Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.Der goldne Engel Strahlen durchzuringen. Überhaupt ist Köln in der Kultur wenigstens noch Über die höchste Bildungsanstalt des Landes, die Kölner Universität, (Schluß folgt) Der goldne Gngel Luise Glaß Erzählung von (Fortsetzung) tho stieg Karl allein die Gangtreppe hinunter und beschaute das Nun sah auch Frau Flörke den Heimgekehrten, stellte das heiße Eisen zum Der goldne Engel Strahlen durchzuringen. Überhaupt ist Köln in der Kultur wenigstens noch Über die höchste Bildungsanstalt des Landes, die Kölner Universität, (Schluß folgt) Der goldne Gngel Luise Glaß Erzählung von (Fortsetzung) tho stieg Karl allein die Gangtreppe hinunter und beschaute das Nun sah auch Frau Flörke den Heimgekehrten, stellte das heiße Eisen zum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229969"/> <fw type="header" place="top"> Der goldne Engel</fw><lb/> <p xml:id="ID_1123" prev="#ID_1122"> Strahlen durchzuringen. Überhaupt ist Köln in der Kultur wenigstens noch<lb/> ein Jahrhundert hinter dem ganzen übrigen Deutschland zurück. Wenn man<lb/> das fünf Stunden nur davon entlegne Bonn und das benachbarte Düsseldorf,<lb/> das nur sieben Stunden davon abliegt, damit in Vergleich stellt, so weiß man<lb/> gar nicht, was man sagen soll. Doch ist keine Regel ohne Ausnahme. Man<lb/> trifft hier Gesellschaften an, in denen ein sehr feiner Ton herrschet, die sich durch<lb/> Geschmack auszeichnen usw."</p><lb/> <p xml:id="ID_1124"> Über die höchste Bildungsanstalt des Landes, die Kölner Universität,<lb/> äußerte 1777 ein Kölner Professor Dr. Menn: „Es waren Zeiten, wo sich<lb/> unsre Vaterstadt das Athen am Rhein nennen durfte. Aber warum mußte<lb/> doch unser Athen dem alten auch darin gleich werden, daß die Wissenschaften<lb/> von ihm auswanderten und dieser ihr Wohnsitz in gänzlichen Verfall geriet?<lb/> Seit anderthalb Jahrhunderten zog sich ein immer trüberer Nebel um uns<lb/> her, der auch sogar vou dem im übrigen Europa mehr und mehr aufgehenden<lb/> Licht keinen Strahl zu uns durchließ. Es verscheuchten wohl innerliche Un¬<lb/> ruhen oder Kriegsläufe die Musen eine Zeit lang von ihrem geliebten Wohnsitz;<lb/> aber ist es nicht eine unverzeihliche Sache, daß hier statt einer vernünftigen<lb/> Gelehrsamkeit die Sphinx jener rätselhaften abgezognen und leeren Schulweisheit<lb/> unter der Larve einer systematischen Philosophie sich vor das feiernde Heiligtum<lb/> lagerte und es bisher gegen die Ansprüche der zurückkehrenden Wahrheit mit<lb/> Vorurteilen behauptete?" (Vgl. Bianco, Die alte Universität Köln I, S. 590.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1125"> (Schluß folgt)</p><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der goldne Gngel<lb/><note type="byline"> Luise Glaß</note> Erzählung von<lb/> (Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_1126"> tho stieg Karl allein die Gangtreppe hinunter und beschaute das<lb/> Gestell. Aber sehr obenhin, die Augen glitten immer wieder ab,<lb/> den Hof entlang, der jetzt völlig leer war, schweiften nach dem<lb/> leeren Fenster der Wäscherin, nach der kahlen Lattenlaube, nach der<lb/> dunkeln Rückwand der Apotheke. Die Spatzen lärmten in den<lb/> Kastanien hinter der Stadtmauer, und Jenny spielte bei offnem<lb/> Fenster: „Du, du liegst mir im Herzen." Sie hatte den dummen Karl über den<lb/> Hof gehen sehen, er war wahrhaftig noch hübscher geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1127"> Nun sah auch Frau Flörke den Heimgekehrten, stellte das heiße Eisen zum<lb/> zweitenmal an diesem ereignisreichen Abend beiseite, trotz der stattlichen Reihe<lb/> Feiertagshemden, die es noch zu bügeln galt, und kam heraus.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
Der goldne Engel
Strahlen durchzuringen. Überhaupt ist Köln in der Kultur wenigstens noch
ein Jahrhundert hinter dem ganzen übrigen Deutschland zurück. Wenn man
das fünf Stunden nur davon entlegne Bonn und das benachbarte Düsseldorf,
das nur sieben Stunden davon abliegt, damit in Vergleich stellt, so weiß man
gar nicht, was man sagen soll. Doch ist keine Regel ohne Ausnahme. Man
trifft hier Gesellschaften an, in denen ein sehr feiner Ton herrschet, die sich durch
Geschmack auszeichnen usw."
Über die höchste Bildungsanstalt des Landes, die Kölner Universität,
äußerte 1777 ein Kölner Professor Dr. Menn: „Es waren Zeiten, wo sich
unsre Vaterstadt das Athen am Rhein nennen durfte. Aber warum mußte
doch unser Athen dem alten auch darin gleich werden, daß die Wissenschaften
von ihm auswanderten und dieser ihr Wohnsitz in gänzlichen Verfall geriet?
Seit anderthalb Jahrhunderten zog sich ein immer trüberer Nebel um uns
her, der auch sogar vou dem im übrigen Europa mehr und mehr aufgehenden
Licht keinen Strahl zu uns durchließ. Es verscheuchten wohl innerliche Un¬
ruhen oder Kriegsläufe die Musen eine Zeit lang von ihrem geliebten Wohnsitz;
aber ist es nicht eine unverzeihliche Sache, daß hier statt einer vernünftigen
Gelehrsamkeit die Sphinx jener rätselhaften abgezognen und leeren Schulweisheit
unter der Larve einer systematischen Philosophie sich vor das feiernde Heiligtum
lagerte und es bisher gegen die Ansprüche der zurückkehrenden Wahrheit mit
Vorurteilen behauptete?" (Vgl. Bianco, Die alte Universität Köln I, S. 590.)
(Schluß folgt)
Der goldne Gngel
Luise Glaß Erzählung von
(Fortsetzung)
tho stieg Karl allein die Gangtreppe hinunter und beschaute das
Gestell. Aber sehr obenhin, die Augen glitten immer wieder ab,
den Hof entlang, der jetzt völlig leer war, schweiften nach dem
leeren Fenster der Wäscherin, nach der kahlen Lattenlaube, nach der
dunkeln Rückwand der Apotheke. Die Spatzen lärmten in den
Kastanien hinter der Stadtmauer, und Jenny spielte bei offnem
Fenster: „Du, du liegst mir im Herzen." Sie hatte den dummen Karl über den
Hof gehen sehen, er war wahrhaftig noch hübscher geworden.
Nun sah auch Frau Flörke den Heimgekehrten, stellte das heiße Eisen zum
zweitenmal an diesem ereignisreichen Abend beiseite, trotz der stattlichen Reihe
Feiertagshemden, die es noch zu bügeln galt, und kam heraus.
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