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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Schwarzes Bret

Unsre Leser lesen ja die "Leipziger Volkszeitung" nicht. Wir wollen ihnen
deshalb einige Sätze aus dem Leitartikel des Blattes vom 7. Januar über den
Pachtvertrag von Kiaotschau hier annageln:

Der erste Schritt nur kostete Mühe, der Weg ist nun frei für Ausdehnung-, Vergröße¬
rung-, Eroberungsgelüste,¬

Je trüber und bedenklicher die Situation in der Heimat ist, je schärfer sich die gesellschaft
lichen Geqens"t,e zuspitze", um so stärker drängt es die Mächtigen, den Blick der zum nachdenke",
zur Einsicht in ihre Klassenlnqe aufgerüttelten Menge von den heimischen Zuständen abzulenken.
nebelhaft verschwommne, phantastische Entwürfe, überseeische Abenteuer, Träume vom "größern
Deutschland" sollen die "Nörgler," die Unzufriednen, die Unterdrückten mit dem Zwange ihres
Zaubers fesseln, Die Geschichte niedergehender Gemeinwesen, verfallender Rcgiernngssusteme
zeigt uns der Beispiele genug. Der demagogische Absolutismus Bounpnrtes, des Dezember-
mcinues, suchte vergeblich de'u Sturz zu hindern, als er nach Italien, nach der Krim, nach
Mexiko zog.




Man experimentirt eben, man proturt, man langt zu muss Geratewohl, Wenn dabei
viele Dutzende von Millionen Mark, von den kolossalen Kosten einer Wasserregulirung ganz
abgesehen, aufgebracht von dem werkthätigen Volte, verbraucht, wenn neue Steuerkasten den
kleinen Leuten aufgehalst werden, wenn die ganze deutsche "Wcllpolitik" sich am Ende mich nur
als ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekte erweist, die Apostel der neuen Heilsbotschaft
werden dennoch nicht ermüden. Wenn es hier nicht gelingt, vielleicht dort, zu immer neuen
Zielen stechen die Kreuzfahrer um Ende des neunzehnten Jahrhundert in See: "Seegewnlt ist
Reichsgewalt,"




Prinz Heinrich aber, der in neutestamentarischem Schwunge, kaum wohl aus dem Steg¬
reife, in Kiel des Kaisers Trinkspruch beantwortete, schwimmt noch auf dem Meere, Nicht mehr
winkt ihm des Kriegers, des Siegers Kranz, das heißersehnte Gebiet ist gewonnen,,,ohne das;
ein schuf; gefallen, der Krieg im Frieden ging zu Ende, ohne daß er eines Grenadiers Knochen
gekostet. Die "gepanzerte Faust" brauchte nicht dreinzufahren. Wird der prinzliche Seefahrer
nun heimfahren?

Wir haben sein mit so glänzendem Pomp begonnenes Unternehmen von Anfang um eine
Wnsserpromenade genannt, Sie wird nun zu einer Visiteutour bei den drei Kaisern von China,
Japan, Korea,

So viel Lärm um einen Eierkuchen!




Der Appetit kommt immer beim Essen, und trotz aller amtlichen Erklärungen und Kanzler¬
vorschriften wird die feste Stellung in Kiautschcm nur der Ausgangs- und Stützpunkt für die
eingebildeten Erben der alten Hansa sein.

Derweil wachsen daheim die Ausgaben ins Ungemessene, Flotte und Landheer verschlingen
die NcichSemkünfte, für Knlturaufgnbcn, wie für den Schutz vor Überschwemmungen, für Fluß-
laufregulirungen fehlt daheim wohl, sicher aber nicht in Kinntschau das Geld, Die Hochzöllnerei
sitzt am Nuder, die Sozialreform ist ein leeres Wort, und die Ausnahmegesetzgebung° schießt geil
ins Kraut, ein überseeisches Abenteuer löst das andre ab.

Ist das deutsche Volk nicht auf der Hut, duldet es, daß die nächsten Reichstagswahlen
dem Evangeliumskurse eine Mehrheit schaffen, dann etnblirt sich das persönliche Regiment wie
auf einen rovlwr alö Kron?:",

Die Sozialdemokratie weiß, was sie in dieser Krisis zu thun hat. Mag man dein Wal¬
fisch Philistertum die Tonne Kiautschau zum Spielen hinwerfen, das Proletariat durchschaut
das Spiel und geht zielsicher seines Weges,




