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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur -- Schwarzes Bret

Es Wäre wünschenswert, daß sich die gesetzgebenden Körperschaften bei Schaffung
der geplanten Militnrstrafprozeßordnung für das deutsche Reich von der Zenkschen
Schrift beraten ließen, und daß seine ruhige, besonnene Art künftig den Ton für
die Verhandlungen angeben möchte.


Volksbibliothek und Volkslesehalle eine kommunale Veranstaltung! Von Dr. ^'ur. se
Mi, P, F> Aschrott, Landrichter in Berlin. Berlin, Otto Liebmann, 1896

Dieses Heftchen, das gut über die englischen xubliv librarios -- man erinnere
sich immer daran, daß xudlie dreierlei heißt: öffentlich, gemeinnützig, volkstümlich --
und über die Berliner Volkslesehalle des Vereins ster ethische Kultur unterrichtet,
stellt das Ziel auf, das der Titel nennt. Wir find völlig damit einverstanden,
aber nicht damit, daß der Verfasser zu diesem Zwecke eine große Vereinigung wo¬
möglich aller Biblivthekschätze einer Stadt an einem Platze fordert, eine Zentral-
bibliothek, die dann wieder durch dezentralisirende Bttchcrausgabe nach allen Seiten
wirken soll. Unser Ideal ist die Verbreitung einer Menge kleiner Volksbibliotheken
mit Lesezimmern über eine große Stadt, weil nur dann die Persönlichkeit des
Bibliothekars den toten Stoff beleben kaun, und das ist das wichtigste an der
ganzen Volksbibliothek, wie man in Amerika längst eingesehen hat.


Goethes Briefwechsel mit Antonie Brentano 1814--1821. Herausgegeben von
Rudolf Jung. Weimar, Herin. Böhlaus Nachfolger, 18M

Ein paar Briefe und Zettelchen Goethes, unbedeutendsten Inhalts, obwohl das
Wort "bedeutend" oft vorkommt, meist an die Schwiegertochter des Brentano ge¬
richtet, der als der Gemahl der Maximiliane Laroche bekannt ist, dazu ein paar
unwahre schwärmerische Briefe von ihr an Goethe in demselben gequält geistreichen
Ton über Nichtigkeiten, und endlich einige sehr anders klingende Bemerkungen über
die Art des alten Goethe, sich zu geben, aus ihren Erinnerungen -- alles für die
Goethephilologie unzweifelhaft "bedeutend," wie schon die zahlreichen, zum Teil
übrigens aus sehr einfältige Leser berechneten Anmerkungen der Herausgebers zeigen,
für die übrigen Sterblichen "getretner Quark."




Schwarzes Bret

In der neuen Ausgabe seiner "Sprachdummheiten" macht G. Wnstmann wiederholt
darauf aufmerksam, was alles in neuerer Zeit durch gedankenloses Übersetzen aus dem Englischen
in unsre Sprache hereingeschleppt morden ist. Ein schlagendes Beispiel dafür ist wieder die
Reklame für ein neues Bitterwässer, die aus dem Lritisti Noililüil Journal übersetzt ist. Sie
lautet wörtlich:

Aperea ist angenehm im Geschmack, kann unbeschadet genommen werden und ist ein
ausnahmsweise wirkendes Abführmittel.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur — Schwarzes Bret

Es Wäre wünschenswert, daß sich die gesetzgebenden Körperschaften bei Schaffung
der geplanten Militnrstrafprozeßordnung für das deutsche Reich von der Zenkschen
Schrift beraten ließen, und daß seine ruhige, besonnene Art künftig den Ton für
die Verhandlungen angeben möchte.


Volksbibliothek und Volkslesehalle eine kommunale Veranstaltung! Von Dr. ^'ur. se
Mi, P, F> Aschrott, Landrichter in Berlin. Berlin, Otto Liebmann, 1896

Dieses Heftchen, das gut über die englischen xubliv librarios — man erinnere
sich immer daran, daß xudlie dreierlei heißt: öffentlich, gemeinnützig, volkstümlich —
und über die Berliner Volkslesehalle des Vereins ster ethische Kultur unterrichtet,
stellt das Ziel auf, das der Titel nennt. Wir find völlig damit einverstanden,
aber nicht damit, daß der Verfasser zu diesem Zwecke eine große Vereinigung wo¬
möglich aller Biblivthekschätze einer Stadt an einem Platze fordert, eine Zentral-
bibliothek, die dann wieder durch dezentralisirende Bttchcrausgabe nach allen Seiten
wirken soll. Unser Ideal ist die Verbreitung einer Menge kleiner Volksbibliotheken
mit Lesezimmern über eine große Stadt, weil nur dann die Persönlichkeit des
Bibliothekars den toten Stoff beleben kaun, und das ist das wichtigste an der
ganzen Volksbibliothek, wie man in Amerika längst eingesehen hat.


