Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Ach was, erwiderte Tante Toni, die wohlbeleibte und resolute Schwester des Also der Herr Oberprediger trat in Aktion, versammelte seine bühueukundigen Während dessen machte sich Meister Giesecke an die Dekorationen. Zu den (Schluß folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Die deutsche Seemacht vor fünfzig Jahren. Im Mai 1849 erschien Wickede hatte schon im Jahre 1844 in derselben Wochenschrift, angeregt durch Maßgebliches und Unmaßgebliches Ach was, erwiderte Tante Toni, die wohlbeleibte und resolute Schwester des Also der Herr Oberprediger trat in Aktion, versammelte seine bühueukundigen Während dessen machte sich Meister Giesecke an die Dekorationen. Zu den (Schluß folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Die deutsche Seemacht vor fünfzig Jahren. Im Mai 1849 erschien Wickede hatte schon im Jahre 1844 in derselben Wochenschrift, angeregt durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231410"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_763"> Ach was, erwiderte Tante Toni, die wohlbeleibte und resolute Schwester des<lb/> Oberpredigers, wer will ihm denn was thun? Und wenn ich dabei bin, Klara,<lb/> brauchst du gar nichts zu besorgen, ich sehe zum Rechten, darauf kannst du dich<lb/> verlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_764"> Also der Herr Oberprediger trat in Aktion, versammelte seine bühueukundigen<lb/> Jünglinge und Jungfrauen und verstärkte seine Gesellschaft durch einige würdige<lb/> Meister und Bürger, die die Ratsherren darstellen sollten, besonders durch Meister<lb/> Kricket, der die Rolle des Königs Wenzel „kreieren" und außerdem das gesamte<lb/> Garderobefach übernehmen sollte, sowie durch Herrn Rentier Schlacke, der ein un¬<lb/> übertrefflicher Souffleur war, verteilte die Rollen und begann die Proben, für die<lb/> Beteiligten das schönste von der ganzen Geschichte.</p><lb/> <p xml:id="ID_765"> Während dessen machte sich Meister Giesecke an die Dekorationen. Zu den<lb/> Kulissen des ersten und zweiten Aktes konnten die Zimmerdekorativnen genommen<lb/> werden, vor denen alle Vühnenverlobnngen der letzten zehn Jahre stattgefunden<lb/> hatten; aber für den dritten Akt mußte eine neue Dekoration, das Stadtthor von<lb/> Schmalzleben darstellend, noch dazu mit beweglichem Thor, angefertigt werden.<lb/> Meister Giesecke erwog die Sache reiflich und machte sieben Entwürfe, die er jeder¬<lb/> mann zeigte. Darauf zog er in Nachbar Rübesams Scheune, hängte daselbst seine<lb/> Leinwand auf und begann mit der Arbeit. Leider schritt diese nur laugsam fort,<lb/> da Meister Giesecke viel Besuch erhielt, und da er jedem Besucher von neuem seine<lb/> künstlerischen Absichten auseinandersetzen und immer wieder sein Werk vom per¬<lb/> spektivische» Hauptpunkte aus durch die hohle Hand und mit geneigtem Kopfe be¬<lb/> trachten mußte.</p><lb/> <p xml:id="ID_766"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Die deutsche Seemacht vor fünfzig Jahren.</head> <p xml:id="ID_767"> Im Mai 1849 erschien<lb/> aus der Feder des bekannten Marineschriftstellers I. von Wickede in der „Deutschen<lb/> Vierteljnhrsschrift" ein Aufsatz über „Die deutsche Kriegsflotte in ihrer Gegenwart<lb/> und Zukunft," worin die ganze Misere und Ohnmacht der deutschen Nation zu<lb/> jeuer Zeit um so deutlicher zum Ausdruck kommt, je begeisterter und hoffnungs¬<lb/> reicher der Verfasser für die damaligen Flvttenplane eintritt. Es ist nötig, die<lb/> deutschen Jingopolitiker des Im cle> sivels, die noch vor kurzem in der Samoa-<lb/> angelegenheit Kaiser und Reich der Lässigkeit und der Rückständigst in der<lb/> Machtentfaltung zur See ziehe», mit Vorwürfen überhäuften und ohne Sinn für<lb/> die Geschichte Deutschlands und ohne jede Kenntnis und Pietät für das, was ohne<lb/> sie errungen ist, die Wahrung der nationalen Ehre und Macht als Monopol für<lb/> sich in Beschlag nehmen möchten, ab und zu einmal an das, was war, zu erinnern.</p><lb/> <p xml:id="ID_768" next="#ID_769"> Wickede hatte schon im Jahre 1844 in derselben Wochenschrift, angeregt durch<lb/> das Gedeihen des Zollvereins, die Einführung einer gemeinsamen Nationalflagge<lb/> für die Handelsflotte eifrig befürwortet und ebenso im Juni 1848 für die Schaffung<lb/> einer deutschen Kriegsflotte die Trommel gerührt. „Was wollen wir machen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ach was, erwiderte Tante Toni, die wohlbeleibte und resolute Schwester des
Oberpredigers, wer will ihm denn was thun? Und wenn ich dabei bin, Klara,
brauchst du gar nichts zu besorgen, ich sehe zum Rechten, darauf kannst du dich
verlassen.
Also der Herr Oberprediger trat in Aktion, versammelte seine bühueukundigen
Jünglinge und Jungfrauen und verstärkte seine Gesellschaft durch einige würdige
Meister und Bürger, die die Ratsherren darstellen sollten, besonders durch Meister
Kricket, der die Rolle des Königs Wenzel „kreieren" und außerdem das gesamte
Garderobefach übernehmen sollte, sowie durch Herrn Rentier Schlacke, der ein un¬
übertrefflicher Souffleur war, verteilte die Rollen und begann die Proben, für die
Beteiligten das schönste von der ganzen Geschichte.
Während dessen machte sich Meister Giesecke an die Dekorationen. Zu den
Kulissen des ersten und zweiten Aktes konnten die Zimmerdekorativnen genommen
werden, vor denen alle Vühnenverlobnngen der letzten zehn Jahre stattgefunden
hatten; aber für den dritten Akt mußte eine neue Dekoration, das Stadtthor von
Schmalzleben darstellend, noch dazu mit beweglichem Thor, angefertigt werden.
Meister Giesecke erwog die Sache reiflich und machte sieben Entwürfe, die er jeder¬
mann zeigte. Darauf zog er in Nachbar Rübesams Scheune, hängte daselbst seine
Leinwand auf und begann mit der Arbeit. Leider schritt diese nur laugsam fort,
da Meister Giesecke viel Besuch erhielt, und da er jedem Besucher von neuem seine
künstlerischen Absichten auseinandersetzen und immer wieder sein Werk vom per¬
spektivische» Hauptpunkte aus durch die hohle Hand und mit geneigtem Kopfe be¬
trachten mußte.
(Schluß folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die deutsche Seemacht vor fünfzig Jahren. Im Mai 1849 erschien
aus der Feder des bekannten Marineschriftstellers I. von Wickede in der „Deutschen
Vierteljnhrsschrift" ein Aufsatz über „Die deutsche Kriegsflotte in ihrer Gegenwart
und Zukunft," worin die ganze Misere und Ohnmacht der deutschen Nation zu
jeuer Zeit um so deutlicher zum Ausdruck kommt, je begeisterter und hoffnungs¬
reicher der Verfasser für die damaligen Flvttenplane eintritt. Es ist nötig, die
deutschen Jingopolitiker des Im cle> sivels, die noch vor kurzem in der Samoa-
angelegenheit Kaiser und Reich der Lässigkeit und der Rückständigst in der
Machtentfaltung zur See ziehe», mit Vorwürfen überhäuften und ohne Sinn für
die Geschichte Deutschlands und ohne jede Kenntnis und Pietät für das, was ohne
sie errungen ist, die Wahrung der nationalen Ehre und Macht als Monopol für
sich in Beschlag nehmen möchten, ab und zu einmal an das, was war, zu erinnern.
Wickede hatte schon im Jahre 1844 in derselben Wochenschrift, angeregt durch
das Gedeihen des Zollvereins, die Einführung einer gemeinsamen Nationalflagge
für die Handelsflotte eifrig befürwortet und ebenso im Juni 1848 für die Schaffung
einer deutschen Kriegsflotte die Trommel gerührt. „Was wollen wir machen,
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