Wir hoffen, daß man solchen Niederträchtigkeiten, rin denen ein Bildungs¬
lumpenproletariat das "werkthätige Volk" aufsetzt, nicht länger freien Weg läßt.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig, -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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Unsre Leser lesen ja die „Leipziger Volkszeitung" nicht. Wir wollen ihnen
deshalb einige Sätze aus dem Leitartikel des Blattes vom 7. Januar über den
Pachtvertrag von Kiaotschau hier annageln:

Der erste Schritt nur kostete Mühe, der Weg ist nun frei für Ausdehnung-, Vergröße¬
rung-, Eroberungsgelüste,¬

Je trüber und bedenklicher die Situation in der Heimat ist, je schärfer sich die gesellschaft
lichen Geqens«t,e zuspitze», um so stärker drängt es die Mächtigen, den Blick der zum nachdenke»,
zur Einsicht in ihre Klassenlnqe aufgerüttelten Menge von den heimischen Zuständen abzulenken.
nebelhaft verschwommne, phantastische Entwürfe, überseeische Abenteuer, Träume vom „größern
Deutschland" sollen die „Nörgler," die Unzufriednen, die Unterdrückten mit dem Zwange ihres
Zaubers fesseln, Die Geschichte niedergehender Gemeinwesen, verfallender Rcgiernngssusteme
zeigt uns der Beispiele genug. Der demagogische Absolutismus Bounpnrtes, des Dezember-
mcinues, suchte vergeblich de'u Sturz zu hindern, als er nach Italien, nach der Krim, nach
Mexiko zog.




Man experimentirt eben, man proturt, man langt zu muss Geratewohl, Wenn dabei
viele Dutzende von Millionen Mark, von den kolossalen Kosten einer Wasserregulirung ganz
abgesehen, aufgebracht von dem werkthätigen Volte, verbraucht, wenn neue Steuerkasten den
kleinen Leuten aufgehalst werden, wenn die ganze deutsche „Wcllpolitik" sich am Ende mich nur
als ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekte erweist, die Apostel der neuen Heilsbotschaft
werden dennoch nicht ermüden. Wenn es hier nicht gelingt, vielleicht dort, zu immer neuen
Zielen stechen die Kreuzfahrer um Ende des neunzehnten Jahrhundert in See: „Seegewnlt ist
Reichsgewalt,"




Prinz Heinrich aber, der in neutestamentarischem Schwunge, kaum wohl aus dem Steg¬
reife, in Kiel des Kaisers Trinkspruch beantwortete, schwimmt noch auf dem Meere, Nicht mehr
winkt ihm des Kriegers, des Siegers Kranz, das heißersehnte Gebiet ist gewonnen,,,ohne das;
ein schuf; gefallen, der Krieg im Frieden ging zu Ende, ohne daß er eines Grenadiers Knochen
gekostet. Die „gepanzerte Faust" brauchte nicht dreinzufahren. Wird der prinzliche Seefahrer
nun heimfahren?

Wir haben sein mit so glänzendem Pomp begonnenes Unternehmen von Anfang um eine
Wnsserpromenade genannt, Sie wird nun zu einer Visiteutour bei den drei Kaisern von China,
Japan, Korea,

So viel Lärm um einen Eierkuchen!




Der Appetit kommt immer beim Essen, und trotz aller amtlichen Erklärungen und Kanzler¬
vorschriften wird die feste Stellung in Kiautschcm nur der Ausgangs- und Stützpunkt für die
eingebildeten Erben der alten Hansa sein.

Derweil wachsen daheim die Ausgaben ins Ungemessene, Flotte und Landheer verschlingen
die NcichSemkünfte, für Knlturaufgnbcn, wie für den Schutz vor Überschwemmungen, für Fluß-
laufregulirungen fehlt daheim wohl, sicher aber nicht in Kinntschau das Geld, Die Hochzöllnerei
sitzt am Nuder, die Sozialreform ist ein leeres Wort, und die Ausnahmegesetzgebung° schießt geil
ins Kraut, ein überseeisches Abenteuer löst das andre ab.

Ist das deutsche Volk nicht auf der Hut, duldet es, daß die nächsten Reichstagswahlen
dem Evangeliumskurse eine Mehrheit schaffen, dann etnblirt sich das persönliche Regiment wie
auf einen rovlwr alö Kron?:»,

Die Sozialdemokratie weiß, was sie in dieser Krisis zu thun hat. Mag man dein Wal¬
fisch Philistertum die Tonne Kiautschau zum Spielen hinwerfen, das Proletariat durchschaut
das Spiel und geht zielsicher seines Weges,




