Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Gin neuer Streiter wider den Naturalismus haben die Verpflichtung, sie uns genau anzusehen, wenn sie uns nützen sollen. Gin neuer Streiter wider den Naturalismus 1>r sind nicht so verlegen und hilflos in dem Kampfe gegen den Gin neuer Streiter wider den Naturalismus haben die Verpflichtung, sie uns genau anzusehen, wenn sie uns nützen sollen. Gin neuer Streiter wider den Naturalismus 1>r sind nicht so verlegen und hilflos in dem Kampfe gegen den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229269"/> <fw type="header" place="top"> Gin neuer Streiter wider den Naturalismus</fw><lb/> <p xml:id="ID_864" prev="#ID_863"> haben die Verpflichtung, sie uns genau anzusehen, wenn sie uns nützen sollen.<lb/> Ihre Wirkung beruht zum Teil auf einem Vermischen der Bezeichnungen unsrer<lb/> Sinneseindrücke. Darin etwas von einer neuen, wünschenswerten und aus-<lb/> sichtsvvllen Methode sehen wollen, die wir in Deutschland nachzuahmen hätten<lb/> (wie man hin und wieder schon hat lesen können), ist kindisch. Wir wünschen<lb/> im Gegenteil, der Verfasser möchte seine Aufmerksamkeit weniger neutralisiren<lb/> durch solche dem Modegeschmack unterworfnen Neuheiten der Form und sein<lb/> schönes Talent etwas mehr erziehen zu der Kunst, mit gewöhnlichen Worten<lb/> ungewöhnliches zu sagen. Er wird dann uns mehr nützen und selbst an seinen<lb/> B<note type="byline"> A. p.</note> eschäftigungen auf die Dauer dasselbe Vergnügen haben. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gin neuer Streiter wider den Naturalismus</head><lb/> <p xml:id="ID_865" next="#ID_866"> 1>r sind nicht so verlegen und hilflos in dem Kampfe gegen den<lb/> Naturalismus in Kunst und Litteratur, der immer noch rastlos<lb/> wie ein gefräßiger Wurm an den Wurzeln des deutschen Volkstums<lb/> nagt, daß wir uns schon nach Bundesgenossen umsehen müßten.<lb/> Wo uns aber einer begegnet, ohne daß wir ihn gesucht haben,<lb/> heißen wir ihn freudig willkommen — um so wärmer, wenn er aus den Kreisen<lb/> der Laien hervortritt, die sich jahrelang die Vergewaltigung ihres Schönheits¬<lb/> gefühls, ihres Urteils und ihrer sittlichen Empfindungen durch eine dreiste<lb/> Minorität entweder haben gefallen lassen, oder nur in Sitzungen kleiner Kunst¬<lb/> vereine oder in den Tagesblättern ihrer Wohnorte dagegen protestirt haben.<lb/> Diese Proteste, diese Rufe der Entrüstung und des Abscheus verschwinden und<lb/> verhallen leider sehr schnell, weil jede Zeitung, die in dem wütenden Konkurrenz¬<lb/> kampf unsrer Zeit nicht unterliegen will, ebenso gefällig einem Gegner das<lb/> Wort giebt, um es mit keiner der streitenden Parteien zu verderben. Eine<lb/> Klärung, eine Verständigung, deren Wirkung über den Tag hinausreicht, kann<lb/> eher in Wochen- oder Monatsschriften, die für eingehendere Erörterungen mehr<lb/> Raum und auch ein aufmerksameres Publikum dafür haben, am besten aber<lb/> in selbständigen Heften und Büchern herbeigeführt werden. Dazu haben aber<lb/> nur wenige Leute Zeit und Lust, und die Erfahrungen, die bis jetzt mit solchen<lb/> Büchern und Broschüren gemacht worden sind, reizen auch nicht gerade zur<lb/> Nachahmung. Äußere Erfolge haben eigentlich nur zwei gehabt: Woermanns<lb/> »Was uns die Kunstgeschichte lehrt" und Carl Neumanns „Kampf um die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0320]
Gin neuer Streiter wider den Naturalismus
haben die Verpflichtung, sie uns genau anzusehen, wenn sie uns nützen sollen.
Ihre Wirkung beruht zum Teil auf einem Vermischen der Bezeichnungen unsrer
Sinneseindrücke. Darin etwas von einer neuen, wünschenswerten und aus-
sichtsvvllen Methode sehen wollen, die wir in Deutschland nachzuahmen hätten
(wie man hin und wieder schon hat lesen können), ist kindisch. Wir wünschen
im Gegenteil, der Verfasser möchte seine Aufmerksamkeit weniger neutralisiren
durch solche dem Modegeschmack unterworfnen Neuheiten der Form und sein
schönes Talent etwas mehr erziehen zu der Kunst, mit gewöhnlichen Worten
ungewöhnliches zu sagen. Er wird dann uns mehr nützen und selbst an seinen
B A. p. eschäftigungen auf die Dauer dasselbe Vergnügen haben.
Gin neuer Streiter wider den Naturalismus
1>r sind nicht so verlegen und hilflos in dem Kampfe gegen den
Naturalismus in Kunst und Litteratur, der immer noch rastlos
wie ein gefräßiger Wurm an den Wurzeln des deutschen Volkstums
nagt, daß wir uns schon nach Bundesgenossen umsehen müßten.
Wo uns aber einer begegnet, ohne daß wir ihn gesucht haben,
heißen wir ihn freudig willkommen — um so wärmer, wenn er aus den Kreisen
der Laien hervortritt, die sich jahrelang die Vergewaltigung ihres Schönheits¬
gefühls, ihres Urteils und ihrer sittlichen Empfindungen durch eine dreiste
Minorität entweder haben gefallen lassen, oder nur in Sitzungen kleiner Kunst¬
vereine oder in den Tagesblättern ihrer Wohnorte dagegen protestirt haben.
Diese Proteste, diese Rufe der Entrüstung und des Abscheus verschwinden und
verhallen leider sehr schnell, weil jede Zeitung, die in dem wütenden Konkurrenz¬
kampf unsrer Zeit nicht unterliegen will, ebenso gefällig einem Gegner das
Wort giebt, um es mit keiner der streitenden Parteien zu verderben. Eine
Klärung, eine Verständigung, deren Wirkung über den Tag hinausreicht, kann
eher in Wochen- oder Monatsschriften, die für eingehendere Erörterungen mehr
Raum und auch ein aufmerksameres Publikum dafür haben, am besten aber
in selbständigen Heften und Büchern herbeigeführt werden. Dazu haben aber
nur wenige Leute Zeit und Lust, und die Erfahrungen, die bis jetzt mit solchen
Büchern und Broschüren gemacht worden sind, reizen auch nicht gerade zur
Nachahmung. Äußere Erfolge haben eigentlich nur zwei gehabt: Woermanns
»Was uns die Kunstgeschichte lehrt" und Carl Neumanns „Kampf um die
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