Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

Jetzt ist eine neue, dritte Reihe begonnen wurden mit dem Abdrucke einer
Anzahl unbekannter Aufsätze und Kritiken und einiger kleinen Gedichte von Ach im
von Arnim, denen noch ein paar -Kleinigkeiten Clemens Brentanos beigefügt
worden sind. Arnim und Brentano sind in den Jahren 1819 bis 1320 Mit¬
arbeiter an einer Berliner Zeitschrift, dem "Gesellschafter" gewesen, und nament¬
lich Arnim hat, obwohl er sich einmal ziemlich verächtlich über das Blatt aus¬
spricht (es sei "wenigstens nicht tückisch und dumm zugleich wie ähnliche; nur
zuweilen etwas dumm, wie es auf Erden so geht"), fleißig beigesteuert; denn außer
dem hier wieder gedruckten brachte es in der kurzen Spanne Zeit mehrere Novellen
von ihm, dazu, dramatische Bruchstücke und eine Menge kleiner Notizen. Von dein
Neudruck sind alle diese zuletztgenannten Beiträge ausgeschlossen worden, weil sie
entweder in Arnims gesammelte Werke Aufnahme gefunden haben oder dem Heraus¬
geber zu unbedeutend erschienen sind. Freilich gilt auch noch von der beschränkten
Sammlung des Neudrucks, was Arnim 1822 einmal von seiner litterarischen
Thätigkeit überhaupt sagte: Was meine Schriftstellern angeht, so leidet sie an der
Vielheit der Pläne, die mich abwechselnd durchkreuzen. Bald spricht er sich über
Stantstheorie und Litteraturgeschichte, bald über Politik und Geisterkunde, bald
über Corneliussche Kartons und altdeutsche Volkslieder aus. Doch verleugnet er
nirgends seine eigentümliche Denk- und Schreibart. Brentano mahnt in Parabeln,
scherzt in Träume" und preist entzückt in Prosa und Versen den Fidelio und seine
Berliner Darstellerin.


Schlesien unter Friedrich dem Großen. Bon or. C, Grünhagen, Königl, Geh.
Archivrat und Professor an der Universität Bresla". Zweiter Band. 1756 bis 1786. Breslau,
Wilhelm Kohner, 1892

Dem ersten Bande dieses Werkes, den wir voriges Jahr angezeigt und kurz
besprochen haben, ist vor kurzem der abschließende zweite gefolgt. Er umfaßt
die Zeit vom Ausbruche des siebenjährigen Krieges bis zum Tode des Königs
und behandelt in dem ersten Hauptteile die Ereignisse in Schlesien während
des siebeujnhrigeu und des bairischen Erbfvlgekrieges, im zweiten die innern Ver¬
hältnisse des Landes. Dem darstellenden Texte schließen sich, wie in dem ersten
Bande, als besondrer Abschnitt die Quelleuuachweistntgeu nu; und zwar in so
großer Zahl, daß nur wenige Seiten des Textes der Belege entbehren. Ein sorg¬
fältiges Namen- und Sachregister bildet den Schluß des Ganzen.

Es läßt sich von diesem neuesten Werke des Altmeisters der schlesischen Ge¬
schichte sagen, daß durch sein Erscheinen ein in den gebildeten und gelehrten
Kreisen der Provinz und darüber hinaus längst und tief empfundner Wunsch in
Erfüllung gegangen ist, und daß der Verfasser die deutsche Geschichtswissenschaft um
eilt gediegnes Werk bereichert hat.







Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig
Verlag von Fr, Wily. Grnnow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

Jetzt ist eine neue, dritte Reihe begonnen wurden mit dem Abdrucke einer
Anzahl unbekannter Aufsätze und Kritiken und einiger kleinen Gedichte von Ach im
von Arnim, denen noch ein paar -Kleinigkeiten Clemens Brentanos beigefügt
worden sind. Arnim und Brentano sind in den Jahren 1819 bis 1320 Mit¬
arbeiter an einer Berliner Zeitschrift, dem „Gesellschafter" gewesen, und nament¬
lich Arnim hat, obwohl er sich einmal ziemlich verächtlich über das Blatt aus¬
spricht (es sei „wenigstens nicht tückisch und dumm zugleich wie ähnliche; nur
zuweilen etwas dumm, wie es auf Erden so geht"), fleißig beigesteuert; denn außer
dem hier wieder gedruckten brachte es in der kurzen Spanne Zeit mehrere Novellen
von ihm, dazu, dramatische Bruchstücke und eine Menge kleiner Notizen. Von dein
Neudruck sind alle diese zuletztgenannten Beiträge ausgeschlossen worden, weil sie
entweder in Arnims gesammelte Werke Aufnahme gefunden haben oder dem Heraus¬
geber zu unbedeutend erschienen sind. Freilich gilt auch noch von der beschränkten
Sammlung des Neudrucks, was Arnim 1822 einmal von seiner litterarischen
Thätigkeit überhaupt sagte: Was meine Schriftstellern angeht, so leidet sie an der
Vielheit der Pläne, die mich abwechselnd durchkreuzen. Bald spricht er sich über
Stantstheorie und Litteraturgeschichte, bald über Politik und Geisterkunde, bald
über Corneliussche Kartons und altdeutsche Volkslieder aus. Doch verleugnet er
nirgends seine eigentümliche Denk- und Schreibart. Brentano mahnt in Parabeln,
scherzt in Träume« und preist entzückt in Prosa und Versen den Fidelio und seine
Berliner Darstellerin.


