Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches stadt angeführt hat. Der Spruch findet sich nicht bei Büchmann. Daß er aber 2. "Blut ist dicker als Wasser" hat der Kaiser vor kurzem den zum Besuch F. R nutze Pikante Lektüre können zuweilen auch antiquarische Bücherverzeichnisse Deutsche Gedenkblätter 1870/71. Herausgegeben zum Besten des Vater- "Herausgegeben zum Besten des Vaterländischen Frauenvereins." Schon. Maßgebliches und Unmaßgebliches stadt angeführt hat. Der Spruch findet sich nicht bei Büchmann. Daß er aber 2. „Blut ist dicker als Wasser" hat der Kaiser vor kurzem den zum Besuch F. R nutze Pikante Lektüre können zuweilen auch antiquarische Bücherverzeichnisse Deutsche Gedenkblätter 1870/71. Herausgegeben zum Besten des Vater- „Herausgegeben zum Besten des Vaterländischen Frauenvereins." Schon. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0348" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223932"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1055" prev="#ID_1054"> stadt angeführt hat. Der Spruch findet sich nicht bei Büchmann. Daß er aber<lb/> ein geflügeltes Wort ist, zeigt folgende Geschichte, die Plutarch im Leben des<lb/> Pompejus (Kapitel 50) erzählt. Pompejus wollte sich als xi^skeetus annonas,<lb/> d. i. Minister für die Getreidevcrsorguug, in die Kornkammern des römischen Reichs,<lb/> nach Sizilien, Sardinien und Nordafrika begeben, um dort Brvtkorn zu beschaffen.<lb/> Als er aber in See gehen wollte, erhob sich ein schwerer Sturm, sodaß die<lb/> Schiffskapitttue die Abfahrt widerrieten. Da sprang Pompejus als der erste ins<lb/> Schiff und gab den Befehl, die Anker zu lichten, indem er ausrief: n^L?^<lb/> OVX</p><lb/> <p xml:id="ID_1056"> 2. „Blut ist dicker als Wasser" hat der Kaiser vor kurzem den zum Besuch<lb/> der Berliner Ausstellung eingetroffnen Ingenieuren zugerufen. Das scheint ein<lb/> Sprichwort zu sein, es ist aber ein geflügeltes Wort. Woher stammt es aber?<lb/> In Deutschland scheint es bis dahin ganzlich unbekannt gewesen zu sein. Nun<lb/> lese ich aber in einem dänischen Roman von Jgemann: I^rite Nouvsäs Vg-ruclaw,<lb/> der mir in schwedischer Übersetzung vorliegt: da-alö mitt droclgrbloä inde- asu<lb/> AMgen og,rit liest tjoelcars Z.u vattruzt, i An, sü, Stulle, ni alärix bg,kva slunxik olvor<lb/> dron, d. h. wäre mein Bruderblut damals nicht etwas dicker gewesen als das<lb/> Wasser im Fluß, so wäret ihr schwerlich über die Brücke gekommen. Den be¬<lb/> sondern Fall anzuführen, auf deu sich das Wort hier bezieht, ist unnötig. Es<lb/> genügt, daß in Skandinavien der Spruch: block er tjoolcor um va,t>t>on, bekannt ist.<lb/> Mau könnte also vermuten, daß der Kaiser das Wort von einer seiner Nordlands¬<lb/> fahrten mitgebracht habe. Es könnte aber auch englischen Ursprungs sein, zumal<lb/> da er es zu Engländern gesagt hat. Weiß jemand, ob es in England ein Sprich¬<lb/> wort: blooä is tuiokkr klenn pater giebt?</p><lb/> <note type="byline"> F. R nutze</note><lb/> </div> <div n="2"> <head> Pikante Lektüre</head> <p xml:id="ID_1057"> können zuweilen auch antiquarische Bücherverzeichnisse<lb/> sein. So ist z. B. Herr Jos. Baer in Frankfurt am Main in der merkwürdigen<lb/> Lage, in seinem antiquarischen Anzeiger 452 unter Nummer 9282 folgendes Buch<lb/> anzubieten:</p><lb/> <p xml:id="ID_1058"> Deutsche Gedenkblätter 1870/71. Herausgegeben zum Besten des Vater-<lb/> ländischen Frauenvereins. Berlin, 1871. Gedruckt in der Königlichen Geheimen<lb/> Oberhofbuchdruckerei. Jay. 8°. Orig.