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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Die imperialistische Bewegung in England

Gegen die großen Bazare will der Staat einschreiten, weil sie den Ruin
für viele kleine Kaufleute bilden. Gut, wir sind damit einverstanden. Aber
in der gleichen Weise müßte man energischer, als das heute geschieht, auch
gegen die Schäden des Kleinhandels vorgehen, wenigstens da, wo es sich um
die Gesundheit handelt. Die Gesundheit des Volks, das Wohl und Wehe der
kommenden Generation ist mehr wert als Hab und Gut, und wie in unserm
Weberstädtchen werden die Verhältnisse im großen und ganzen an vielen andern
kleinern Orten liegen/wenn ihre Schäden auch vielleicht hier und da durch
die größere Wohlhabenheit der Bevölkerung etwas gemildert werden.

Zu einer strengern Beaufsichtigung des Kleinhandels und des Kleingewerbes
bedarf es auch keiner neuen Gesetze. Das Gesetz vom 14. Mai 1879 betreffend
den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln usw. sieht alle die Fälle vor,
die für uns hier in Betracht kommen. Nach den Bestimmungen des Z 5 dieses
Gesetzes können durch kaiserliche Verordnung Vorschriften erlassen werden, die
sich auf Herstellung, Aufbewahrung, Verpackung und Feilhalten von Nahrungs¬
und Genußmitteln beziehen, und nach § 12 und § 13 sind gegen die Personen,
die vorsätzlich gesundheitsschädliche Nahrungs- oder Genußmittel herstellen,
strenge Strafen festgesetzt. Damit läßt sich vollständig auskommen. Nur
müssen die in den kleinen Städten zum Verkauf kommenden Nahrungs- und
Genußmittel einer schärfern Kontrolle unterzogen werden, als das bisher ge¬
schehen ist.




Die imperialistische Bewegung in England
Wilhelm Wetz von in
(Schluß)

u einem Zeitpunkte, wo die Fonds der Li^rtergä erschöpft
und Rhodes eigne Kasse durch die verschiedenartigsten Unter¬
nehmungen aufs stärkste in Anspruch genommen war, brach der
erste Matabelekrieg aus. Rhodes bestritt die sämtlichen Kosten
des von Jameson geleiteten Feldzugs, die sich auf zwei Mil¬
lionen beliefen, während sie, wenn das Reich ihn geführt hätte, vielleicht
zehn- oder zwanzigmal höher gewesen wären. Rhodes hatte zu dem Zwecke
unter den allerunvorteilhaftesten Bedingungen für anderthalb Millionen Aktien
der Onartsrsä zu verkaufen, die damals ihren niedrigsten Stand erreicht hatten.
Nach dem Jamesonschen Einfall hatte sich Rhodes, der inzwischen von seinem


Die imperialistische Bewegung in England

Gegen die großen Bazare will der Staat einschreiten, weil sie den Ruin
für viele kleine Kaufleute bilden. Gut, wir sind damit einverstanden. Aber
in der gleichen Weise müßte man energischer, als das heute geschieht, auch
gegen die Schäden des Kleinhandels vorgehen, wenigstens da, wo es sich um
die Gesundheit handelt. Die Gesundheit des Volks, das Wohl und Wehe der
kommenden Generation ist mehr wert als Hab und Gut, und wie in unserm
Weberstädtchen werden die Verhältnisse im großen und ganzen an vielen andern
kleinern Orten liegen/wenn ihre Schäden auch vielleicht hier und da durch
die größere Wohlhabenheit der Bevölkerung etwas gemildert werden.

Zu einer strengern Beaufsichtigung des Kleinhandels und des Kleingewerbes
bedarf es auch keiner neuen Gesetze. Das Gesetz vom 14. Mai 1879 betreffend
den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln usw. sieht alle die Fälle vor,
die für uns hier in Betracht kommen. Nach den Bestimmungen des Z 5 dieses
Gesetzes können durch kaiserliche Verordnung Vorschriften erlassen werden, die
sich auf Herstellung, Aufbewahrung, Verpackung und Feilhalten von Nahrungs¬
und Genußmitteln beziehen, und nach § 12 und § 13 sind gegen die Personen,
die vorsätzlich gesundheitsschädliche Nahrungs- oder Genußmittel herstellen,
strenge Strafen festgesetzt. Damit läßt sich vollständig auskommen. Nur
müssen die in den kleinen Städten zum Verkauf kommenden Nahrungs- und
Genußmittel einer schärfern Kontrolle unterzogen werden, als das bisher ge¬
schehen ist.




