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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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Katharina von Bora

tragen, wie Hyazinthe und Krokus. Hier gilt das Wort V. Hehns über
das Schicksal der Palme in Europa: "Als nach dem Untergang der antiken
Welt Barbarei über jene Gegenden hereinbrach und der Sinn für die Anmut
des Lebens erloschen war, da starben auch die Palmbäume allmählich ab . , .
sie brachten nichts ein, und neben der Sehnsucht ins Jenseits und der Selbst¬
qual herrschte nur noch der grobe, gierige Eigennutz." Das gilt ohne Zweifel
auch für die byzantinische Zeit. So sagt Krumbacher in seiner Geschichte
der Byzantinischen Litteratur (S. 632): "Mit Botanik beschäftigten sich die
Byzantiner fast nur mit Rücksicht auf die praktische Verwendung der Pflanzen
und Früchte." Auf diese Weise sind den spätern Griechen viele altgriechische
Namen für Blumen, die lediglich zum Schmucke dienten, verloren gegangen.
Immerhin können sie sich damit trösten, daß zwei der edelsten Blumen, Rose
und Lilie, ihren griechische" Namen bewahrt haben. Auffallender scheint das
Fehlen griechischer Bezeichnungen für Mineralien, umso mehr, als die meisten
gleichfalls mit ihrem griechischen Namen in die modernen europäischen Sprachen
übergegangen sind, wie Kupfer, Metall, Gips, Kreide u. a. Aber auch hier
hat die byzantinische Zeit den Faden der antiken Kulturentwicklung abgeschnitten.
Zwar beschäftigten sich die Byzantiner mit Mineralogie und Chemie, aber
nicht zu praktischen, sondern zu okkultistisch-kabbalistischen Zwecken (vergl.
Krumbacher a. a. O. S. 632). Erst die Araber legten hier den Grund zu
einer fruchtbaren, rationellen Behandlung.

(Schluß folgt)




Katharina von Bora
Gelo Eduard Schmidt von in

in 2ö. Januar dieses Jahres waren vier Jahrhunderte seit dem
Tage verflossen, wo Katharina Luther geboren wurde. Dieser
Gedenktag ist in der protestantischen Welt verhältnismäßig still
vorübergegangen. Und es ist recht so; denn in unsrer Zeit
werden eher zu viel als zu wenig Jubiläen gefeiert. Immerhin
darf Katharina Luther, geborne von Bora, schon als die Ehefrau
unsers großen Reformators, dann als die hervorragendste Begründerin des
Standes der evangelischen Pfarrfrau und endlich anch wegen ihrer Persön¬
lichkeit das Interesse der Gebildeten in Anspruch nehmen.

Die Quellen über ihr Leben fließen im ganzen spärlich, namentlich über
ihre Herkunft und Jugendgeschichte wissen wir nur sehr wenig. Besser
sind wir über die Zeit ihres Ehelebens durch Luthers Briefe und Tischreden
unterrichtet; auch über ihren sechsjährigen Witwenstand haben wir einige


Katharina von Bora

tragen, wie Hyazinthe und Krokus. Hier gilt das Wort V. Hehns über
das Schicksal der Palme in Europa: „Als nach dem Untergang der antiken
Welt Barbarei über jene Gegenden hereinbrach und der Sinn für die Anmut
des Lebens erloschen war, da starben auch die Palmbäume allmählich ab . , .
sie brachten nichts ein, und neben der Sehnsucht ins Jenseits und der Selbst¬
qual herrschte nur noch der grobe, gierige Eigennutz." Das gilt ohne Zweifel
auch für die byzantinische Zeit. So sagt Krumbacher in seiner Geschichte
der Byzantinischen Litteratur (S. 632): „Mit Botanik beschäftigten sich die
Byzantiner fast nur mit Rücksicht auf die praktische Verwendung der Pflanzen
und Früchte." Auf diese Weise sind den spätern Griechen viele altgriechische
Namen für Blumen, die lediglich zum Schmucke dienten, verloren gegangen.
Immerhin können sie sich damit trösten, daß zwei der edelsten Blumen, Rose
und Lilie, ihren griechische» Namen bewahrt haben. Auffallender scheint das
Fehlen griechischer Bezeichnungen für Mineralien, umso mehr, als die meisten
gleichfalls mit ihrem griechischen Namen in die modernen europäischen Sprachen
übergegangen sind, wie Kupfer, Metall, Gips, Kreide u. a. Aber auch hier
hat die byzantinische Zeit den Faden der antiken Kulturentwicklung abgeschnitten.
Zwar beschäftigten sich die Byzantiner mit Mineralogie und Chemie, aber
nicht zu praktischen, sondern zu okkultistisch-kabbalistischen Zwecken (vergl.
Krumbacher a. a. O. S. 632). Erst die Araber legten hier den Grund zu
einer fruchtbaren, rationellen Behandlung.