-Kcirt. Mark 20. Geschenkexemplar der Kaiserin<lb/> Augusta an die Königin von England mit eigenhändiger Widmung auf dem Vor¬<lb/> satzblatte: Meiner teuren Victoria von Ihrer Getreuen Schwester, Cousine und<lb/> Freundin Augusta.</p><lb/> <p xml:id="ID_1059"> „Herausgegeben zum Besten des Vaterländischen Frauenvereins." Schon.<lb/> Aber zu wessen Besten mag das Buch (und gerade dieses Buch) an den Frank¬<lb/> furter Altbücherhändler gelangt sein?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0348]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
stadt angeführt hat. Der Spruch findet sich nicht bei Büchmann. Daß er aber
ein geflügeltes Wort ist, zeigt folgende Geschichte, die Plutarch im Leben des
Pompejus (Kapitel 50) erzählt. Pompejus wollte sich als xi^skeetus annonas,
d. i. Minister für die Getreidevcrsorguug, in die Kornkammern des römischen Reichs,
nach Sizilien, Sardinien und Nordafrika begeben, um dort Brvtkorn zu beschaffen.
Als er aber in See gehen wollte, erhob sich ein schwerer Sturm, sodaß die
Schiffskapitttue die Abfahrt widerrieten. Da sprang Pompejus als der erste ins
Schiff und gab den Befehl, die Anker zu lichten, indem er ausrief: n^L?^
OVX
2. „Blut ist dicker als Wasser" hat der Kaiser vor kurzem den zum Besuch
der Berliner Ausstellung eingetroffnen Ingenieuren zugerufen. Das scheint ein
Sprichwort zu sein, es ist aber ein geflügeltes Wort. Woher stammt es aber?
In Deutschland scheint es bis dahin ganzlich unbekannt gewesen zu sein. Nun
lese ich aber in einem dänischen Roman von Jgemann: I^rite Nouvsäs Vg-ruclaw,
der mir in schwedischer Übersetzung vorliegt: da-alö mitt droclgrbloä inde- asu
AMgen og,rit liest tjoelcars Z.u vattruzt, i An, sü, Stulle, ni alärix bg,kva slunxik olvor
dron, d. h. wäre mein Bruderblut damals nicht etwas dicker gewesen als das
Wasser im Fluß, so wäret ihr schwerlich über die Brücke gekommen. Den be¬
sondern Fall anzuführen, auf deu sich das Wort hier bezieht, ist unnötig. Es
genügt, daß in Skandinavien der Spruch: block er tjoolcor um va,t>t>on, bekannt ist.
Mau könnte also vermuten, daß der Kaiser das Wort von einer seiner Nordlands¬
fahrten mitgebracht habe. Es könnte aber auch englischen Ursprungs sein, zumal
da er es zu Engländern gesagt hat. Weiß jemand, ob es in England ein Sprich¬
wort: blooä is tuiokkr klenn pater giebt?
F. R nutze
Pikante Lektüre können zuweilen auch antiquarische Bücherverzeichnisse
sein. So ist z. B. Herr Jos. Baer in Frankfurt am Main in der merkwürdigen
Lage, in seinem antiquarischen Anzeiger 452 unter Nummer 9282 folgendes Buch
anzubieten:
Deutsche Gedenkblätter 1870/71. Herausgegeben zum Besten des Vater-
ländischen Frauenvereins. Berlin, 1871. Gedruckt in der Königlichen Geheimen
Oberhofbuchdruckerei. Jay. 8°. Orig.-Kcirt. Mark 20. Geschenkexemplar der Kaiserin
Augusta an die Königin von England mit eigenhändiger Widmung auf dem Vor¬
satzblatte: Meiner teuren Victoria von Ihrer Getreuen Schwester, Cousine und
Freundin Augusta.
„Herausgegeben zum Besten des Vaterländischen Frauenvereins." Schon.
Aber zu wessen Besten mag das Buch (und gerade dieses Buch) an den Frank¬
furter Altbücherhändler gelangt sein?
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