Die imperialistische Bewegung in England
Wilhelm Wetz von in
(Schluß)

u einem Zeitpunkte, wo die Fonds der Li^rtergä erschöpft
und Rhodes eigne Kasse durch die verschiedenartigsten Unter¬
nehmungen aufs stärkste in Anspruch genommen war, brach der
erste Matabelekrieg aus. Rhodes bestritt die sämtlichen Kosten
des von Jameson geleiteten Feldzugs, die sich auf zwei Mil¬
lionen beliefen, während sie, wenn das Reich ihn geführt hätte, vielleicht
zehn- oder zwanzigmal höher gewesen wären. Rhodes hatte zu dem Zwecke
unter den allerunvorteilhaftesten Bedingungen für anderthalb Millionen Aktien
der Onartsrsä zu verkaufen, die damals ihren niedrigsten Stand erreicht hatten.
Nach dem Jamesonschen Einfall hatte sich Rhodes, der inzwischen von seinem


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[0199] Die imperialistische Bewegung in England Gegen die großen Bazare will der Staat einschreiten, weil sie den Ruin für viele kleine Kaufleute bilden. Gut, wir sind damit einverstanden. Aber in der gleichen Weise müßte man energischer, als das heute geschieht, auch gegen die Schäden des Kleinhandels vorgehen, wenigstens da, wo es sich um die Gesundheit handelt. Die Gesundheit des Volks, das Wohl und Wehe der kommenden Generation ist mehr wert als Hab und Gut, und wie in unserm Weberstädtchen werden die Verhältnisse im großen und ganzen an vielen andern kleinern Orten liegen/wenn ihre Schäden auch vielleicht hier und da durch die größere Wohlhabenheit der Bevölkerung etwas gemildert werden. Zu einer strengern Beaufsichtigung des Kleinhandels und des Kleingewerbes bedarf es auch keiner neuen Gesetze. Das Gesetz vom 14. Mai 1879 betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln usw. sieht alle die Fälle vor, die für uns hier in Betracht kommen. Nach den Bestimmungen des Z 5 dieses Gesetzes können durch kaiserliche Verordnung Vorschriften erlassen werden, die sich auf Herstellung, Aufbewahrung, Verpackung und Feilhalten von Nahrungs¬ und Genußmitteln beziehen, und nach § 12 und § 13 sind gegen die Personen, die vorsätzlich gesundheitsschädliche Nahrungs- oder Genußmittel herstellen, strenge Strafen festgesetzt. Damit läßt sich vollständig auskommen. Nur müssen die in den kleinen Städten zum Verkauf kommenden Nahrungs- und Genußmittel einer schärfern Kontrolle unterzogen werden, als das bisher ge¬ schehen ist. Die imperialistische Bewegung in England Wilhelm Wetz von in (Schluß) u einem Zeitpunkte, wo die Fonds der Li^rtergä erschöpft und Rhodes eigne Kasse durch die verschiedenartigsten Unter¬ nehmungen aufs stärkste in Anspruch genommen war, brach der erste Matabelekrieg aus. Rhodes bestritt die sämtlichen Kosten des von Jameson geleiteten Feldzugs, die sich auf zwei Mil¬ lionen beliefen, während sie, wenn das Reich ihn geführt hätte, vielleicht zehn- oder zwanzigmal höher gewesen wären. Rhodes hatte zu dem Zwecke unter den allerunvorteilhaftesten Bedingungen für anderthalb Millionen Aktien der Onartsrsä zu verkaufen, die damals ihren niedrigsten Stand erreicht hatten. Nach dem Jamesonschen Einfall hatte sich Rhodes, der inzwischen von seinem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/199>, abgerufen am 23.07.2024.