Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Zweites Vierteljahr.Lügen Oühriug und die Größen der modernen Litteratur er seine grammatische Weisheit vor ihm austrank und trotz aller Versuche des (Fortsetzung folgt) (Lügen Dühring und die Größen der modernen Litteratur (Schluß) as zunächst den ersten und wichtigsten Punkt anlangt, so steht Lügen Oühriug und die Größen der modernen Litteratur er seine grammatische Weisheit vor ihm austrank und trotz aller Versuche des (Fortsetzung folgt) (Lügen Dühring und die Größen der modernen Litteratur (Schluß) as zunächst den ersten und wichtigsten Punkt anlangt, so steht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/219766"/> <fw type="header" place="top"> Lügen Oühriug und die Größen der modernen Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_246" prev="#ID_245"> er seine grammatische Weisheit vor ihm austrank und trotz aller Versuche des<lb/> weltmännisch feinen Atheners, dem Gespräch eine andre Wendung zu geben,<lb/> immer wieder, wie der Bürgermeister in Kotzelmes Kleinstädtern auf be¬<lb/> sagten Hammel, so auf sein grammatisches Mückenseigen zurückkommt. Später,<lb/> als der Unterricht im Zeichnen und im Malen auf Holz von Sikyon aus über<lb/> ganz Hellas Verbreitung fand und, z. V. von Aristoteles, als notwendiges<lb/> Bildungsmittel freier Knaben angesehen wurde, um sie zur richtigen Beurtei¬<lb/> lung von Kunstwerken zu befähigen, kam zu den Elementarlehrern noch der<lb/> Zeichenlehrer hinzu. Doch hatten, wie Platos Beispiel zeigt, schon vorher<lb/> die Söhne wohlhabender Athener Zeichnen gelernt.</p><lb/> <p xml:id="ID_247"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Lügen Dühring und die Größen der modernen<lb/> Litteratur<lb/> (Schluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_248" next="#ID_249"> as zunächst den ersten und wichtigsten Punkt anlangt, so steht<lb/> Dühring mit seinen Anschauungen keineswegs auf der einsamen<lb/> Höhe, auf der wir ihn in andern Beziehungen finden. Er ist<lb/> nicht Pedant genug, um Kothurn und Soccus ohne jede Aus¬<lb/> nahmen für Kinderschuhe anzusehen, er hat sichtlich ein BedürfnisMK'^WWvM<lb/> MWW^<lb/> ^ ^<lb/> nach lyrischer Dichtung von höchstem Schwung der Empfindung und voll¬<lb/> endeter Form, sicher auch volles Verständnis für einzelne Lieblingsdichter, unter<lb/> denen Bürger und Byron in seiner Schätzung am höchsten stehen, er nähert<lb/> sich den Anschauungen künstlerisch empfindender, kunftgenießender und kuust-<lb/> bedürftiger Menschen bis zu dem Punkt, daß er zugesteht (nachdem er un¬<lb/> umwunden erklärt hat, „überhaupt ist schon alles spielerische, wie es selbst<lb/> die ernste Poesie mit sich gebracht hat, eine Ursache der schließlichen Herab-<lb/> minderung ihrer Schätzung"), daß ein „gewisses Maß vom spielerischen auch<lb/> mit der bessern und edlern Menschennatur verträglich sei," daß zwar „die<lb/> künstlerischen Bethätigungen immer ein wenig an Spielzeug der Menschheit er¬<lb/> innerten," daß jedoch der Menschheit derartiges Spielzeug zu gönnen sei. Nur<lb/> müsse man „Unterschiede machen" und zusehen, „wo das spielerische etwa in<lb/> Ungeheuerlichkeit und entschieden geschmacklose Albernheit ausartet." Folgt<lb/> man jedoch Dührings Darstellungen genauer, so ergiebt sich bald, daß er uicht<lb/> nur bei weitem den größten Teil aller dramatischen und epischen Schöpfungen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Lügen Oühriug und die Größen der modernen Litteratur
er seine grammatische Weisheit vor ihm austrank und trotz aller Versuche des
weltmännisch feinen Atheners, dem Gespräch eine andre Wendung zu geben,
immer wieder, wie der Bürgermeister in Kotzelmes Kleinstädtern auf be¬
sagten Hammel, so auf sein grammatisches Mückenseigen zurückkommt. Später,
als der Unterricht im Zeichnen und im Malen auf Holz von Sikyon aus über
ganz Hellas Verbreitung fand und, z. V. von Aristoteles, als notwendiges
Bildungsmittel freier Knaben angesehen wurde, um sie zur richtigen Beurtei¬
lung von Kunstwerken zu befähigen, kam zu den Elementarlehrern noch der
Zeichenlehrer hinzu. Doch hatten, wie Platos Beispiel zeigt, schon vorher
die Söhne wohlhabender Athener Zeichnen gelernt.
(Fortsetzung folgt)
(Lügen Dühring und die Größen der modernen
Litteratur
(Schluß)
as zunächst den ersten und wichtigsten Punkt anlangt, so steht
Dühring mit seinen Anschauungen keineswegs auf der einsamen
Höhe, auf der wir ihn in andern Beziehungen finden. Er ist
nicht Pedant genug, um Kothurn und Soccus ohne jede Aus¬
nahmen für Kinderschuhe anzusehen, er hat sichtlich ein BedürfnisMK'^WWvM
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nach lyrischer Dichtung von höchstem Schwung der Empfindung und voll¬
endeter Form, sicher auch volles Verständnis für einzelne Lieblingsdichter, unter
denen Bürger und Byron in seiner Schätzung am höchsten stehen, er nähert
sich den Anschauungen künstlerisch empfindender, kunftgenießender und kuust-
bedürftiger Menschen bis zu dem Punkt, daß er zugesteht (nachdem er un¬
umwunden erklärt hat, „überhaupt ist schon alles spielerische, wie es selbst
die ernste Poesie mit sich gebracht hat, eine Ursache der schließlichen Herab-
minderung ihrer Schätzung"), daß ein „gewisses Maß vom spielerischen auch
mit der bessern und edlern Menschennatur verträglich sei," daß zwar „die
künstlerischen Bethätigungen immer ein wenig an Spielzeug der Menschheit er¬
innerten," daß jedoch der Menschheit derartiges Spielzeug zu gönnen sei. Nur
müsse man „Unterschiede machen" und zusehen, „wo das spielerische etwa in
Ungeheuerlichkeit und entschieden geschmacklose Albernheit ausartet." Folgt
man jedoch Dührings Darstellungen genauer, so ergiebt sich bald, daß er uicht
nur bei weitem den größten Teil aller dramatischen und epischen Schöpfungen
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