen von so vielen mir Theuern
hatte mich ganz hingerichtet, auch war ich sehr leidend. Obgleich wir sehr
gute Gesellschaft und sehr bequeme Plätze hatten, so konnte man mir doch kein
lächeln abgewinnen. Das Wetter war abscheulich, besonders in der Nacht
vom 22. ans den 23. d. M. Fürchterlicher Regen, ungeheurer Sturm wütheten.
!o daß die hinter uns kommende Schnellpost vom Sturm umgeworfen (worden)
^t- Die fürchterliche Übereilung beim Frühstück, Mittagessen, Abendessen machten
un'es vollends caput, so daß ich nicht mehr konnte, eine Verletzung am Fuß,
beim Einsteigen zugezogen, machten das Ganze voll, wegen letzterer mußte
^) in Frankfurts einige Tage verweilen und konnte 2 Tage das Zimmer nicht
verlassen, doch machte mir der Meßspectakel unter meinen Fenstern Spaß. Ich
nun und Retour Chaisen von Frankfurt!) sehr bequem hierher gelangt und
L^denke mit solchen mich bis Lausanne zu gehen. Die Gegend ist hier himm¬
lisch und manchmal habe ich Sie, Gille und Marichen hergewünscht. Da
füllt mir etwas ein! Gestern Abend an der Wirthstafel in Carlsruhe wurde
dick vom dortigen Hoftheater gesprochen und von mehrerer" Carlsruhern ge¬
äußert, daß man eine erste Sängerin suche, es sey aber immer daran gescheitert,
daß diese Personen zu viel verlangt hätten, z. B. die Schechuer 5000 Gulden Rh.
Der Großherzog habe den Grundsatz ausgesprochen, der ersten Sängerin nicht
'uehr als dem ersten Tenoristen Herrn Haizinger (welcher sehr brav seyn soll
und 3000 Gulden Rhn. hat) geben zu wollen. Sollte sich Marichen nicht
um diese Stelle bewerben, wenn sie anders in Weimar nicht wieder abgeschlossen
hat? Theilen Sie doch dieses der Schmidtschen Familie mit meinen Grüßen mit.


Grenzboten I 1900 25
August von Goethes Briefe aus Italien

U'h much in einem solchen Zustande gern unterhalte. Jede freundliche Theilnahme
aus Ihrem und Schmids Hause macht mir immer große Frende.

Wenn ich mir eine angenehme Stunde machen will, so denke ich immer
an den freundlichen Empfang in Ihrer Familie, der mir so oft zu theil ward,
u>u um unsere kleinen Reisen, ans denen wir immer so vergnügt waren, und
eve dann in der Hoffnung, daß es doch auch wieder dahin kommen möge,
^-arts Besuch von Gehler» hat mich anch recht erfreut, sowie Ihre Äußerung,
^ aß ich doch am Fastuachts Abend ein wenig vermißt worden bin. Grüßen (Sie)
ille, Nanny und die übrigen lieben Kinder und denken Sie zuweilen des
leidenden Freundes.

d- 26 Febr. 30.


v. G.
2

Guten Abend

^es scheide früher als ich wollte leben Sie alle Wohl ich kann nicht mehr,

d- 21 Apr. 1830. immer der alte


v. G.
3

Offenburg im Breisgau den 29 Apr. 30, Abend 6 Uhr,


Gute» Abend.

Sie werden wohl schon manches durch mein Tagebuch von mir erfahren
Haber, und so erwähne nur noch einiges. Von Weimar bin ich mit recht
schwerem Herzen abgefahren, denn das losreißen von so vielen mir Theuern
hatte mich ganz hingerichtet, auch war ich sehr leidend. Obgleich wir sehr
gute Gesellschaft und sehr bequeme Plätze hatten, so konnte man mir doch kein
lächeln abgewinnen. Das Wetter war abscheulich, besonders in der Nacht
vom 22. ans den 23. d. M. Fürchterlicher Regen, ungeheurer Sturm wütheten.
!o daß die hinter uns kommende Schnellpost vom Sturm umgeworfen (worden)
^t- Die fürchterliche Übereilung beim Frühstück, Mittagessen, Abendessen machten
un'es vollends caput, so daß ich nicht mehr konnte, eine Verletzung am Fuß,
beim Einsteigen zugezogen, machten das Ganze voll, wegen letzterer mußte
^) in Frankfurts einige Tage verweilen und konnte 2 Tage das Zimmer nicht
verlassen, doch machte mir der Meßspectakel unter meinen Fenstern Spaß. Ich
nun und Retour Chaisen von Frankfurt!) sehr bequem hierher gelangt und
L^denke mit solchen mich bis Lausanne zu gehen. Die Gegend ist hier himm¬
lisch und manchmal habe ich Sie, Gille und Marichen hergewünscht. Da
füllt mir etwas ein! Gestern Abend an der Wirthstafel in Carlsruhe wurde
dick vom dortigen Hoftheater gesprochen und von mehrerer» Carlsruhern ge¬
äußert, daß man eine erste Sängerin suche, es sey aber immer daran gescheitert,
daß diese Personen zu viel verlangt hätten, z. B. die Schechuer 5000 Gulden Rh.
Der Großherzog habe den Grundsatz ausgesprochen, der ersten Sängerin nicht
'uehr als dem ersten Tenoristen Herrn Haizinger (welcher sehr brav seyn soll
und 3000 Gulden Rhn. hat) geben zu wollen. Sollte sich Marichen nicht
um diese Stelle bewerben, wenn sie anders in Weimar nicht wieder abgeschlossen
hat? Theilen Sie doch dieses der Schmidtschen Familie mit meinen Grüßen mit.


