Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Deutschland und seine Kolonien im Jahre ^896 UDMi kann den 24, April 1884 als den Geburtstag der deutschen Man braucht kein Anbeter des Erfolges zu sein, um doch in diesem Er¬ Deutschland und seine Kolonien im Jahre ^896 UDMi kann den 24, April 1884 als den Geburtstag der deutschen Man braucht kein Anbeter des Erfolges zu sein, um doch in diesem Er¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227272"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227272_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutschland und seine Kolonien im Jahre ^896</head><lb/> <p xml:id="ID_1270"> UDMi kann den 24, April 1884 als den Geburtstag der deutschen<lb/> Kolonialpolitik ansehen. An diesem Tage wies Fürst Vismarck<lb/> den deutschen Konsul in Kapstadt telegraphisch an, er solle amtlich<lb/> erklären, daß der Bremer Kaufmann Lüderitz und seine rechtlich<lb/> erwortmen Niederlassungen an der Bucht von Angra Pequena<lb/> unter dem Schutze des deutschen Reichs stehen. Die seitdem verstrichne Zeit<lb/> rechtfertigt anscheinend noch nicht den Versuch, schon jetzt das Gewonnene in<lb/> kühler Abwägung auf seinen Wert zu prüfen und daraus Ergebnisse zu ziehen,<lb/> die als sicher ausgegeben werden können, trotzdem ist dieser Versuch kürzlich<lb/> in einem Sammelwerke gemacht worden, das seine Entstehung eigentlich einem<lb/> Zufall, einer Veranstaltung verdankt, deren Dauer nur auf wenige Monate be¬<lb/> rechnet worden war. Aber der Erfolg dieser Veranstaltung, der ersten deutscheu<lb/> Kolvnialausstellung, die in Berlin im Zusammenhang mit der Gemerbe-<lb/> ausstellnng von 1896 stattgefunden hat, war für die Unternehmer so über¬<lb/> raschend, daß sie beschlossen, die Erinnerung an das vorübergegcmgne Ereignis<lb/> wenigstens durch litterarische und künstlerische Hilfsmittel festzuhalten. Obwohl<lb/> die Vorarbeiten anfangs nur eine geringe Aussicht auf Erfolg verheißen hatten,<lb/> obwohl selbst die Berliner Abteilung der deutschen Kolonialgesellschaft dem<lb/> Unternehmen Mißtrauen entgegengebracht hatte, aus Furcht, es könnte ihr<lb/> großes Werk durch einen ungünstigen Ausgang der Sache kompromittirt werden,<lb/> gewann allmählich doch das Vertrauen zu den Männern, die an die Spitze<lb/> getreten waren, am meisten aber das Vertrauen zur Sache selbst die Oberhand.<lb/> Insbesondre traten die großen deutschen Exportfirmen, die mit Recht in einer<lb/> solchen Ausstellung ein mächtiges Agitationsmittel sahen, kräftig dafür ein,<lb/> und der Erfolg hat gelehrt, daß sie sich nicht in ihrer Hoffnung betrogen<lb/> haben. Trotzdem daß ein besondres Eintrittsgeld erhoben wurde, ist die Aus¬<lb/> stellung von mehr als zwei Millionen Menschen besucht worden und hat bei<lb/> der Gesamtsumme der Ausgaben etwa von 645000 Mark einen Überschuß etwa<lb/> von 70000 Mark in barem Gelde ergeben, wozu noch die sehr umfangreichen<lb/> Bestände kommen, die bei Ablegung der Rechnung noch nicht verkauft waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1271" next="#ID_1272"> Man braucht kein Anbeter des Erfolges zu sein, um doch in diesem Er¬<lb/> gebnis ein Zeichen dafür zu sehen, daß die schnell wie ein Strohfeuer entflammte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
[Abbildung]
Deutschland und seine Kolonien im Jahre ^896
UDMi kann den 24, April 1884 als den Geburtstag der deutschen
Kolonialpolitik ansehen. An diesem Tage wies Fürst Vismarck
den deutschen Konsul in Kapstadt telegraphisch an, er solle amtlich
erklären, daß der Bremer Kaufmann Lüderitz und seine rechtlich
erwortmen Niederlassungen an der Bucht von Angra Pequena
unter dem Schutze des deutschen Reichs stehen. Die seitdem verstrichne Zeit
rechtfertigt anscheinend noch nicht den Versuch, schon jetzt das Gewonnene in
kühler Abwägung auf seinen Wert zu prüfen und daraus Ergebnisse zu ziehen,
die als sicher ausgegeben werden können, trotzdem ist dieser Versuch kürzlich
in einem Sammelwerke gemacht worden, das seine Entstehung eigentlich einem
Zufall, einer Veranstaltung verdankt, deren Dauer nur auf wenige Monate be¬
rechnet worden war. Aber der Erfolg dieser Veranstaltung, der ersten deutscheu
Kolvnialausstellung, die in Berlin im Zusammenhang mit der Gemerbe-
ausstellnng von 1896 stattgefunden hat, war für die Unternehmer so über¬
raschend, daß sie beschlossen, die Erinnerung an das vorübergegcmgne Ereignis
wenigstens durch litterarische und künstlerische Hilfsmittel festzuhalten. Obwohl
die Vorarbeiten anfangs nur eine geringe Aussicht auf Erfolg verheißen hatten,
obwohl selbst die Berliner Abteilung der deutschen Kolonialgesellschaft dem
Unternehmen Mißtrauen entgegengebracht hatte, aus Furcht, es könnte ihr
großes Werk durch einen ungünstigen Ausgang der Sache kompromittirt werden,
gewann allmählich doch das Vertrauen zu den Männern, die an die Spitze
getreten waren, am meisten aber das Vertrauen zur Sache selbst die Oberhand.
Insbesondre traten die großen deutschen Exportfirmen, die mit Recht in einer
solchen Ausstellung ein mächtiges Agitationsmittel sahen, kräftig dafür ein,
und der Erfolg hat gelehrt, daß sie sich nicht in ihrer Hoffnung betrogen
haben. Trotzdem daß ein besondres Eintrittsgeld erhoben wurde, ist die Aus¬
stellung von mehr als zwei Millionen Menschen besucht worden und hat bei
der Gesamtsumme der Ausgaben etwa von 645000 Mark einen Überschuß etwa
von 70000 Mark in barem Gelde ergeben, wozu noch die sehr umfangreichen
Bestände kommen, die bei Ablegung der Rechnung noch nicht verkauft waren.
Man braucht kein Anbeter des Erfolges zu sein, um doch in diesem Er¬
gebnis ein Zeichen dafür zu sehen, daß die schnell wie ein Strohfeuer entflammte
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