(Schluß folgt)




Katharina von Bora
Gelo Eduard Schmidt von in

in 2ö. Januar dieses Jahres waren vier Jahrhunderte seit dem
Tage verflossen, wo Katharina Luther geboren wurde. Dieser
Gedenktag ist in der protestantischen Welt verhältnismäßig still
vorübergegangen. Und es ist recht so; denn in unsrer Zeit
werden eher zu viel als zu wenig Jubiläen gefeiert. Immerhin
darf Katharina Luther, geborne von Bora, schon als die Ehefrau
unsers großen Reformators, dann als die hervorragendste Begründerin des
Standes der evangelischen Pfarrfrau und endlich anch wegen ihrer Persön¬
lichkeit das Interesse der Gebildeten in Anspruch nehmen.

Die Quellen über ihr Leben fließen im ganzen spärlich, namentlich über
ihre Herkunft und Jugendgeschichte wissen wir nur sehr wenig. Besser
sind wir über die Zeit ihres Ehelebens durch Luthers Briefe und Tischreden
unterrichtet; auch über ihren sechsjährigen Witwenstand haben wir einige


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[0172] Katharina von Bora tragen, wie Hyazinthe und Krokus. Hier gilt das Wort V. Hehns über das Schicksal der Palme in Europa: „Als nach dem Untergang der antiken Welt Barbarei über jene Gegenden hereinbrach und der Sinn für die Anmut des Lebens erloschen war, da starben auch die Palmbäume allmählich ab . , . sie brachten nichts ein, und neben der Sehnsucht ins Jenseits und der Selbst¬ qual herrschte nur noch der grobe, gierige Eigennutz." Das gilt ohne Zweifel auch für die byzantinische Zeit. So sagt Krumbacher in seiner Geschichte der Byzantinischen Litteratur (S. 632): „Mit Botanik beschäftigten sich die Byzantiner fast nur mit Rücksicht auf die praktische Verwendung der Pflanzen und Früchte." Auf diese Weise sind den spätern Griechen viele altgriechische Namen für Blumen, die lediglich zum Schmucke dienten, verloren gegangen. Immerhin können sie sich damit trösten, daß zwei der edelsten Blumen, Rose und Lilie, ihren griechische» Namen bewahrt haben. Auffallender scheint das Fehlen griechischer Bezeichnungen für Mineralien, umso mehr, als die meisten gleichfalls mit ihrem griechischen Namen in die modernen europäischen Sprachen übergegangen sind, wie Kupfer, Metall, Gips, Kreide u. a. Aber auch hier hat die byzantinische Zeit den Faden der antiken Kulturentwicklung abgeschnitten. Zwar beschäftigten sich die Byzantiner mit Mineralogie und Chemie, aber nicht zu praktischen, sondern zu okkultistisch-kabbalistischen Zwecken (vergl. Krumbacher a. a. O. S. 632). Erst die Araber legten hier den Grund zu einer fruchtbaren, rationellen Behandlung. (Schluß folgt) Katharina von Bora Gelo Eduard Schmidt von in in 2ö. Januar dieses Jahres waren vier Jahrhunderte seit dem Tage verflossen, wo Katharina Luther geboren wurde. Dieser Gedenktag ist in der protestantischen Welt verhältnismäßig still vorübergegangen. Und es ist recht so; denn in unsrer Zeit werden eher zu viel als zu wenig Jubiläen gefeiert. Immerhin darf Katharina Luther, geborne von Bora, schon als die Ehefrau unsers großen Reformators, dann als die hervorragendste Begründerin des Standes der evangelischen Pfarrfrau und endlich anch wegen ihrer Persön¬ lichkeit das Interesse der Gebildeten in Anspruch nehmen. Die Quellen über ihr Leben fließen im ganzen spärlich, namentlich über ihre Herkunft und Jugendgeschichte wissen wir nur sehr wenig. Besser sind wir über die Zeit ihres Ehelebens durch Luthers Briefe und Tischreden unterrichtet; auch über ihren sechsjährigen Witwenstand haben wir einige

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/172>, abgerufen am 15.01.2025.