Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.Meder Rommmiismtts noch Kapitalismus Gesetzgebung geholfen, indem er die Errichtung von Gesellschaften mit be¬ Wenn auf diese Weise mit vereinten Kräften an die Beseitigung der I. Dieckmann Weder Kommunismus noch Kapitalismus 7 l Um das Jahr 1500 trat auch in unsrer Heimat jene Verschlechterung in Meder Rommmiismtts noch Kapitalismus Gesetzgebung geholfen, indem er die Errichtung von Gesellschaften mit be¬ Wenn auf diese Weise mit vereinten Kräften an die Beseitigung der I. Dieckmann Weder Kommunismus noch Kapitalismus 7 l Um das Jahr 1500 trat auch in unsrer Heimat jene Verschlechterung in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213920"/> <fw type="header" place="top"> Meder Rommmiismtts noch Kapitalismus</fw><lb/> <p xml:id="ID_406" prev="#ID_405"> Gesetzgebung geholfen, indem er die Errichtung von Gesellschaften mit be¬<lb/> schränkter Haftpflicht ermöglicht hat. Auch bedarf, nach vielerlei Erfahrungen<lb/> zu urteilen, das Ansiedlnngsgcsetz vom Jahre 1876 einer Abänderung in dem<lb/> Sinne, daß nicht nur die Gemeinden vor einer unwillkommenen Ansiedlung<lb/> proletarischer Elemente geschützt werden, sondern daß auch dem Streben, Ar¬<lb/> beiter in angemessenen Wohnungen unterzubringen, Rechnung getragen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_407"> Wenn auf diese Weise mit vereinten Kräften an die Beseitigung der<lb/> Wohnungsnot gegangen wird, ist wohl zu erwarten, daß in nicht zu ferner<lb/> Zeit das Ziel erreicht werdeu wird.</p><lb/> <note type="byline"> I. Dieckmann</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Weder Kommunismus noch Kapitalismus<lb/> 7 </head><lb/> <p xml:id="ID_408"> l<lb/> e bäuerlichen Zustände Deutschlands entsprachen im Mittelalter,<lb/> bei großer Mannichfaltigkeit im einzelnen, im allgemeinen den<lb/> englischen. Nur scheint die Bevölkerung rascher gewachsen zu<lb/> sein; die städtischen Gewerbe und der Handel entfalteten sich<lb/> früher und reicher als in England. Doch war an Anhäufungen<lb/> der Bevölkerung in Industriezentren nicht zu denken; so weltberühmte Städte<lb/> wie Mainz, Nürnberg und Frankfurt blieben der Einwohnerzahl nach Klein¬<lb/> städte. Jeder Bevölkerungszuwachs wurde durch innere Kolonisation — Ro¬<lb/> dung des Urwalds — oder durch Kolonisation in den slawischen Marken öst¬<lb/> lich von Elbe und Jnn versorgt, sodaß soziale Fragen im heutigen Sinne nicht<lb/> entstehn konnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_409" next="#ID_410"> Um das Jahr 1500 trat auch in unsrer Heimat jene Verschlechterung in<lb/> der Lage der untern Klassen ein, in deren Anerkennung alle Forscher überein¬<lb/> stimmen, während ihre Erklärungsversuche auseinandergehen. Die Überschwem¬<lb/> mung mit amerikanischem Edelmetall läßt Rogers auch für Deutschland nicht<lb/> als Erklärungsgrund gelten. Hier, meint er, sei der „Thorschluß im Osten"<lb/> schuld gewesen. Seitdem die Türken die Handelswege nach der Levante ver¬<lb/> sperrt hätten, seien die italienischen und deutschen Bürgerschaften verarmt,<lb/> hätten sie die Ritter in Mitleidenschaft gezogen, und beide hätten sich an den<lb/> untern Klassen schadlos zu halten gesucht. Das Volk, dem die wahre Ursache<lb/> unbekannt geblieben sei, habe denen geglaubt, die alle Not aus den von den<lb/> Päpsten verübten Erpressungen erklärten (wie heute die Handwerker den Anti¬<lb/> semiten glauben), und darum hätte es den Reformatoren zugejauchzt. Wir</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
Meder Rommmiismtts noch Kapitalismus
Gesetzgebung geholfen, indem er die Errichtung von Gesellschaften mit be¬
schränkter Haftpflicht ermöglicht hat. Auch bedarf, nach vielerlei Erfahrungen
zu urteilen, das Ansiedlnngsgcsetz vom Jahre 1876 einer Abänderung in dem
Sinne, daß nicht nur die Gemeinden vor einer unwillkommenen Ansiedlung
proletarischer Elemente geschützt werden, sondern daß auch dem Streben, Ar¬
beiter in angemessenen Wohnungen unterzubringen, Rechnung getragen wird.
Wenn auf diese Weise mit vereinten Kräften an die Beseitigung der
Wohnungsnot gegangen wird, ist wohl zu erwarten, daß in nicht zu ferner
Zeit das Ziel erreicht werdeu wird.
I. Dieckmann
Weder Kommunismus noch Kapitalismus
7
l
e bäuerlichen Zustände Deutschlands entsprachen im Mittelalter,
bei großer Mannichfaltigkeit im einzelnen, im allgemeinen den
englischen. Nur scheint die Bevölkerung rascher gewachsen zu
sein; die städtischen Gewerbe und der Handel entfalteten sich
früher und reicher als in England. Doch war an Anhäufungen
der Bevölkerung in Industriezentren nicht zu denken; so weltberühmte Städte
wie Mainz, Nürnberg und Frankfurt blieben der Einwohnerzahl nach Klein¬
städte. Jeder Bevölkerungszuwachs wurde durch innere Kolonisation — Ro¬
dung des Urwalds — oder durch Kolonisation in den slawischen Marken öst¬
lich von Elbe und Jnn versorgt, sodaß soziale Fragen im heutigen Sinne nicht
entstehn konnten.
Um das Jahr 1500 trat auch in unsrer Heimat jene Verschlechterung in
der Lage der untern Klassen ein, in deren Anerkennung alle Forscher überein¬
stimmen, während ihre Erklärungsversuche auseinandergehen. Die Überschwem¬
mung mit amerikanischem Edelmetall läßt Rogers auch für Deutschland nicht
als Erklärungsgrund gelten. Hier, meint er, sei der „Thorschluß im Osten"
schuld gewesen. Seitdem die Türken die Handelswege nach der Levante ver¬
sperrt hätten, seien die italienischen und deutschen Bürgerschaften verarmt,
hätten sie die Ritter in Mitleidenschaft gezogen, und beide hätten sich an den
untern Klassen schadlos zu halten gesucht. Das Volk, dem die wahre Ursache
unbekannt geblieben sei, habe denen geglaubt, die alle Not aus den von den
Päpsten verübten Erpressungen erklärten (wie heute die Handwerker den Anti¬
semiten glauben), und darum hätte es den Reformatoren zugejauchzt. Wir
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |