Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches öffnung des Dortmund-Emskcmnls und namentlich aus der billigen Fracht ans diesem Die amtlichen Erhebungen über das Handwerk. Die Ergebnisse der Wer heute über diese Frage schreibt, muß sich bewußt sein, daß kaum auf Über die Gründe, die zu diesem ersten Versuche geführt haben, das Handwerk 5) Mit dem zweiten "großen" Mittel hat der Reichskanzler am 8. aufgeräumt. Er hat
dabei die Gabe einer wahrhaft soldatischen Ironie entfaltet. Indem er deu Bimetallisteu Recht zu geben schien, legte er die Währungsverhältnisse genau so dar, wie wir es gelegentlich und bruchstückweise in diesen Heften und zusammenhängend in der im Grenzboleuverlag er¬ schienenen Volkswirtschaftslehre gethan haben: das Sinken des Silberpreises kann unser" Export nach den Silberländern schädigen; allerdings beträgt der nur 3 bis 4 Prozent unsers Gesamtexports und -- hat sich trotz des Rückgangs des SilberpreiseS im gnuzen günstig ent¬ wickelt u. s. f. Maßgebliches und Unmaßgebliches öffnung des Dortmund-Emskcmnls und namentlich aus der billigen Fracht ans diesem Die amtlichen Erhebungen über das Handwerk. Die Ergebnisse der Wer heute über diese Frage schreibt, muß sich bewußt sein, daß kaum auf Über die Gründe, die zu diesem ersten Versuche geführt haben, das Handwerk 5) Mit dem zweiten „großen" Mittel hat der Reichskanzler am 8. aufgeräumt. Er hat
dabei die Gabe einer wahrhaft soldatischen Ironie entfaltet. Indem er deu Bimetallisteu Recht zu geben schien, legte er die Währungsverhältnisse genau so dar, wie wir es gelegentlich und bruchstückweise in diesen Heften und zusammenhängend in der im Grenzboleuverlag er¬ schienenen Volkswirtschaftslehre gethan haben: das Sinken des Silberpreises kann unser» Export nach den Silberländern schädigen; allerdings beträgt der nur 3 bis 4 Prozent unsers Gesamtexports und — hat sich trotz des Rückgangs des SilberpreiseS im gnuzen günstig ent¬ wickelt u. s. f. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0350" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221996"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1150" prev="#ID_1149"> öffnung des Dortmund-Emskcmnls und namentlich aus der billigen Fracht ans diesem<lb/> Kanal zu erwachsen drohe. Sie würden am liebsten alle Wasserstraßen und das<lb/> ganze Meer sperren, wenn nur nicht — ihr Zucker und ihr Spiritus übers Meer<lb/> müßten/") Je weniger, wie gesagt, die Bestrebungen des Agrariertums durch ander¬<lb/> weitige, ernsthaft gemeinte oder bloß auf die Gewinnung andrer Volksschichten be¬<lb/> rechnete Prograinmsntze der konservativen Partei verdeckt werden, desto deutlicher<lb/> wird es sich zeigen, wie weit diese Bestrebungen, denen äußere, der Macht des<lb/> ritterlichen Grundbesitzes ebenbürtige feindliche Mächte nicht im Wege stehen, ver¬<lb/> wirklicht werden können, und wie weit sie an innern Widersprüchen scheitern müssen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die amtlichen Erhebungen über das Handwerk.</head> <p xml:id="ID_1151"> Die Ergebnisse der<lb/> im Sommer 1895 veranstalteten Erhebung über Verhttltuisse im Handwerk, be¬<lb/> arbeitet im kaiserlichen statistischen Amt, sind noch unmittelbar vor der ersten Lesung<lb/> des Gesetzentwurfs betreffend die Errichtung von Handwerkerkammern dem Reichs¬<lb/> tage zur Kenntnis zugegangen, ohne jedoch bei den Verhandlungen im Plenum am<lb/> 16. und 17. Dezember v. I. — abgesehen von einer kurzen Erwähnung von dem<lb/> Staatssekretär des Innern — irgendwie in Betracht gezogen zu werden Wir<lb/> wollen unsre Leser kurz über deu Inhalt des sehr umfangreichen statistischen Werks,<lb/> das nicht im Buchhandel erschienen ist, unterrichten und seine praktische Bedeutung<lb/> für die Behandlung der Handwerkerfrage beleuchten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1152"> Wer heute über diese Frage schreibt, muß sich bewußt sein, daß kaum auf<lb/> irgend einem sozialen oder wirtschaftlichen Gebiete die vorgefaßten Meinungen so<lb/> ihr Wesen treiben wie hier. Was man sich als das Handwerk der Vergangenheit<lb/> vorstellt, entspricht in der Regel ebenso wenig der Wirklichkeit, wie das Bild, das<lb/> man sich von dem Handwerk der Gegenwart macht, und vollends entbehrt das,<lb/> was man sich als die zukünftige Gestaltung und Lage des Handwerks denkt, fast<lb/> durchweg jedes Anhalts an irgendwo oder irgendwann dagewesene, bekannte Ver¬<lb/> hältnisse und thatsächliche Unterlagen. Es ist deshalb schwer, aber auch andrerseits<lb/> besonders nötig, daß der Statistik auf diesem Gebiete zu ihrem Rechte verholfen<lb/> werde, mag immerhin dadurch manche hüben und drüben znni Parteidogma er¬<lb/> habne Anschauung durch die statistische Beleuchtung etwas an Bedeutung verlieren.<lb/> Schon als erster Versuch der amtlichen deutscheu Statistik uach dieser Richtung<lb/> hat das neue Werk des statistischen Amts Anspruch auf eine besondre Beachtung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1153" next="#ID_1154"> Über die Gründe, die zu diesem ersten Versuche geführt haben, das Handwerk<lb/> als solches einmal statistisch zu erfassen, spricht sich der Reichskanzler bereits in<lb/> seinem Rundschreiben vom 27. Mai 1395 vollkommen klar aus. Es heißt dort<lb/> wörtlich: „Wie bekannt ist, besteht in den Kreisen des organisirten Handwerks das<lb/> lebhafte Verlangen, daß dem Handwerkerstande eine festere, namentlich auf dem<lb/> Gebiete der Lehrlingsausbildung leistungsfähigere Organisation gegeben werde, als<lb/> sie die bisherigen fakultativen Innungen zu bieten vermögen. Bevor zu diese»<lb/> Wünschen Stellung genommen werden kann, muß vor allem weitern ein Urteil<lb/> über die thatsächliche Durchführbarkeit einer allgemeinen lokalen Organisation des</p><lb/> <note xml:id="FID_54" place="foot"> 5) Mit dem zweiten „großen" Mittel hat der Reichskanzler am 8. aufgeräumt. Er hat<lb/> dabei die Gabe einer wahrhaft soldatischen Ironie entfaltet. Indem er deu Bimetallisteu<lb/> Recht zu geben schien, legte er die Währungsverhältnisse genau so dar, wie wir es gelegentlich<lb/> und bruchstückweise in diesen Heften und zusammenhängend in der im Grenzboleuverlag er¬<lb/> schienenen Volkswirtschaftslehre gethan haben: das Sinken des Silberpreises kann unser»<lb/> Export nach den Silberländern schädigen; allerdings beträgt der nur 3 bis 4 Prozent unsers<lb/> Gesamtexports und — hat sich trotz des Rückgangs des SilberpreiseS im gnuzen günstig ent¬<lb/> wickelt u. s. f.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
öffnung des Dortmund-Emskcmnls und namentlich aus der billigen Fracht ans diesem
Kanal zu erwachsen drohe. Sie würden am liebsten alle Wasserstraßen und das
ganze Meer sperren, wenn nur nicht — ihr Zucker und ihr Spiritus übers Meer
müßten/") Je weniger, wie gesagt, die Bestrebungen des Agrariertums durch ander¬
weitige, ernsthaft gemeinte oder bloß auf die Gewinnung andrer Volksschichten be¬
rechnete Prograinmsntze der konservativen Partei verdeckt werden, desto deutlicher
wird es sich zeigen, wie weit diese Bestrebungen, denen äußere, der Macht des
ritterlichen Grundbesitzes ebenbürtige feindliche Mächte nicht im Wege stehen, ver¬
wirklicht werden können, und wie weit sie an innern Widersprüchen scheitern müssen.