Goethes Briefwechsel mit Antonie Brentano 1814—1821. Herausgegeben von
Rudolf Jung. Weimar, Herin. Böhlaus Nachfolger, 18M

Ein paar Briefe und Zettelchen Goethes, unbedeutendsten Inhalts, obwohl das
Wort „bedeutend" oft vorkommt, meist an die Schwiegertochter des Brentano ge¬
richtet, der als der Gemahl der Maximiliane Laroche bekannt ist, dazu ein paar
unwahre schwärmerische Briefe von ihr an Goethe in demselben gequält geistreichen
Ton über Nichtigkeiten, und endlich einige sehr anders klingende Bemerkungen über
die Art des alten Goethe, sich zu geben, aus ihren Erinnerungen — alles für die
Goethephilologie unzweifelhaft „bedeutend," wie schon die zahlreichen, zum Teil
übrigens aus sehr einfältige Leser berechneten Anmerkungen der Herausgebers zeigen,
für die übrigen Sterblichen „getretner Quark."




Schwarzes Bret

In der neuen Ausgabe seiner „Sprachdummheiten" macht G. Wnstmann wiederholt
darauf aufmerksam, was alles in neuerer Zeit durch gedankenloses Übersetzen aus dem Englischen
in unsre Sprache hereingeschleppt morden ist. Ein schlagendes Beispiel dafür ist wieder die
Reklame für ein neues Bitterwässer, die aus dem Lritisti Noililüil Journal übersetzt ist. Sie
lautet wörtlich:

Aperea ist angenehm im Geschmack, kann unbeschadet genommen werden und ist ein
ausnahmsweise wirkendes Abführmittel.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0496] Litteratur — Schwarzes Bret Es Wäre wünschenswert, daß sich die gesetzgebenden Körperschaften bei Schaffung der geplanten Militnrstrafprozeßordnung für das deutsche Reich von der Zenkschen Schrift beraten ließen, und daß seine ruhige, besonnene Art künftig den Ton für die Verhandlungen angeben möchte. Volksbibliothek und Volkslesehalle eine kommunale Veranstaltung! Von Dr. ^'ur. se Mi, P, F> Aschrott, Landrichter in Berlin. Berlin, Otto Liebmann, 1896 Dieses Heftchen, das gut über die englischen xubliv librarios — man erinnere sich immer daran, daß xudlie dreierlei heißt: öffentlich, gemeinnützig, volkstümlich — und über die Berliner Volkslesehalle des Vereins ster ethische Kultur unterrichtet, stellt das Ziel auf, das der Titel nennt. Wir find völlig damit einverstanden, aber nicht damit, daß der Verfasser zu diesem Zwecke eine große Vereinigung wo¬ möglich aller Biblivthekschätze einer Stadt an einem Platze fordert, eine Zentral- bibliothek, die dann wieder durch dezentralisirende Bttchcrausgabe nach allen Seiten wirken soll. Unser Ideal ist die Verbreitung einer Menge kleiner Volksbibliotheken mit Lesezimmern über eine große Stadt, weil nur dann die Persönlichkeit des Bibliothekars den toten Stoff beleben kaun, und das ist das wichtigste an der ganzen Volksbibliothek, wie man in Amerika längst eingesehen hat. Goethes Briefwechsel mit Antonie Brentano 1814—1821. Herausgegeben von Rudolf Jung. Weimar, Herin. Böhlaus Nachfolger, 18M Ein paar Briefe und Zettelchen Goethes, unbedeutendsten Inhalts, obwohl das Wort „bedeutend" oft vorkommt, meist an die Schwiegertochter des Brentano ge¬ richtet, der als der Gemahl der Maximiliane Laroche bekannt ist, dazu ein paar unwahre schwärmerische Briefe von ihr an Goethe in demselben gequält geistreichen Ton über Nichtigkeiten, und endlich einige sehr anders klingende Bemerkungen über die Art des alten Goethe, sich zu geben, aus ihren Erinnerungen — alles für die Goethephilologie unzweifelhaft „bedeutend," wie schon die zahlreichen, zum Teil übrigens aus sehr einfältige Leser berechneten Anmerkungen der Herausgebers zeigen, für die übrigen Sterblichen „getretner Quark." Schwarzes Bret In der neuen Ausgabe seiner „Sprachdummheiten" macht G. Wnstmann wiederholt darauf aufmerksam, was alles in neuerer Zeit durch gedankenloses Übersetzen aus dem Englischen in unsre Sprache hereingeschleppt morden ist. Ein schlagendes Beispiel dafür ist wieder die Reklame für ein neues Bitterwässer, die aus dem Lritisti Noililüil Journal übersetzt ist. Sie lautet wörtlich: Aperea ist angenehm im Geschmack, kann unbeschadet genommen werden und ist ein ausnahmsweise wirkendes Abführmittel. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/496>, abgerufen am 05.01.2025.