Wir hoffen, daß man solchen Niederträchtigkeiten, rin denen ein Bildungs¬
lumpenproletariat das „werkthätige Volk" aufsetzt, nicht länger freien Weg läßt.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig, — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0124] Schwarzes Bret Unsre Leser lesen ja die „Leipziger Volkszeitung" nicht. Wir wollen ihnen deshalb einige Sätze aus dem Leitartikel des Blattes vom 7. Januar über den Pachtvertrag von Kiaotschau hier annageln: Der erste Schritt nur kostete Mühe, der Weg ist nun frei für Ausdehnung-, Vergröße¬ rung-, Eroberungsgelüste,¬ Je trüber und bedenklicher die Situation in der Heimat ist, je schärfer sich die gesellschaft lichen Geqens«t,e zuspitze», um so stärker drängt es die Mächtigen, den Blick der zum nachdenke», zur Einsicht in ihre Klassenlnqe aufgerüttelten Menge von den heimischen Zuständen abzulenken. nebelhaft verschwommne, phantastische Entwürfe, überseeische Abenteuer, Träume vom „größern Deutschland" sollen die „Nörgler," die Unzufriednen, die Unterdrückten mit dem Zwange ihres Zaubers fesseln, Die Geschichte niedergehender Gemeinwesen, verfallender Rcgiernngssusteme zeigt uns der Beispiele genug. Der demagogische Absolutismus Bounpnrtes, des Dezember- mcinues, suchte vergeblich de'u Sturz zu hindern, als er nach Italien, nach der Krim, nach Mexiko zog. Man experimentirt eben, man proturt, man langt zu muss Geratewohl, Wenn dabei viele Dutzende von Millionen Mark, von den kolossalen Kosten einer Wasserregulirung ganz abgesehen, aufgebracht von dem werkthätigen Volte, verbraucht, wenn neue Steuerkasten den kleinen Leuten aufgehalst werden, wenn die ganze deutsche „Wcllpolitik" sich am Ende mich nur als ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekte erweist, die Apostel der neuen Heilsbotschaft werden dennoch nicht ermüden. Wenn es hier nicht gelingt, vielleicht dort, zu immer neuen Zielen stechen die Kreuzfahrer um Ende des neunzehnten Jahrhundert in See: „Seegewnlt ist Reichsgewalt," Prinz Heinrich aber, der in neutestamentarischem Schwunge, kaum wohl aus dem Steg¬ reife, in Kiel des Kaisers Trinkspruch beantwortete, schwimmt noch auf dem Meere, Nicht mehr winkt ihm des Kriegers, des Siegers Kranz, das heißersehnte Gebiet ist gewonnen,,,ohne das; ein schuf; gefallen, der Krieg im Frieden ging zu Ende, ohne daß er eines Grenadiers Knochen gekostet. Die „gepanzerte Faust" brauchte nicht dreinzufahren. Wird der prinzliche Seefahrer nun heimfahren? Wir haben sein mit so glänzendem Pomp begonnenes Unternehmen von Anfang um eine Wnsserpromenade genannt, Sie wird nun zu einer Visiteutour bei den drei Kaisern von China, Japan, Korea, So viel Lärm um einen Eierkuchen! Der Appetit kommt immer beim Essen, und trotz aller amtlichen Erklärungen und Kanzler¬ vorschriften wird die feste Stellung in Kiautschcm nur der Ausgangs- und Stützpunkt für die eingebildeten Erben der alten Hansa sein. Derweil wachsen daheim die Ausgaben ins Ungemessene, Flotte und Landheer verschlingen die NcichSemkünfte, für Knlturaufgnbcn, wie für den Schutz vor Überschwemmungen, für Fluß- laufregulirungen fehlt daheim wohl, sicher aber nicht in Kinntschau das Geld, Die Hochzöllnerei sitzt am Nuder, die Sozialreform ist ein leeres Wort, und die Ausnahmegesetzgebung° schießt geil ins Kraut, ein überseeisches Abenteuer löst das andre ab. Ist das deutsche Volk nicht auf der Hut, duldet es, daß die nächsten Reichstagswahlen dem Evangeliumskurse eine Mehrheit schaffen, dann etnblirt sich das persönliche Regiment wie auf einen rovlwr alö Kron?:», Die Sozialdemokratie weiß, was sie in dieser Krisis zu thun hat. Mag man dein Wal¬ fisch Philistertum die Tonne Kiautschau zum Spielen hinwerfen, das Proletariat durchschaut das Spiel und geht zielsicher seines Weges, Wir hoffen, daß man solchen Niederträchtigkeiten, rin denen ein Bildungs¬ lumpenproletariat das „werkthätige Volk" aufsetzt, nicht länger freien Weg läßt. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig, — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/124>, abgerufen am 05.01.2025.