Schlesien unter Friedrich dem Großen. Bon or. C, Grünhagen, Königl, Geh.
Archivrat und Professor an der Universität Bresla». Zweiter Band. 1756 bis 1786. Breslau,
Wilhelm Kohner, 1892

Dem ersten Bande dieses Werkes, den wir voriges Jahr angezeigt und kurz
besprochen haben, ist vor kurzem der abschließende zweite gefolgt. Er umfaßt
die Zeit vom Ausbruche des siebenjährigen Krieges bis zum Tode des Königs
und behandelt in dem ersten Hauptteile die Ereignisse in Schlesien während
des siebeujnhrigeu und des bairischen Erbfvlgekrieges, im zweiten die innern Ver¬
hältnisse des Landes. Dem darstellenden Texte schließen sich, wie in dem ersten
Bande, als besondrer Abschnitt die Quelleuuachweistntgeu nu; und zwar in so
großer Zahl, daß nur wenige Seiten des Textes der Belege entbehren. Ein sorg¬
fältiges Namen- und Sachregister bildet den Schluß des Ganzen.

Es läßt sich von diesem neuesten Werke des Altmeisters der schlesischen Ge¬
schichte sagen, daß durch sein Erscheinen ein in den gebildeten und gelehrten
Kreisen der Provinz und darüber hinaus längst und tief empfundner Wunsch in
Erfüllung gegangen ist, und daß der Verfasser die deutsche Geschichtswissenschaft um
eilt gediegnes Werk bereichert hat.







Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig
Verlag von Fr, Wily. Grnnow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213170"/>
            <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_142"> Jetzt ist eine neue, dritte Reihe begonnen wurden mit dem Abdrucke einer<lb/>
Anzahl unbekannter Aufsätze und Kritiken und einiger kleinen Gedichte von Ach im<lb/>
von Arnim, denen noch ein paar -Kleinigkeiten Clemens Brentanos beigefügt<lb/>
worden sind. Arnim und Brentano sind in den Jahren 1819 bis 1320 Mit¬<lb/>
arbeiter an einer Berliner Zeitschrift, dem &#x201E;Gesellschafter" gewesen, und nament¬<lb/>
lich Arnim hat, obwohl er sich einmal ziemlich verächtlich über das Blatt aus¬<lb/>
spricht (es sei &#x201E;wenigstens nicht tückisch und dumm zugleich wie ähnliche; nur<lb/>
zuweilen etwas dumm, wie es auf Erden so geht"), fleißig beigesteuert; denn außer<lb/>
dem hier wieder gedruckten brachte es in der kurzen Spanne Zeit mehrere Novellen<lb/>
von ihm, dazu, dramatische Bruchstücke und eine Menge kleiner Notizen. Von dein<lb/>
Neudruck sind alle diese zuletztgenannten Beiträge ausgeschlossen worden, weil sie<lb/>
entweder in Arnims gesammelte Werke Aufnahme gefunden haben oder dem Heraus¬<lb/>
geber zu unbedeutend erschienen sind. Freilich gilt auch noch von der beschränkten<lb/>
Sammlung des Neudrucks, was Arnim 1822 einmal von seiner litterarischen<lb/>
Thätigkeit überhaupt sagte: Was meine Schriftstellern angeht, so leidet sie an der<lb/>
Vielheit der Pläne, die mich abwechselnd durchkreuzen. Bald spricht er sich über<lb/>
Stantstheorie und Litteraturgeschichte, bald über Politik und Geisterkunde, bald<lb/>
über Corneliussche Kartons und altdeutsche Volkslieder aus. Doch verleugnet er<lb/>
nirgends seine eigentümliche Denk- und Schreibart. Brentano mahnt in Parabeln,<lb/>
scherzt in Träume« und preist entzückt in Prosa und Versen den Fidelio und seine<lb/>
Berliner Darstellerin.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Schlesien unter Friedrich dem Großen. Bon or. C, Grünhagen, Königl, Geh.<lb/>
Archivrat und Professor an der Universität Bresla». Zweiter Band. 1756 bis 1786. Breslau,<lb/>
Wilhelm Kohner, 1892</head><lb/>
            <p xml:id="ID_143"> Dem ersten Bande dieses Werkes, den wir voriges Jahr angezeigt und kurz<lb/>
besprochen haben, ist vor kurzem der abschließende zweite gefolgt. Er umfaßt<lb/>
die Zeit vom Ausbruche des siebenjährigen Krieges bis zum Tode des Königs<lb/>
und behandelt in dem ersten Hauptteile die Ereignisse in Schlesien während<lb/>
des siebeujnhrigeu und des bairischen Erbfvlgekrieges, im zweiten die innern Ver¬<lb/>
hältnisse des Landes. Dem darstellenden Texte schließen sich, wie in dem ersten<lb/>
Bande, als besondrer Abschnitt die Quelleuuachweistntgeu nu; und zwar in so<lb/>
großer Zahl, daß nur wenige Seiten des Textes der Belege entbehren. Ein sorg¬<lb/>
fältiges Namen- und Sachregister bildet den Schluß des Ganzen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_144"> Es läßt sich von diesem neuesten Werke des Altmeisters der schlesischen Ge¬<lb/>
schichte sagen, daß durch sein Erscheinen ein in den gebildeten und gelehrten<lb/>
Kreisen der Provinz und darüber hinaus längst und tief empfundner Wunsch in<lb/>
Erfüllung gegangen ist, und daß der Verfasser die deutsche Geschichtswissenschaft um<lb/>
eilt gediegnes Werk bereichert hat.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div type="corrigenda" n="1"><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig<lb/>
Verlag von Fr, Wily. Grnnow in Leipzig &#x2014; Druck von Carl Marquart in Leipzig</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0056] Litteratur Jetzt ist eine neue, dritte Reihe begonnen wurden mit dem Abdrucke einer Anzahl unbekannter Aufsätze und Kritiken und einiger kleinen Gedichte von Ach im von Arnim, denen noch ein paar -Kleinigkeiten Clemens Brentanos beigefügt worden sind. Arnim und Brentano sind in den Jahren 1819 bis 1320 Mit¬ arbeiter an einer Berliner Zeitschrift, dem „Gesellschafter" gewesen, und nament¬ lich Arnim hat, obwohl er sich einmal ziemlich verächtlich über das Blatt aus¬ spricht (es sei „wenigstens nicht tückisch und dumm zugleich wie ähnliche; nur zuweilen etwas dumm, wie es auf Erden so geht"), fleißig beigesteuert; denn außer dem hier wieder gedruckten brachte es in der kurzen Spanne Zeit mehrere Novellen von ihm, dazu, dramatische Bruchstücke und eine Menge kleiner Notizen. Von dein Neudruck sind alle diese zuletztgenannten Beiträge ausgeschlossen worden, weil sie entweder in Arnims gesammelte Werke Aufnahme gefunden haben oder dem Heraus¬ geber zu unbedeutend erschienen sind. Freilich gilt auch noch von der beschränkten Sammlung des Neudrucks, was Arnim 1822 einmal von seiner litterarischen Thätigkeit überhaupt sagte: Was meine Schriftstellern angeht, so leidet sie an der Vielheit der Pläne, die mich abwechselnd durchkreuzen. Bald spricht er sich über Stantstheorie und Litteraturgeschichte, bald über Politik und Geisterkunde, bald über Corneliussche Kartons und altdeutsche Volkslieder aus. Doch verleugnet er nirgends seine eigentümliche Denk- und Schreibart. Brentano mahnt in Parabeln, scherzt in Träume« und preist entzückt in Prosa und Versen den Fidelio und seine Berliner Darstellerin. Schlesien unter Friedrich dem Großen. Bon or. C, Grünhagen, Königl, Geh. Archivrat und Professor an der Universität Bresla». Zweiter Band. 1756 bis 1786. Breslau, Wilhelm Kohner, 1892 Dem ersten Bande dieses Werkes, den wir voriges Jahr angezeigt und kurz besprochen haben, ist vor kurzem der abschließende zweite gefolgt. Er umfaßt die Zeit vom Ausbruche des siebenjährigen Krieges bis zum Tode des Königs und behandelt in dem ersten Hauptteile die Ereignisse in Schlesien während des siebeujnhrigeu und des bairischen Erbfvlgekrieges, im zweiten die innern Ver¬ hältnisse des Landes. Dem darstellenden Texte schließen sich, wie in dem ersten Bande, als besondrer Abschnitt die Quelleuuachweistntgeu nu; und zwar in so großer Zahl, daß nur wenige Seiten des Textes der Belege entbehren. Ein sorg¬ fältiges Namen- und Sachregister bildet den Schluß des Ganzen. Es läßt sich von diesem neuesten Werke des Altmeisters der schlesischen Ge¬ schichte sagen, daß durch sein Erscheinen ein in den gebildeten und gelehrten Kreisen der Provinz und darüber hinaus längst und tief empfundner Wunsch in Erfüllung gegangen ist, und daß der Verfasser die deutsche Geschichtswissenschaft um eilt gediegnes Werk bereichert hat. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. G. Wustmann in Leipzig Verlag von Fr, Wily. Grnnow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/56
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/56>, abgerufen am 22.12.2024.