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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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Litteratur

Buch über Die großen Berliner Effektenbanken (Jena, Gustav Fischer, 1896)
ist eine Geschichte der Operationen und Erfolge dieser Geldinstitute (der Diskouto-
gesellschaft, der Bank für Handel und Industrie, der Berliner Handelsgesellschaft,
der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Nationalbank für Deutschland) und
nur für Fachmänner genießbar. Von allgemeinem Interesse ist nur das Schicksal
des Verfassers, Paul Model. Er war dazu bestimmt, das Bankgeschäft H. C. Plant
zu übernehmen, und bereitete sich durch staatswissenschaftliche Studien darauf vor.
Das vorliegende Buch sollte seine Doktorarbeit werden. Kurz vor ihrer Vollendung
unterbrach er sie, unternahm zu seiner Erholung eine Gebirgsreihe und fand, zwei¬
undzwanzig Jahre alt, in Tirol am 22. August 1895 durch einen Absturz seinen
Tod. Sein Freund Otto Kohner hat die Arbeit ans dem Nachlasse des Ver¬
storbnen herausgegeben, und Professor Adolf Wagner, in dessen Seminar der Ver¬
storbne die Anregung zu seiner Arbeit empfangen hatte, hat eine Vorrede dazu
geschrieben. -- Wir schließen unsre Aufzählung mit der Anzeige, daß von dem
Grundriß der Politischen Ökonomie von Dr. Eugen Philippovich (Frei-
burg i. B. und Leipzig, I. C. B. Mohr), die wir im Jahrgang 1894 (drittes
Vierteljahr S. 527) kurz rezensirt haben, eine zweite, verbesserte und vermehrte
Auflage erschienen ist.


Neu-Deutschland von Dr. Andrew D. White, Präsidenten der Cornell-Uuiversitnt, früheren
Gesandten der Vereinigten Staaten in Berlin. Aus dein Englischen übersetzt von Dr. Wilhelm
Ruprecht. Göttingen, Vcmdenhoeck und Ruprecht, 1883

Dieses vor vierzehn Jahren erschienene sehr erfreuliche Schriftchen verdient
deswegen erneute Beachtung, weil der Verfasser jetzt wieder zum Gesandten demi
deutschen Reiche ernannt worden ist. Er hebt alle Vorzüge der Zustände im neuen
Reiche und alle guten Eigenschaften des deutschen Volkes mit warmer Freundschaft
für dieses hervor, ohne auf Kritik von seinem amerikanischen Standpunkte aus
zu verzichten. Von manchem seiner anerkennenden Urteile fühlen wir uns ein
wenig beschämt, z. B. wenn er uns nachrühmt, daß wir keine auf Sensationen
ausgehende und skandalsüchtige Presse hätten. Dagegen können wir mit gutem
Gewissen annehmen, was er auf Seite 43 schreibt: "Es ist buchstäblich wahr, daß
ich bei fünf verschiednen Besuchen in Dentschland, bei einem im ganzen vierjährigen
Aufenthalt in Hauptstädten und Dörfern, in Trauer- und Festzeiten, während
welcher alle Männer, Frauen und Kinder, die es erschwingen können, gewohnt
sind, Wein und Bier zu trinken, in der ganzen Zeit zusammen nicht so viel Be-
trunkne gesehen habe, wie an einem einzigen Jahrmarkstage in einem amerikanischen
Dorfe." Die Einleitung, in der er unter anderm das frühere politische Elend
Deutschlands hauptsächlich aus den geographischen Verhältnissen erklärt, beweist,
wenn nicht gründliche historische Studien, so doch einen sichern historischen Blick.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marcsuart in Leipzig
Litteratur

Buch über Die großen Berliner Effektenbanken (Jena, Gustav Fischer, 1896)
ist eine Geschichte der Operationen und Erfolge dieser Geldinstitute (der Diskouto-
gesellschaft, der Bank für Handel und Industrie, der Berliner Handelsgesellschaft,
der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Nationalbank für Deutschland) und
nur für Fachmänner genießbar. Von allgemeinem Interesse ist nur das Schicksal
des Verfassers, Paul Model. Er war dazu bestimmt, das Bankgeschäft H. C. Plant
zu übernehmen, und bereitete sich durch staatswissenschaftliche Studien darauf vor.
Das vorliegende Buch sollte seine Doktorarbeit werden. Kurz vor ihrer Vollendung
unterbrach er sie, unternahm zu seiner Erholung eine Gebirgsreihe und fand, zwei¬
undzwanzig Jahre alt, in Tirol am 22. August 1895 durch einen Absturz seinen
Tod. Sein Freund Otto Kohner hat die Arbeit ans dem Nachlasse des Ver¬
storbnen herausgegeben, und Professor Adolf Wagner, in dessen Seminar der Ver¬
storbne die Anregung zu seiner Arbeit empfangen hatte, hat eine Vorrede dazu
geschrieben. — Wir schließen unsre Aufzählung mit der Anzeige, daß von dem
Grundriß der Politischen Ökonomie von Dr. Eugen Philippovich (Frei-
burg i. B. und Leipzig, I. C. B. Mohr), die wir im Jahrgang 1894 (drittes
Vierteljahr S. 527) kurz rezensirt haben, eine zweite, verbesserte und vermehrte
Auflage erschienen ist.


