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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

boten vor längerer Zeit einmal die hübsche Erzählung Iraxg, natans gebracht. Sie
ist wohl die anziehendste aus der Zahl der hier in einer Rahmengeschichte ver¬
einigten Novellen. Alle zeichnet ein feines Gefühl für die Schönheiten der Natur
und für die Reize behaglichen Kleinlebens aus, wie ein natürliches Geschick, diese
zu schildern und scharfe, lebensvolle Charakterköpfe zu zeichnen.

Bei weitem tiefer, poetischer und humorvoller aber sind noch die Weihnachts¬
erzählungen Buttes, von denen zwei in Übersetzung von andrer Hand in den
Grenzboten gestanden haben. Butte hat wie wenige die Fähigkeit, die ergreifendsten
Herzensregungen wie die schlichtesten Bilder des täglichen Lebens mit dem schim¬
mernden Kleide der reichsten Poesie und des frischsten Humors, der an Andersen
und Dickens erinnert, zu umschließen, und so trotz alles Ernstes seiner Anschauungen
durchaus erquickende Bilder zu schaffen. An den vier Geschichten, die von E. Wulfs,
von einigen Härten abgesehen, sehr gewandt übersetzt sind, werden alle natürlich
empfindenden Herzen reine Frende haben.


Schulwandkarte von Deutschland im Jahre IV48 (nach dein westfälischen Frieden).
Von Hermana Schlag. 1 zu 800000. Glogau, C. Flemming ^1896^

Diese Karte kommt entschieden einem Bedürfnis entgegen, denn bisher hatte
man wohl historische Wandkarten einzelner deutscher Staaten, aber noch keine, die
ganz Deutschland in einem so entscheidenden Wendepunkte seiner Geschichte, wie es
der westfälische Friede ist, in hinlänglich großem Maßstabe darstellte, keine, die die
entsetzliche Zerfahrenheit des südwestlichen Deutschlands (und auch eiues großen
Teils vom Nordwesten), wie sie bis 1803 bestand, auf einen Blick zeigte. Wie
unhaltbar diese Zustände und wie gewaltig zugleich das politische Übergewicht der
geschlossenen großen Territorien des Ostens waren, das kann keine noch so lange
Erörterung so klar machen, wie dieses Blatt. Die einzelnen Territorien sind ganz
mit einer Farbe gedeckt und treten daher auf eine ziemlich große Entfernung sehr
deutlich hervor; nur tragen, um die Buntheit nicht allzu arg zu machen, die kleinern
Gebiete derselben Gattung (geistliche, reichsgräfliche, reichsritterschaftliche und reichs¬
städtische) auf der ganzen Karte stets dieselbe Farbe. Wünschenswert wäre, daß
in der Schweiz die Grenzen der einzelnen Kantone und Unterthanenlande, in den
Niederlanden die Grenzen der einzelnen Provinzen angegeben wären, da doch die
Namen dieser letzten bereits eingezeichnet sind. Mit weiser Sparsamkeit ist in der
Auswahl der angegebnen Orte Verfahren worden.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

boten vor längerer Zeit einmal die hübsche Erzählung Iraxg, natans gebracht. Sie
ist wohl die anziehendste aus der Zahl der hier in einer Rahmengeschichte ver¬
einigten Novellen. Alle zeichnet ein feines Gefühl für die Schönheiten der Natur
und für die Reize behaglichen Kleinlebens aus, wie ein natürliches Geschick, diese
zu schildern und scharfe, lebensvolle Charakterköpfe zu zeichnen.

Bei weitem tiefer, poetischer und humorvoller aber sind noch die Weihnachts¬
erzählungen Buttes, von denen zwei in Übersetzung von andrer Hand in den
Grenzboten gestanden haben. Butte hat wie wenige die Fähigkeit, die ergreifendsten
Herzensregungen wie die schlichtesten Bilder des täglichen Lebens mit dem schim¬
mernden Kleide der reichsten Poesie und des frischsten Humors, der an Andersen
und Dickens erinnert, zu umschließen, und so trotz alles Ernstes seiner Anschauungen
durchaus erquickende Bilder zu schaffen. An den vier Geschichten, die von E. Wulfs,
von einigen Härten abgesehen, sehr gewandt übersetzt sind, werden alle natürlich
empfindenden Herzen reine Frende haben.


