Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Der erste Beste in die Mache, für alles und jedes. Eine regelrechte Gymnasialausbildung Er hatte aber wohl auch Freude an dir, sagte Margarete, indem sie mit Gar nicht. Der zieht jeden. Wäre nicht sein Unglück über ihn ge¬ Aber man braucht ja kein Schnljunge zu sein, um von ihm zu lernen, Und ob ich daran denke! Du wirst es thun, Gretchen, nicht wahr, und Alles, alles, so gut ichs kann, Fritz. Er spielt die Lieder auf dem Cello, auf dem er Meister ist; aber es Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, jeder mit seinen Gedanken be¬ Da ist ja schon der Park und das Türmchen! In fünf Minuten sind 16 Die Herrschaften wären im Terrassenzimmer nach dem Garten zu, wurde Wir wissen Bescheid, sagte Fritz, bleiben Sie nur. Komm, Gretchen! -- Elegante Leute, die Sternseldts, hin? meinte Hans, indem er sich in dem Sehr! antwortete sie ernsthaft lächelnd. In diesem Augenblick sah sie dnrch die offne Thür ins nächste Zimmer Aufgepaßt! Feind in Sicht! fuhr es Fritz durch den Kopf. Er drückte Nimm dich zusammen, Gretel, murmelte er schnell. Schon sah sich Hans, der achtlos weiter gegangen war, verwundert nach Der erste Beste in die Mache, für alles und jedes. Eine regelrechte Gymnasialausbildung Er hatte aber wohl auch Freude an dir, sagte Margarete, indem sie mit Gar nicht. Der zieht jeden. Wäre nicht sein Unglück über ihn ge¬ Aber man braucht ja kein Schnljunge zu sein, um von ihm zu lernen, Und ob ich daran denke! Du wirst es thun, Gretchen, nicht wahr, und Alles, alles, so gut ichs kann, Fritz. Er spielt die Lieder auf dem Cello, auf dem er Meister ist; aber es Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, jeder mit seinen Gedanken be¬ Da ist ja schon der Park und das Türmchen! In fünf Minuten sind 16 Die Herrschaften wären im Terrassenzimmer nach dem Garten zu, wurde Wir wissen Bescheid, sagte Fritz, bleiben Sie nur. Komm, Gretchen! — Elegante Leute, die Sternseldts, hin? meinte Hans, indem er sich in dem Sehr! antwortete sie ernsthaft lächelnd. In diesem Augenblick sah sie dnrch die offne Thür ins nächste Zimmer Aufgepaßt! Feind in Sicht! fuhr es Fritz durch den Kopf. Er drückte Nimm dich zusammen, Gretel, murmelte er schnell. Schon sah sich Hans, der achtlos weiter gegangen war, verwundert nach <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220473"/> <fw type="header" place="top"> Der erste Beste</fw><lb/> <p xml:id="ID_569" prev="#ID_568"> in die Mache, für alles und jedes. Eine regelrechte Gymnasialausbildung<lb/> gabs da freilich nicht. Ich mußte mich mit dem Freiwilligenzeuguis begnügen;<lb/> und auch das bekam ich nur mit knapper Not. Ich hatte ja keine Zeit, mehr<lb/> für mich zu thun in diesem Sinne. Auf den künftigen Gelehrten konnte ich<lb/> nicht lossteuern. Aber gesund hab ich gelernt bei ihm, und gern. Er gab<lb/> nichts Überflüssiges, keinen Ballast, keinen Rauch. Alles leuchtete in Kopf<lb/> und Herz hinein, was er sagte. O ja, ich verdanke ihm viel!</p><lb/> <p xml:id="ID_570"> Er hatte aber wohl auch Freude an dir, sagte Margarete, indem sie mit<lb/> frohem Lächeln an ihrem Mann hinaufsah. Zu einem so besondern Lehrer<lb/> gehört auch ein besondrer Schüler, denk ich mir.</p><lb/> <p xml:id="ID_571"> Gar nicht. Der zieht jeden. Wäre nicht sein Unglück über ihn ge¬<lb/> kommen, so Hütte ich mirs stark überlegt, ob es nicht gut gewesen wäre, den<lb/> Hans auch aus dem Treibhaus ins sreie Land zu verpflanzen. Das hat nun<lb/> nicht sein sollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_572"> Aber man braucht ja kein Schnljunge zu sein, um von ihm zu lernen,<lb/> wandte Hans ein. Denkst du wohl an unsre Winterabende mit ihm-?</p><lb/> <p xml:id="ID_573"> Und ob ich daran denke! 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Der erste Beste
in die Mache, für alles und jedes. Eine regelrechte Gymnasialausbildung
gabs da freilich nicht. Ich mußte mich mit dem Freiwilligenzeuguis begnügen;
und auch das bekam ich nur mit knapper Not. Ich hatte ja keine Zeit, mehr
für mich zu thun in diesem Sinne. Auf den künftigen Gelehrten konnte ich
nicht lossteuern. Aber gesund hab ich gelernt bei ihm, und gern. Er gab
nichts Überflüssiges, keinen Ballast, keinen Rauch. Alles leuchtete in Kopf
und Herz hinein, was er sagte. O ja, ich verdanke ihm viel!