Grenzboten I 1900 25
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[0201] August von Goethes Briefe aus Italien U'h much in einem solchen Zustande gern unterhalte. Jede freundliche Theilnahme aus Ihrem und Schmids Hause macht mir immer große Frende. Wenn ich mir eine angenehme Stunde machen will, so denke ich immer an den freundlichen Empfang in Ihrer Familie, der mir so oft zu theil ward, u>u um unsere kleinen Reisen, ans denen wir immer so vergnügt waren, und eve dann in der Hoffnung, daß es doch auch wieder dahin kommen möge, ^-arts Besuch von Gehler» hat mich anch recht erfreut, sowie Ihre Äußerung, ^ aß ich doch am Fastuachts Abend ein wenig vermißt worden bin. Grüßen (Sie) ille, Nanny und die übrigen lieben Kinder und denken Sie zuweilen des leidenden Freundes. d- 26 Febr. 30. v. G. 2 Guten Abend ^es scheide früher als ich wollte leben Sie alle Wohl ich kann nicht mehr, d- 21 Apr. 1830. immer der alte v. G. 3 Offenburg im Breisgau den 29 Apr. 30, Abend 6 Uhr, Gute» Abend. Sie werden wohl schon manches durch mein Tagebuch von mir erfahren Haber, und so erwähne nur noch einiges. Von Weimar bin ich mit recht schwerem Herzen abgefahren, denn das losreißen von so vielen mir Theuern hatte mich ganz hingerichtet, auch war ich sehr leidend. Obgleich wir sehr gute Gesellschaft und sehr bequeme Plätze hatten, so konnte man mir doch kein lächeln abgewinnen. Das Wetter war abscheulich, besonders in der Nacht vom 22. ans den 23. d. M. Fürchterlicher Regen, ungeheurer Sturm wütheten. !o daß die hinter uns kommende Schnellpost vom Sturm umgeworfen (worden) ^t- Die fürchterliche Übereilung beim Frühstück, Mittagessen, Abendessen machten un'es vollends caput, so daß ich nicht mehr konnte, eine Verletzung am Fuß, beim Einsteigen zugezogen, machten das Ganze voll, wegen letzterer mußte ^) in Frankfurts einige Tage verweilen und konnte 2 Tage das Zimmer nicht verlassen, doch machte mir der Meßspectakel unter meinen Fenstern Spaß. Ich nun und Retour Chaisen von Frankfurt!) sehr bequem hierher gelangt und L^denke mit solchen mich bis Lausanne zu gehen. Die Gegend ist hier himm¬ lisch und manchmal habe ich Sie, Gille und Marichen hergewünscht. Da füllt mir etwas ein! Gestern Abend an der Wirthstafel in Carlsruhe wurde dick vom dortigen Hoftheater gesprochen und von mehrerer» Carlsruhern ge¬ äußert, daß man eine erste Sängerin suche, es sey aber immer daran gescheitert, daß diese Personen zu viel verlangt hätten, z. B. die Schechuer 5000 Gulden Rh. Der Großherzog habe den Grundsatz ausgesprochen, der ersten Sängerin nicht 'uehr als dem ersten Tenoristen Herrn Haizinger (welcher sehr brav seyn soll und 3000 Gulden Rhn. hat) geben zu wollen. Sollte sich Marichen nicht um diese Stelle bewerben, wenn sie anders in Weimar nicht wieder abgeschlossen hat? Theilen Sie doch dieses der Schmidtschen Familie mit meinen Grüßen mit. Grenzboten I 1900 25

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/201>, abgerufen am 05.12.2024.