Die amtlichen Erhebungen über das Handwerk. Die Ergebnisse der
im Sommer 1895 veranstalteten Erhebung über Verhttltuisse im Handwerk, be¬
arbeitet im kaiserlichen statistischen Amt, sind noch unmittelbar vor der ersten Lesung
des Gesetzentwurfs betreffend die Errichtung von Handwerkerkammern dem Reichs¬
tage zur Kenntnis zugegangen, ohne jedoch bei den Verhandlungen im Plenum am
16. und 17. Dezember v. I. — abgesehen von einer kurzen Erwähnung von dem
Staatssekretär des Innern — irgendwie in Betracht gezogen zu werden Wir
wollen unsre Leser kurz über deu Inhalt des sehr umfangreichen statistischen Werks,
das nicht im Buchhandel erschienen ist, unterrichten und seine praktische Bedeutung
für die Behandlung der Handwerkerfrage beleuchten.
Wer heute über diese Frage schreibt, muß sich bewußt sein, daß kaum auf
irgend einem sozialen oder wirtschaftlichen Gebiete die vorgefaßten Meinungen so
ihr Wesen treiben wie hier. Was man sich als das Handwerk der Vergangenheit
vorstellt, entspricht in der Regel ebenso wenig der Wirklichkeit, wie das Bild, das
man sich von dem Handwerk der Gegenwart macht, und vollends entbehrt das,
was man sich als die zukünftige Gestaltung und Lage des Handwerks denkt, fast
durchweg jedes Anhalts an irgendwo oder irgendwann dagewesene, bekannte Ver¬
hältnisse und thatsächliche Unterlagen. Es ist deshalb schwer, aber auch andrerseits
besonders nötig, daß der Statistik auf diesem Gebiete zu ihrem Rechte verholfen
werde, mag immerhin dadurch manche hüben und drüben znni Parteidogma er¬
habne Anschauung durch die statistische Beleuchtung etwas an Bedeutung verlieren.
Schon als erster Versuch der amtlichen deutscheu Statistik uach dieser Richtung
hat das neue Werk des statistischen Amts Anspruch auf eine besondre Beachtung.
Über die Gründe, die zu diesem ersten Versuche geführt haben, das Handwerk
als solches einmal statistisch zu erfassen, spricht sich der Reichskanzler bereits in
seinem Rundschreiben vom 27. Mai 1395 vollkommen klar aus. Es heißt dort
wörtlich: „Wie bekannt ist, besteht in den Kreisen des organisirten Handwerks das
lebhafte Verlangen, daß dem Handwerkerstande eine festere, namentlich auf dem
Gebiete der Lehrlingsausbildung leistungsfähigere Organisation gegeben werde, als
sie die bisherigen fakultativen Innungen zu bieten vermögen. Bevor zu diese»
Wünschen Stellung genommen werden kann, muß vor allem weitern ein Urteil
über die thatsächliche Durchführbarkeit einer allgemeinen lokalen Organisation des
5) Mit dem zweiten „großen" Mittel hat der Reichskanzler am 8. aufgeräumt. Er hat
dabei die Gabe einer wahrhaft soldatischen Ironie entfaltet. Indem er deu Bimetallisteu
Recht zu geben schien, legte er die Währungsverhältnisse genau so dar, wie wir es gelegentlich
und bruchstückweise in diesen Heften und zusammenhängend in der im Grenzboleuverlag er¬
schienenen Volkswirtschaftslehre gethan haben: das Sinken des Silberpreises kann unser»
Export nach den Silberländern schädigen; allerdings beträgt der nur 3 bis 4 Prozent unsers
Gesamtexports und — hat sich trotz des Rückgangs des SilberpreiseS im gnuzen günstig ent¬
wickelt u. s. f.
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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