Neu-Deutschland von Dr. Andrew D. White, Präsidenten der Cornell-Uuiversitnt, früheren
Gesandten der Vereinigten Staaten in Berlin. Aus dein Englischen übersetzt von Dr. Wilhelm
Ruprecht. Göttingen, Vcmdenhoeck und Ruprecht, 1883

Dieses vor vierzehn Jahren erschienene sehr erfreuliche Schriftchen verdient
deswegen erneute Beachtung, weil der Verfasser jetzt wieder zum Gesandten demi
deutschen Reiche ernannt worden ist. Er hebt alle Vorzüge der Zustände im neuen
Reiche und alle guten Eigenschaften des deutschen Volkes mit warmer Freundschaft
für dieses hervor, ohne auf Kritik von seinem amerikanischen Standpunkte aus
zu verzichten. Von manchem seiner anerkennenden Urteile fühlen wir uns ein
wenig beschämt, z. B. wenn er uns nachrühmt, daß wir keine auf Sensationen
ausgehende und skandalsüchtige Presse hätten. Dagegen können wir mit gutem
Gewissen annehmen, was er auf Seite 43 schreibt: „Es ist buchstäblich wahr, daß
ich bei fünf verschiednen Besuchen in Dentschland, bei einem im ganzen vierjährigen
Aufenthalt in Hauptstädten und Dörfern, in Trauer- und Festzeiten, während
welcher alle Männer, Frauen und Kinder, die es erschwingen können, gewohnt
sind, Wein und Bier zu trinken, in der ganzen Zeit zusammen nicht so viel Be-
trunkne gesehen habe, wie an einem einzigen Jahrmarkstage in einem amerikanischen
Dorfe." Die Einleitung, in der er unter anderm das frühere politische Elend
Deutschlands hauptsächlich aus den geographischen Verhältnissen erklärt, beweist,
wenn nicht gründliche historische Studien, so doch einen sichern historischen Blick.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marcsuart in Leipzig
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[0104] Litteratur Buch über Die großen Berliner Effektenbanken (Jena, Gustav Fischer, 1896) ist eine Geschichte der Operationen und Erfolge dieser Geldinstitute (der Diskouto- gesellschaft, der Bank für Handel und Industrie, der Berliner Handelsgesellschaft, der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Nationalbank für Deutschland) und nur für Fachmänner genießbar. Von allgemeinem Interesse ist nur das Schicksal des Verfassers, Paul Model. Er war dazu bestimmt, das Bankgeschäft H. C. Plant zu übernehmen, und bereitete sich durch staatswissenschaftliche Studien darauf vor. Das vorliegende Buch sollte seine Doktorarbeit werden. Kurz vor ihrer Vollendung unterbrach er sie, unternahm zu seiner Erholung eine Gebirgsreihe und fand, zwei¬ undzwanzig Jahre alt, in Tirol am 22. August 1895 durch einen Absturz seinen Tod. Sein Freund Otto Kohner hat die Arbeit ans dem Nachlasse des Ver¬ storbnen herausgegeben, und Professor Adolf Wagner, in dessen Seminar der Ver¬ storbne die Anregung zu seiner Arbeit empfangen hatte, hat eine Vorrede dazu geschrieben. — Wir schließen unsre Aufzählung mit der Anzeige, daß von dem Grundriß der Politischen Ökonomie von Dr. Eugen Philippovich (Frei- burg i. B. und Leipzig, I. C. B. Mohr), die wir im Jahrgang 1894 (drittes Vierteljahr S. 527) kurz rezensirt haben, eine zweite, verbesserte und vermehrte Auflage erschienen ist. Neu-Deutschland von Dr. Andrew D. White, Präsidenten der Cornell-Uuiversitnt, früheren Gesandten der Vereinigten Staaten in Berlin. Aus dein Englischen übersetzt von Dr. Wilhelm Ruprecht. Göttingen, Vcmdenhoeck und Ruprecht, 1883 Dieses vor vierzehn Jahren erschienene sehr erfreuliche Schriftchen verdient deswegen erneute Beachtung, weil der Verfasser jetzt wieder zum Gesandten demi deutschen Reiche ernannt worden ist. Er hebt alle Vorzüge der Zustände im neuen Reiche und alle guten Eigenschaften des deutschen Volkes mit warmer Freundschaft für dieses hervor, ohne auf Kritik von seinem amerikanischen Standpunkte aus zu verzichten. Von manchem seiner anerkennenden Urteile fühlen wir uns ein wenig beschämt, z. B. wenn er uns nachrühmt, daß wir keine auf Sensationen ausgehende und skandalsüchtige Presse hätten. Dagegen können wir mit gutem Gewissen annehmen, was er auf Seite 43 schreibt: „Es ist buchstäblich wahr, daß ich bei fünf verschiednen Besuchen in Dentschland, bei einem im ganzen vierjährigen Aufenthalt in Hauptstädten und Dörfern, in Trauer- und Festzeiten, während welcher alle Männer, Frauen und Kinder, die es erschwingen können, gewohnt sind, Wein und Bier zu trinken, in der ganzen Zeit zusammen nicht so viel Be- trunkne gesehen habe, wie an einem einzigen Jahrmarkstage in einem amerikanischen Dorfe." Die Einleitung, in der er unter anderm das frühere politische Elend Deutschlands hauptsächlich aus den geographischen Verhältnissen erklärt, beweist, wenn nicht gründliche historische Studien, so doch einen sichern historischen Blick. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marcsuart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/104>, abgerufen am 27.12.2024.