Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.gute Hauptmann meinte, daß er zwar für Manen, aber nicht für Pferde Quartier Wie lange wir noch hier bleiben, wer kann es wissen! Gestern zu des Prinzen Was die Gableuzsche Affaire betrifft, so habe ich gehört, daß der erste Befehl La Traviata war neulich recht trank. Der Noßarzt fürchtete Influenza -- M. In Scheide auf Broacker ist uoch ein Observatorium, wo jeder Mann 4 Feldstedt, zwischen Apenrnde und Flensburg, Lieber Onkel, endlich habe ich einmal Zeit, wieder einige Zeilen an dich ab- gute Hauptmann meinte, daß er zwar für Manen, aber nicht für Pferde Quartier Wie lange wir noch hier bleiben, wer kann es wissen! Gestern zu des Prinzen Was die Gableuzsche Affaire betrifft, so habe ich gehört, daß der erste Befehl La Traviata war neulich recht trank. Der Noßarzt fürchtete Influenza — M. In Scheide auf Broacker ist uoch ein Observatorium, wo jeder Mann 4 Feldstedt, zwischen Apenrnde und Flensburg, Lieber Onkel, endlich habe ich einmal Zeit, wieder einige Zeilen an dich ab- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214046"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_841" prev="#ID_840"> gute Hauptmann meinte, daß er zwar für Manen, aber nicht für Pferde Quartier<lb/> habe. Nachdem ich ihn bedeutet hatte, das; bisjetzt die preußische Kavallerie immer<lb/> beritten gewesen sei, überließ er uns die Einquartierung selbst. Es war nämlich ein Offi¬<lb/> zier von Ribbecks Dragonern zu demselben Zweck dort. Kaum hatten wir die Leute<lb/> und Pferde untergebracht und uns selbst bei einem dänische» Pastor, so meldete<lb/> uns der brave Gülle, daß wir auf direkten Befehl des Prinzen wieder nach Hause<lb/> marschieren könnten. Wahrscheinlich hatten die Leute, nachdem wir angekommen<lb/> waren, eingesehen, daß die Kavallerie, der Pferde wegen, nnr ihre halbe Kopfzahl<lb/> zur Arbeit stellen könne, und kosten uns deshalb durch Infanterie ab. Gestern<lb/> mittag kehrte ich also wieder hierher zurück. Heute haben wir den Befehl er¬<lb/> halten, uns morgen nach Stübbeck umzuquartieren, da von dort aus Rauchs Eska¬<lb/> dron nach Glücksburg geht.</p><lb/> <p xml:id="ID_842"> Wie lange wir noch hier bleiben, wer kann es wissen! Gestern zu des Prinzen<lb/> Geburtstag wurde unaufhörlich geschossen, morgen, zu Königs Geburtstag, wird<lb/> es wohl noch besser kommen. Du wirst gelesen haben, daß dnrch ein ziemlich<lb/> blutiges Gefecht W. Düppel in unsre Hände gefallen ist; seit gestern nacht ist dort<lb/> eine Batterie errichtet, 800 Schritt von den Schanzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_843"> Was die Gableuzsche Affaire betrifft, so habe ich gehört, daß der erste Befehl<lb/> durch ein Versehen nicht abgegangen ist, der zweite den Weg verfehlt hat; über<lb/> der Sache scheint ein Dunkel zu ruhen. Von unserm Brigadier, Oberst Fließ,<lb/> kann ich dir eine gute Geschichte mitteilen. Er ging mit Gablcnz nach Jütlnud.<lb/> Wie er an die Koldiugau kommt, ist die zu passirende Brücke demolirt. Gablenz<lb/> will halten lasse», bis sie hergestellt ist. Fließ aber kommandirti Brigade ab¬<lb/> gesessen!, ist der erste im Wasser bis an die Brust, die ganze Brigade folgt, die<lb/> Oesterreicher natürlich nach. Da sollten die Preußen auf Vorposten. Gablenz<lb/> meint, das würde nicht gehen; Fließ bedeutet ihm, nicht zu gering von den Preußen<lb/> zu denken, sie würde» auf Vorposten ziehen. Gnblcnz, außer sich vor Rührung,<lb/> umarmt und küßt Fließ angesichts des ganzen .Korps. Für den roten Adler zweiter<lb/> Klasse mit Schwertern nehme ich auch schon etwas Rheumatismus mehr!</p><lb/> <p xml:id="ID_844"> La Traviata war neulich recht trank. Der Noßarzt fürchtete Influenza —<lb/> sie ist aber wieder ganz hergestellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_845"> M. In Scheide auf Broacker ist uoch ein Observatorium, wo jeder Mann<lb/> notirt wird, der auf der Brücke über den Alsensuud geht.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 4</head><lb/> <p xml:id="ID_846"> Feldstedt, zwischen Apenrnde und Flensburg,<lb/> den 30. April 1864.</p><lb/> <p xml:id="ID_847" next="#ID_848"> Lieber Onkel, endlich habe ich einmal Zeit, wieder einige Zeilen an dich ab-<lb/> znschricten. Daß ich etwa acht Tage in Kopenhagen gefangen gewesen bin, wirst du<lb/> schon wissen, ich null dir nur mitteilen, auf welche Weise ich dazu gekommen bin.