Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Litteratur Wenn tels Bild der "vollkommnen" Antike dabei für manchen eine starke Einbuße Wir würden das Buch nicht "Geschichte des" usw. sondern "Das griechische Englische Geschichte im achtzehnten Jahrhundert. Von Wolfgang Michael. Erster Band. Hamburg und Leipzig, Leopold Boß, 1896. Der vorliegende erste Band eines breit angelegten Werkes erzählt nach einem Handbuch der Kunstgeschichte vou Anton Springer. Band 4. Die Renaissance im Norden und die Kunst des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Leipzig, E. A. Seemann, 1896 Pünktlich ist der vorliegende vierte Band erschienen und damit das früher an¬ Litteratur Wenn tels Bild der „vollkommnen" Antike dabei für manchen eine starke Einbuße Wir würden das Buch nicht „Geschichte des" usw. sondern „Das griechische Englische Geschichte im achtzehnten Jahrhundert. Von Wolfgang Michael. Erster Band. Hamburg und Leipzig, Leopold Boß, 1896. Der vorliegende erste Band eines breit angelegten Werkes erzählt nach einem Handbuch der Kunstgeschichte vou Anton Springer. Band 4. Die Renaissance im Norden und die Kunst des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Leipzig, E. A. Seemann, 1896 Pünktlich ist der vorliegende vierte Band erschienen und damit das früher an¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0597" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224181"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1769" prev="#ID_1768"> Wenn tels Bild der „vollkommnen" Antike dabei für manchen eine starke Einbuße<lb/> erleiden sollte, so geschähe das doch nur im Dienste der Wahrheit; andrerseits<lb/> wird der Verfasser mit ebenso großem Freimut alledem gerecht, was nach seinem<lb/> Urteil an den Theaterzuständeu des Altertums ideal war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1770"> Wir würden das Buch nicht „Geschichte des" usw. sondern „Das griechische<lb/> und das römische Theater" genannt haben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Englische Geschichte im achtzehnten Jahrhundert. Von Wolfgang Michael. Erster Band.<lb/> Hamburg und Leipzig, Leopold Boß, 1896.</head><lb/> <p xml:id="ID_1771"> Der vorliegende erste Band eines breit angelegten Werkes erzählt nach einem<lb/> raschen, geschickt gearbeitete» Gange durch die englische Geschichte bis zur Begrün¬<lb/> dung des Parlamentarischen Königtums dessen Anfänge, die Regierungen Wilhelms<lb/> und Annas, und dann, hier erst in voller Ausführlichkeit einsetzend, die Befestigung<lb/> der europäischen Stellung Georgs I. Der Verfasser steht auf Rankes Schultern,<lb/> und zwar in doppeltem Sinne: auch was er dank mancher neuen Quelle der<lb/> Staatsarchive von London, Hannover, Wien und Berlin neues bringt, ist nach<lb/> Rankes Methode möglichst objektiv berichtend der Fülle von bereits vorliegenden<lb/> wesentlich politischen und diplomatischen Thatsachen eingegliedert worden. Daß das<lb/> englische Volk, wie es im Vorwort heißt, der Held der Erzählung sei, läßt der<lb/> erste Band noch wenig spüren, und die historische Notwendigkeit, von der der Ver¬<lb/> fasser wiederholt an wichtigen Wendepunkten redet, auch glaubhaft darzustellen, dem<lb/> Leser einleuchten zu lassen, zu diesem Zwecke tiefern Zusammenhängen zwischen den<lb/> Ereignissen nachzugehen, dazu nimmt er so gut wie nirgends einen Anlauf. Na¬<lb/> mentlich um die Berücksichtigung dieser ja doch von ihm anerkannten historischen<lb/> Notwendigkeit möchten wir den Verfasser für die nächsten Bände bitten; „Handel<lb/> und Wandel, Recht und Verfassung, Wissenschaft, Kunst und Litteratur" verspricht<lb/> er selbst in der Folge mit darstellen zu wollen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Handbuch der Kunstgeschichte vou Anton Springer. Band 4. Die Renaissance im Norden<lb/> und die Kunst des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Leipzig, E. A. Seemann, 1896</head><lb/> <p xml:id="ID_1772" next="#ID_1773"> Pünktlich ist der vorliegende vierte Band erschienen und damit das früher an¬<lb/> gekündigte Werk zu seinem Abschluß gelangt. Was wir über die ersten drei Bände<lb/> zu sagen hatten, gilt auch von dem vierten. Wir haben ein köstliches Vermächtnis<lb/> des Meisters und Begründers der deutschen Kunstgeschichte vor uns, dessen sich<lb/> das Laienpublikum ebenso wie die Fachgeuossenschaft freuen kann. Daß in einem<lb/> so umfassenden Buche Irrtümer unterlaufen, und einzelne Schilderungen nicht dem<lb/> Standpunkte der neuesten Forschungen entsprechen, ist so selbstverständlich, daß man<lb/> darüber kein Wort verlieren sollte, zumal da es sich um das Werk eines Toten<lb/> handelt. Wir können deshalb das in einigen Zeitschriften zu Tage getretene Be¬<lb/> streben, durch Einzelberichtigungen zu zeigen, wie weit Anton Springer schon über¬<lb/> holt sei, nicht billigen. Auch wir glauben, daß unbeschadet der Pietät gegen den<lb/> Verstorbnen in dieser neuen Ausgabe hie und da noch mehr hätte geändert werden<lb/> können, und werden die Bedenken, die uns beim Lesen des Buches ausgestoßen sind,<lb/> gern den Herausgebern zur Verfügung stellen. Was es aber fiir einen Zweck haben<lb/> soll, derartige Kleinigkeiten über den Kreis der Fachgenossen hinaus dem großen<lb/> Publikum vorzulegen, vermögen wir nicht abzusehen. Für uns ist es eine Freude,<lb/> weitere Kreise auf die Vorzüge des Buches, das selbst ein Kunstwerk ist, auf¬<lb/> merksam zu machen und zu seiner Verbreitung beizutragen. Die vornehme Sprache<lb/> des Buches, das klare, besonnene Urteil, die volle Beherrschung des unendlichen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0597]
Litteratur
Wenn tels Bild der „vollkommnen" Antike dabei für manchen eine starke Einbuße
erleiden sollte, so geschähe das doch nur im Dienste der Wahrheit; andrerseits
wird der Verfasser mit ebenso großem Freimut alledem gerecht, was nach seinem
Urteil an den Theaterzuständeu des Altertums ideal war.