Er hatte aber wohl auch Freude an dir, sagte Margarete, indem sie mit
frohem Lächeln an ihrem Mann hinaufsah. Zu einem so besondern Lehrer
gehört auch ein besondrer Schüler, denk ich mir.
Gar nicht. Der zieht jeden. Wäre nicht sein Unglück über ihn ge¬
kommen, so Hütte ich mirs stark überlegt, ob es nicht gut gewesen wäre, den
Hans auch aus dem Treibhaus ins sreie Land zu verpflanzen. Das hat nun
nicht sein sollen.
Aber man braucht ja kein Schnljunge zu sein, um von ihm zu lernen,
wandte Hans ein. Denkst du wohl an unsre Winterabende mit ihm-?
Und ob ich daran denke! Du wirst es thun, Gretchen, nicht wahr, und
ihm vorsingen?
Alles, alles, so gut ichs kann, Fritz.
Er spielt die Lieder auf dem Cello, auf dem er Meister ist; aber es
fehlen ihm die Worte. Selber hat er keinen Ton in der Kehle. Was wird
er für ein Gesicht machen, wenn er den Bach wieder hört! Den hat ihm
seine Frau vorgesungen. Sie starb früh; er hats nie verwunden, hat sie
sehr geliebt.
Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, jeder mit seinen Gedanken be¬
schäftigt. Endlich richtete sich Fritz gerade auf und sah sich um.
Da ist ja schon der Park und das Türmchen! In fünf Minuten sind
wir da.
16
Die Herrschaften wären im Terrassenzimmer nach dem Garten zu, wurde
ihnen von dem Diener gesagt, der eine der auf das weitläufige Treppenhaus
mündenden Thüren öffnete.
Wir wissen Bescheid, sagte Fritz, bleiben Sie nur. Komm, Gretchen! —
Er gab seiner Frau den Arm.
Elegante Leute, die Sternseldts, hin? meinte Hans, indem er sich in dem
großen schönen Saal umsah, durch den sie eben gingen. Wie gefällt dir unsre
Bauernhütte daneben, Gretel?
Sehr! antwortete sie ernsthaft lächelnd.
In diesem Augenblick sah sie dnrch die offne Thür ins nächste Zimmer
und blieb stehen. Fritz fühlte, wie ihr Arm in dem seinen zuckte, und sah sie
verwundert an. Sie war bis in die Lippen blaß. Er folgte ihrem ängst¬
lichen geradeaus gerichteten starren Blick. Drinnen stand Wcildemar Scholz
mit einer Dame im Gespräch.
Aufgepaßt! Feind in Sicht! fuhr es Fritz durch den Kopf. Er drückte
Margaretens Arm fest an sich.
Nimm dich zusammen, Gretel, murmelte er schnell.
Schon sah sich Hans, der achtlos weiter gegangen war, verwundert nach
ihnen um. Aber der kurze, fast herrische Ton in der Anrede ihres Mannes
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