Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.Schwarzes Bret Als eine schlagende Bestätigung des Vorwurfs, den wir kürzlich hier gegen gewisse Wenn ein musikalischer Mensch dieses Programm von Anfang bis zu Ende anhören Das Berliner Tageblatt (3. März, Abendausgabe) schreibt : "Man sieht, die Kommission Ist der Zwischensatz ein leiser Anfang jener Selbstironie, die großen Geistern so gut Geburtsanzeige Soeben ist Frau Amts-Schrift-Sprache, meine Gemahlin, ebenso schwer wie glücklich Papierowisch, Polizeioberst Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Curt Marquart in Leipzig Schwarzes Bret Als eine schlagende Bestätigung des Vorwurfs, den wir kürzlich hier gegen gewisse Wenn ein musikalischer Mensch dieses Programm von Anfang bis zu Ende anhören Das Berliner Tageblatt (3. März, Abendausgabe) schreibt : „Man sieht, die Kommission Ist der Zwischensatz ein leiser Anfang jener Selbstironie, die großen Geistern so gut Geburtsanzeige Soeben ist Frau Amts-Schrift-Sprache, meine Gemahlin, ebenso schwer wie glücklich Papierowisch, Polizeioberst Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Curt Marquart in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0562" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214354"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Schwarzes Bret</head><lb/> <p xml:id="ID_2039"> Als eine schlagende Bestätigung des Vorwurfs, den wir kürzlich hier gegen gewisse<lb/> Militärkapellen erhoben haben, daß sie in ihren Groschenkonzerten das unmusikalische große<lb/> Publikum, anstatt ihm gute Musik zu bieten, in sündhafter Weise mit Wagner überfüttern,<lb/> kann das Programm eines Konzerts diene», das der Musikdirektor des 107. Regiments für<lb/> den 3. März im Krystallpalast in Leipzig angekündigt hat. Er nennt das Konzett geradezu<lb/> einen „Wagnerabend," und das Programm lautet (übrigens in einem wunderbaren Deutsch,<lb/> das wahrscheinlich „schneidig" klingen soll, in Wahrheit aber ein lächerliches Gestammel ist)<lb/> wörtlich: Ouvertüre Rienzi, Waldweben. Tonbilder Walküre. Trauermarsch. Kriegssansnren<lb/> und Kvnigsgebet. Kaisermarsch. Vorspiel Parsifal. Ouvertüre Tannhäuser. Paraphrase<lb/> Meistersinger. Fantasie Fliegender Holländer.</p><lb/> <p xml:id="ID_2040"> Wenn ein musikalischer Mensch dieses Programm von Anfang bis zu Ende anhören<lb/> wollte, so würde er das Konzert nicht nur in geistigem und gemütlichen, sondern geradezu<lb/> in körperlichem Unwohlsein verlassen. Ganz unmusikalische Menschen werden es ja vielleicht<lb/> aushalten. Kann es aber der Beruf unsrer Militärkapellen sein, Nerven und Magen eines<lb/> arglosen Konzertpnblikmus ans eine derartige Probe zu stellen? Armes Volk!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2041"> Das Berliner Tageblatt (3. März, Abendausgabe) schreibt : „Man sieht, die Kommission<lb/> ist noch lox Heinzescher, um dieses vielleicht noch neue Adjektivum einmal anzuwenden, als<lb/> die Regierung selbst."</p><lb/> <p xml:id="ID_2042"> Ist der Zwischensatz ein leiser Anfang jener Selbstironie, die großen Geistern so gut<lb/> steht, oder soll er dein Leser sagen: Wir können uns noch immer selbst übertreffen, wir können<lb/> noch schöneres „Deutsch" schreiben, als mans ohnehin von dem Organ der Intelligenz ge¬<lb/> wohnt ist?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2043"> Geburtsanzeige</p><lb/> <p xml:id="ID_2044"> Soeben ist Frau Amts-Schrift-Sprache, meine Gemahlin, ebenso schwer wie glücklich<lb/> von einem Töchterchen entbunden worden, und haben wir beschlossen, demselben den Namen<lb/> Fahr-Preis-Anzeiger-Droschke<lb/> zu geben.</p><lb/> <note type="bibl"> Papierowisch, Polizeioberst</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_24" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Curt Marquart in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0562]
Schwarzes Bret
Als eine schlagende Bestätigung des Vorwurfs, den wir kürzlich hier gegen gewisse
Militärkapellen erhoben haben, daß sie in ihren Groschenkonzerten das unmusikalische große
Publikum, anstatt ihm gute Musik zu bieten, in sündhafter Weise mit Wagner überfüttern,
kann das Programm eines Konzerts diene», das der Musikdirektor des 107. Regiments für
den 3. März im Krystallpalast in Leipzig angekündigt hat. Er nennt das Konzett geradezu
einen „Wagnerabend," und das Programm lautet (übrigens in einem wunderbaren Deutsch,
das wahrscheinlich „schneidig" klingen soll, in Wahrheit aber ein lächerliches Gestammel ist)
wörtlich: Ouvertüre Rienzi, Waldweben. Tonbilder Walküre. Trauermarsch. Kriegssansnren
und Kvnigsgebet. Kaisermarsch. Vorspiel Parsifal. Ouvertüre Tannhäuser. Paraphrase
Meistersinger. Fantasie Fliegender Holländer.
Wenn ein musikalischer Mensch dieses Programm von Anfang bis zu Ende anhören
wollte, so würde er das Konzert nicht nur in geistigem und gemütlichen, sondern geradezu
in körperlichem Unwohlsein verlassen. Ganz unmusikalische Menschen werden es ja vielleicht
aushalten. Kann es aber der Beruf unsrer Militärkapellen sein, Nerven und Magen eines
arglosen Konzertpnblikmus ans eine derartige Probe zu stellen? Armes Volk!
Das Berliner Tageblatt (3. März, Abendausgabe) schreibt : „Man sieht, die Kommission
ist noch lox Heinzescher, um dieses vielleicht noch neue Adjektivum einmal anzuwenden, als
die Regierung selbst."
Ist der Zwischensatz ein leiser Anfang jener Selbstironie, die großen Geistern so gut
steht, oder soll er dein Leser sagen: Wir können uns noch immer selbst übertreffen, wir können
noch schöneres „Deutsch" schreiben, als mans ohnehin von dem Organ der Intelligenz ge¬
wohnt ist?
Geburtsanzeige
Soeben ist Frau Amts-Schrift-Sprache, meine Gemahlin, ebenso schwer wie glücklich
von einem Töchterchen entbunden worden, und haben wir beschlossen, demselben den Namen
Fahr-Preis-Anzeiger-Droschke
zu geben.
Papierowisch, Polizeioberst
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Curt Marquart in Leipzig
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