Wir würden das Buch nicht „Geschichte des" usw. sondern „Das griechische
und das römische Theater" genannt haben.
Englische Geschichte im achtzehnten Jahrhundert. Von Wolfgang Michael. Erster Band.
Hamburg und Leipzig, Leopold Boß, 1896.
Der vorliegende erste Band eines breit angelegten Werkes erzählt nach einem
raschen, geschickt gearbeitete» Gange durch die englische Geschichte bis zur Begrün¬
dung des Parlamentarischen Königtums dessen Anfänge, die Regierungen Wilhelms
und Annas, und dann, hier erst in voller Ausführlichkeit einsetzend, die Befestigung
der europäischen Stellung Georgs I. Der Verfasser steht auf Rankes Schultern,
und zwar in doppeltem Sinne: auch was er dank mancher neuen Quelle der
Staatsarchive von London, Hannover, Wien und Berlin neues bringt, ist nach
Rankes Methode möglichst objektiv berichtend der Fülle von bereits vorliegenden
wesentlich politischen und diplomatischen Thatsachen eingegliedert worden. Daß das
englische Volk, wie es im Vorwort heißt, der Held der Erzählung sei, läßt der
erste Band noch wenig spüren, und die historische Notwendigkeit, von der der Ver¬
fasser wiederholt an wichtigen Wendepunkten redet, auch glaubhaft darzustellen, dem
Leser einleuchten zu lassen, zu diesem Zwecke tiefern Zusammenhängen zwischen den
Ereignissen nachzugehen, dazu nimmt er so gut wie nirgends einen Anlauf. Na¬
mentlich um die Berücksichtigung dieser ja doch von ihm anerkannten historischen
Notwendigkeit möchten wir den Verfasser für die nächsten Bände bitten; „Handel
und Wandel, Recht und Verfassung, Wissenschaft, Kunst und Litteratur" verspricht
er selbst in der Folge mit darstellen zu wollen.
Handbuch der Kunstgeschichte vou Anton Springer. Band 4. Die Renaissance im Norden
und die Kunst des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Leipzig, E. A. Seemann, 1896
Pünktlich ist der vorliegende vierte Band erschienen und damit das früher an¬
gekündigte Werk zu seinem Abschluß gelangt. Was wir über die ersten drei Bände
zu sagen hatten, gilt auch von dem vierten. Wir haben ein köstliches Vermächtnis
des Meisters und Begründers der deutschen Kunstgeschichte vor uns, dessen sich
das Laienpublikum ebenso wie die Fachgeuossenschaft freuen kann. Daß in einem
so umfassenden Buche Irrtümer unterlaufen, und einzelne Schilderungen nicht dem
Standpunkte der neuesten Forschungen entsprechen, ist so selbstverständlich, daß man
darüber kein Wort verlieren sollte, zumal da es sich um das Werk eines Toten
handelt. Wir können deshalb das in einigen Zeitschriften zu Tage getretene Be¬
streben, durch Einzelberichtigungen zu zeigen, wie weit Anton Springer schon über¬
holt sei, nicht billigen. Auch wir glauben, daß unbeschadet der Pietät gegen den
Verstorbnen in dieser neuen Ausgabe hie und da noch mehr hätte geändert werden
können, und werden die Bedenken, die uns beim Lesen des Buches ausgestoßen sind,
gern den Herausgebern zur Verfügung stellen. Was es aber fiir einen Zweck haben
soll, derartige Kleinigkeiten über den Kreis der Fachgenossen hinaus dem großen
Publikum vorzulegen, vermögen wir nicht abzusehen. Für uns ist es eine Freude,
weitere Kreise auf die Vorzüge des Buches, das selbst ein Kunstwerk ist, auf¬
merksam zu machen und zu seiner Verbreitung beizutragen. Die vornehme Sprache
des Buches, das klare, besonnene Urteil, die volle Beherrschung des unendlichen
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