Schulwandkarte von Deutschland im Jahre IV48 (nach dein westfälischen Frieden).
Von Hermana Schlag. 1 zu 800000. Glogau, C. Flemming ^1896^

Diese Karte kommt entschieden einem Bedürfnis entgegen, denn bisher hatte
man wohl historische Wandkarten einzelner deutscher Staaten, aber noch keine, die
ganz Deutschland in einem so entscheidenden Wendepunkte seiner Geschichte, wie es
der westfälische Friede ist, in hinlänglich großem Maßstabe darstellte, keine, die die
entsetzliche Zerfahrenheit des südwestlichen Deutschlands (und auch eiues großen
Teils vom Nordwesten), wie sie bis 1803 bestand, auf einen Blick zeigte. Wie
unhaltbar diese Zustände und wie gewaltig zugleich das politische Übergewicht der
geschlossenen großen Territorien des Ostens waren, das kann keine noch so lange
Erörterung so klar machen, wie dieses Blatt. Die einzelnen Territorien sind ganz
mit einer Farbe gedeckt und treten daher auf eine ziemlich große Entfernung sehr
deutlich hervor; nur tragen, um die Buntheit nicht allzu arg zu machen, die kleinern
Gebiete derselben Gattung (geistliche, reichsgräfliche, reichsritterschaftliche und reichs¬
städtische) auf der ganzen Karte stets dieselbe Farbe. Wünschenswert wäre, daß
in der Schweiz die Grenzen der einzelnen Kantone und Unterthanenlande, in den
Niederlanden die Grenzen der einzelnen Provinzen angegeben wären, da doch die
Namen dieser letzten bereits eingezeichnet sind. Mit weiser Sparsamkeit ist in der
Auswahl der angegebnen Orte Verfahren worden.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0600] Litteratur boten vor längerer Zeit einmal die hübsche Erzählung Iraxg, natans gebracht. Sie ist wohl die anziehendste aus der Zahl der hier in einer Rahmengeschichte ver¬ einigten Novellen. Alle zeichnet ein feines Gefühl für die Schönheiten der Natur und für die Reize behaglichen Kleinlebens aus, wie ein natürliches Geschick, diese zu schildern und scharfe, lebensvolle Charakterköpfe zu zeichnen. Bei weitem tiefer, poetischer und humorvoller aber sind noch die Weihnachts¬ erzählungen Buttes, von denen zwei in Übersetzung von andrer Hand in den Grenzboten gestanden haben. Butte hat wie wenige die Fähigkeit, die ergreifendsten Herzensregungen wie die schlichtesten Bilder des täglichen Lebens mit dem schim¬ mernden Kleide der reichsten Poesie und des frischsten Humors, der an Andersen und Dickens erinnert, zu umschließen, und so trotz alles Ernstes seiner Anschauungen durchaus erquickende Bilder zu schaffen. An den vier Geschichten, die von E. Wulfs, von einigen Härten abgesehen, sehr gewandt übersetzt sind, werden alle natürlich empfindenden Herzen reine Frende haben. Schulwandkarte von Deutschland im Jahre IV48 (nach dein westfälischen Frieden). Von Hermana Schlag. 1 zu 800000. Glogau, C. Flemming ^1896^ Diese Karte kommt entschieden einem Bedürfnis entgegen, denn bisher hatte man wohl historische Wandkarten einzelner deutscher Staaten, aber noch keine, die ganz Deutschland in einem so entscheidenden Wendepunkte seiner Geschichte, wie es der westfälische Friede ist, in hinlänglich großem Maßstabe darstellte, keine, die die entsetzliche Zerfahrenheit des südwestlichen Deutschlands (und auch eiues großen Teils vom Nordwesten), wie sie bis 1803 bestand, auf einen Blick zeigte. Wie unhaltbar diese Zustände und wie gewaltig zugleich das politische Übergewicht der geschlossenen großen Territorien des Ostens waren, das kann keine noch so lange Erörterung so klar machen, wie dieses Blatt. Die einzelnen Territorien sind ganz mit einer Farbe gedeckt und treten daher auf eine ziemlich große Entfernung sehr deutlich hervor; nur tragen, um die Buntheit nicht allzu arg zu machen, die kleinern Gebiete derselben Gattung (geistliche, reichsgräfliche, reichsritterschaftliche und reichs¬ städtische) auf der ganzen Karte stets dieselbe Farbe. Wünschenswert wäre, daß in der Schweiz die Grenzen der einzelnen Kantone und Unterthanenlande, in den Niederlanden die Grenzen der einzelnen Provinzen angegeben wären, da doch die Namen dieser letzten bereits eingezeichnet sind. Mit weiser Sparsamkeit ist in der Auswahl der angegebnen Orte Verfahren worden. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/600>, abgerufen am 05.01.2025.