Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.Altbciirische Wanderungen Beteuerungen wie: "Gott fall mi 'n Thaler schenken," drollig auch die Schil¬ (Schluß folgt) Altbairische Wanderungen i on allen deutschen Flüssen ist der Jnn dem Rhein am ähn¬ Altbciirische Wanderungen Beteuerungen wie: „Gott fall mi 'n Thaler schenken," drollig auch die Schil¬ (Schluß folgt) Altbairische Wanderungen i on allen deutschen Flüssen ist der Jnn dem Rhein am ähn¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226374"/> <fw type="header" place="top"> Altbciirische Wanderungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_339" prev="#ID_338"> Beteuerungen wie: „Gott fall mi 'n Thaler schenken," drollig auch die Schil¬<lb/> derung des französischen Admiralschiffes, dessen Wimpel so lang ist wie von<lb/> Dover bis Calais — „hei mag ok ne Ell oder so körter west sin, Herr Block."<lb/> Dies alles kann uns aber doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir es mit<lb/> einer fast krankhaften Erscheinung, mit einem prahlerischer Lügenbold zu thun<lb/> haben. Unser Interesse ist nach dem Schluß der Geschichte eigentlich nur noch<lb/> psychiatrisch; wir haben kein inneres Verhältnis zu diesem Manne gewonnen,<lb/> der mit halb wahnsinnigem Egoismus nur eine einzige wirklich große Person<lb/> auf der Erde und in der Weltgeschichte kennt. Das ist der Grund- und An¬<lb/> lagefehler in Brinckmans Erzählung, die auch nicht mehr ein eigentliches<lb/> Läuschen genannt werden kann — obgleich Läuschen gerade mit Lügen zu¬<lb/> sammenhängt —, denn dafür ist sie bei ihren fast 60 Seiten doch zu lang.</p><lb/> <p xml:id="ID_340"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Altbairische Wanderungen</head><lb/> <div n="2"> <head> i</head><lb/> <p xml:id="ID_341" next="#ID_342"> on allen deutschen Flüssen ist der Jnn dem Rhein am ähn¬<lb/> lichsten. In seinem Steingrau schimmert selbst bei hohem<lb/> Wasserstand das Grün ans den Wellenkämmen. Wenn sich<lb/> dazu in jedem Wellenthälchen das Blau des Himmels spiegelt,<lb/> so giebt das vielfache Dämpfen und halbuntcrdrückte Leuchten<lb/> von Grün und Blau eine herrliche Farbenmischung, die echt „alpin" ist. Im<lb/> Winter sinkt der Wasserstand des Jnn, wie aller Gletschergebornen, dann<lb/> schlägt sich alles Grau nieder, und der Fluß wird immer dünner, klarer und<lb/> leuchtender. Ein wunderbares Bild, wie beim Nachlassen der Regengüsse und<lb/> Schneeschmelzen im Gebirge das Grün und Blan der Alpenseen und Gletscher¬<lb/> spalten in die oft stundenbreiten, mit weißem Kies bestreuten Flußbetten der<lb/> bairischen Hochebne herabsteigt! Es erinnert daran, wie die Sonne aus den<lb/> Dolomitzacken der Alpen das steinerne gewissermaßen aufglüht, sodaß sie<lb/> nur uoch Farbe und Licht sind. Dann sind von der Iller bis zum Jnn die<lb/> Bänder sichtbar, die das obere Donauland mit den Alpen verknüpfen, und bei<lb/> Passau Schürze sich ein wahrer Flußknoten. Blicken wir von der Schwelle des<lb/> herrlich erneuten Passauer Domes hinab, so sehen wir, wie sich der klare,<lb/> grüne Jnn mit der trüben, gelblichen Donau und dem dunkeln Waldwasser</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
Altbciirische Wanderungen
Beteuerungen wie: „Gott fall mi 'n Thaler schenken," drollig auch die Schil¬
derung des französischen Admiralschiffes, dessen Wimpel so lang ist wie von
Dover bis Calais — „hei mag ok ne Ell oder so körter west sin, Herr Block."
Dies alles kann uns aber doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir es mit
einer fast krankhaften Erscheinung, mit einem prahlerischer Lügenbold zu thun
haben. Unser Interesse ist nach dem Schluß der Geschichte eigentlich nur noch
psychiatrisch; wir haben kein inneres Verhältnis zu diesem Manne gewonnen,
der mit halb wahnsinnigem Egoismus nur eine einzige wirklich große Person
auf der Erde und in der Weltgeschichte kennt. Das ist der Grund- und An¬
lagefehler in Brinckmans Erzählung, die auch nicht mehr ein eigentliches
Läuschen genannt werden kann — obgleich Läuschen gerade mit Lügen zu¬
sammenhängt —, denn dafür ist sie bei ihren fast 60 Seiten doch zu lang.
(Schluß folgt)
Altbairische Wanderungen
i
on allen deutschen Flüssen ist der Jnn dem Rhein am ähn¬
lichsten. In seinem Steingrau schimmert selbst bei hohem
Wasserstand das Grün ans den Wellenkämmen. Wenn sich
dazu in jedem Wellenthälchen das Blau des Himmels spiegelt,
so giebt das vielfache Dämpfen und halbuntcrdrückte Leuchten
von Grün und Blau eine herrliche Farbenmischung, die echt „alpin" ist. Im
Winter sinkt der Wasserstand des Jnn, wie aller Gletschergebornen, dann
schlägt sich alles Grau nieder, und der Fluß wird immer dünner, klarer und
leuchtender. Ein wunderbares Bild, wie beim Nachlassen der Regengüsse und
Schneeschmelzen im Gebirge das Grün und Blan der Alpenseen und Gletscher¬
spalten in die oft stundenbreiten, mit weißem Kies bestreuten Flußbetten der
bairischen Hochebne herabsteigt! Es erinnert daran, wie die Sonne aus den
Dolomitzacken der Alpen das steinerne gewissermaßen aufglüht, sodaß sie
nur uoch Farbe und Licht sind. Dann sind von der Iller bis zum Jnn die
Bänder sichtbar, die das obere Donauland mit den Alpen verknüpfen, und bei
Passau Schürze sich ein wahrer Flußknoten. Blicken wir von der Schwelle des
herrlich erneuten Passauer Domes hinab, so sehen wir, wie sich der klare,
grüne Jnn mit der trüben, gelblichen Donau und dem dunkeln Waldwasser
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