<lb/> Von dem letzten Quartier, vou wo ich dir schrieb, gingen wir nach fast Vier-<lb/> wöchentlichem Nichtsthun zur Bewachung des Strandes von Apeurade bis Haders-<lb/> leben. Denke dir, eine Eskadron diese Strecke! Solltest du zufällig dort das Ufer<lb/> kennen, so wirst du wissen, daß man kaum am Tage dort am Strande reiten<lb/> kann, viel weniger des Nachts. Ich hatte vier Unteroffizierposten von Apenrade<lb/> bis zur Gjeuuer Bucht, wo die kleine Insel Callö liegt, und lag selbst mit meinen beiden<lb/> Burschen, einem Sergeanten, einem Trompeter und einem Mann in Loid Kirkeby, un¬<lb/> gefähr eine halbe Meile vom Strande. Wir wurden fast täglich alarmirt, da von<lb/> der Insel Barsö ans stets Landungen versucht wurden; es wurde wiederholt von</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0254]
gute Hauptmann meinte, daß er zwar für Manen, aber nicht für Pferde Quartier
habe. Nachdem ich ihn bedeutet hatte, das; bisjetzt die preußische Kavallerie immer
beritten gewesen sei, überließ er uns die Einquartierung selbst. Es war nämlich ein Offi¬
zier von Ribbecks Dragonern zu demselben Zweck dort. Kaum hatten wir die Leute
und Pferde untergebracht und uns selbst bei einem dänische» Pastor, so meldete
uns der brave Gülle, daß wir auf direkten Befehl des Prinzen wieder nach Hause
marschieren könnten. Wahrscheinlich hatten die Leute, nachdem wir angekommen
waren, eingesehen, daß die Kavallerie, der Pferde wegen, nnr ihre halbe Kopfzahl
zur Arbeit stellen könne, und kosten uns deshalb durch Infanterie ab. Gestern
mittag kehrte ich also wieder hierher zurück. Heute haben wir den Befehl er¬
halten, uns morgen nach Stübbeck umzuquartieren, da von dort aus Rauchs Eska¬
dron nach Glücksburg geht.
Wie lange wir noch hier bleiben, wer kann es wissen! Gestern zu des Prinzen
Geburtstag wurde unaufhörlich geschossen, morgen, zu Königs Geburtstag, wird
es wohl noch besser kommen. Du wirst gelesen haben, daß dnrch ein ziemlich
blutiges Gefecht W. Düppel in unsre Hände gefallen ist; seit gestern nacht ist dort
eine Batterie errichtet, 800 Schritt von den Schanzen.
Was die Gableuzsche Affaire betrifft, so habe ich gehört, daß der erste Befehl
durch ein Versehen nicht abgegangen ist, der zweite den Weg verfehlt hat; über
der Sache scheint ein Dunkel zu ruhen. Von unserm Brigadier, Oberst Fließ,
kann ich dir eine gute Geschichte mitteilen. Er ging mit Gablcnz nach Jütlnud.
Wie er an die Koldiugau kommt, ist die zu passirende Brücke demolirt. Gablenz
will halten lasse», bis sie hergestellt ist. Fließ aber kommandirti Brigade ab¬
gesessen!, ist der erste im Wasser bis an die Brust, die ganze Brigade folgt, die
Oesterreicher natürlich nach. Da sollten die Preußen auf Vorposten. Gablenz
meint, das würde nicht gehen; Fließ bedeutet ihm, nicht zu gering von den Preußen
zu denken, sie würde» auf Vorposten ziehen. Gnblcnz, außer sich vor Rührung,
umarmt und küßt Fließ angesichts des ganzen .Korps. Für den roten Adler zweiter
Klasse mit Schwertern nehme ich auch schon etwas Rheumatismus mehr!
La Traviata war neulich recht trank. Der Noßarzt fürchtete Influenza —
sie ist aber wieder ganz hergestellt.
M. In Scheide auf Broacker ist uoch ein Observatorium, wo jeder Mann
notirt wird, der auf der Brücke über den Alsensuud geht.
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Feldstedt, zwischen Apenrnde und Flensburg,
den 30. April 1864.
Lieber Onkel, endlich habe ich einmal Zeit, wieder einige Zeilen an dich ab-
znschricten. Daß ich etwa acht Tage in Kopenhagen gefangen gewesen bin, wirst du
schon wissen, ich null dir nur mitteilen, auf welche Weise ich dazu gekommen bin.
Von dem letzten Quartier, vou wo ich dir schrieb, gingen wir nach fast Vier-
wöchentlichem Nichtsthun zur Bewachung des Strandes von Apeurade bis Haders-
leben. Denke dir, eine Eskadron diese Strecke! Solltest du zufällig dort das Ufer
kennen, so wirst du wissen, daß man kaum am Tage dort am Strande reiten
kann, viel weniger des Nachts. Ich hatte vier Unteroffizierposten von Apenrade
bis zur Gjeuuer Bucht, wo die kleine Insel Callö liegt, und lag selbst mit meinen beiden
Burschen, einem Sergeanten, einem Trompeter und einem Mann in Loid Kirkeby, un¬
gefähr eine halbe Meile vom Strande. Wir wurden fast täglich alarmirt, da von
der Insel Barsö ans stets Landungen versucht wurden; es wurde wiederholt von
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