Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Freund unsers Blattes schreibt uns darüber: Mit diesem glücklichen Ausgang ist Evangelisch-soziale Zeitfragen. Von der unter diesem Titel bei Fr. Die Denkwürdigkeiten des Ehepaares von Beguelin. Von Zeit zu Freund unsers Blattes schreibt uns darüber: Mit diesem glücklichen Ausgang ist Evangelisch-soziale Zeitfragen. Von der unter diesem Titel bei Fr. Die Denkwürdigkeiten des Ehepaares von Beguelin. Von Zeit zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0554" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213668"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1718" prev="#ID_1717"> Freund unsers Blattes schreibt uns darüber: Mit diesem glücklichen Ausgang ist<lb/> der Alp abgeschüttelt, der zwanzig Jahre hindurch auf der Brust jedes schwedischen<lb/> Vaterlandsfreundes gelegen hat. Die Annahme des Wehrgesetzes hat vor allem<lb/> den bisherigen unnatürlichen Bund zwischen den Republikanisch-Radikalen auf der<lb/> Stockholmer Bank des Reichstages und einem Teil der schwedischen Bauernpartei<lb/> gesprengt. Die Kette dieses Bundes hatte bis jetzt die geradezu unerhörte Beein¬<lb/> flussung der zweiten Kammer des schwedischen Reichstags durch die Norweger<lb/> möglich gemacht. Nach deutsche» Maßstäben ist die Umgestaltung des schwedischen<lb/> Heer- und Wehrwesens noch sehr mäßig und unzureichend. Aber die Errichtung<lb/> einer Anzahl von neuen Regimentern, die Vermehrung der Artillerie, die endliche<lb/> Einrichtung eines wirklichen Sanitätskorps, die neunzigtttgige Übung für die Land¬<lb/> wehr bringt das schwedische Heer doch wieder der Möglichkeit näher, einen ernsten<lb/> Feldzug zu bestehen, und läßt die wirklichen Freunde der Unabhängigkeit und Selb¬<lb/> ständigkeit des nordischen Königreichs aufatmen. Noch im letzten Augenblick ver¬<lb/> suchten die Norwegerfreunde im Neichstagsansschuß durch ein Amendement, näm¬<lb/> lich daß es der Regierung untersagt sein solle, die Landwehr außerhalb der Landes-<lb/> grenzen zu verwenden, die ganze Reform zum Kinderspott zu macheu. Glücklicher¬<lb/> weise war die Falle so plump gelegt, daß sie auch deu blödesten Augen sichtbar<lb/> wurde, und das Amendement wurde entschieden abgelehnt. An der Erbitterung der<lb/> radikalen und republikanischen Presse in Stockholm und Christiania läßt sich er¬<lb/> messen, wie Großes Schweden dnrch seine an sich so bescheidne Armeereform er¬<lb/> reicht hat.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Evangelisch-soziale Zeitfragen.</head> <p xml:id="ID_1719"> Von der unter diesem Titel bei Fr.<lb/> Will). Grunow erscheinenden Broschüreusammlung sind vor kurzem der zweite» Reihe<lb/> sechstes und siebentes Heft erschienen! Die Religion der Sozialdemokratie<lb/> von Dr. Theodor Arndt, Prediger an Se. Petri in Berlin, und Frauenberuf<lb/> von Lie. Johannes Weiß, a. v. Professor der Theologie. Die beiden Hefte<lb/> behandeln zwar breitgetrelne Themata, wandeln aber keineswegs auf ausgetretnen<lb/> Wegen, sondern bringen neue Gedanken und wertvolles Material bei. Arndt ist<lb/> gründlich belesen in der sozialdemokratischen Litteratur; er weist daraus nach, wie<lb/> der Haß der Sozialdemokraten gegen die christliche Religion in eine neue Art von<lb/> Religion umgeschlagen sei, und sieht darin ein Zugeständnis an den idealen Sinn<lb/> unsers Volkes, der sich aber mit diesem Zerrbild der wahren Religion auf die<lb/> Dauer nicht werde abspeisen lassen. Weiß predigt die Gleichberechtigung der Frau<lb/> mit dem Manne im Sinne des Neuen Testaments, sieht zwar ihre eigentliche Be¬<lb/> stimmung in dem Berufe der Gattin und Mutter, fordert aber, geradeso wie der<lb/> amerikanische Sozialist Gronlund, daß sie dnrch Erwerbsfähigkeit des unwürdigen<lb/> Zwanges zu einer bloßen Versorgnngsheirat überhoben werde, und macht zu diesem<lb/> Zweck eine Reihe praktischer Vorschläge, die von tiefer und vielseitiger Lebens-<lb/> tenntnis zeuge». Wir teilen im allgemeinen Standpunkt und Ansichten der beiden<lb/> Verfasser, wenn sich auch die Übereinstimmung nicht auf jeden einzelnen Punkt er¬<lb/> streckt. So denken wir uns z. B. den Zusammenhang zwischen Sozialdemokratie<lb/> und Protestantismus ein wenig anders als Arndt, und halten seinen Bersnch, die<lb/> deutsche Philosophie von der Anklage der Mitschuld an der sozialdemokratischen<lb/> Gottlosigkeit zu reinigen, für mißlungen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Denkwürdigkeiten des Ehepaares von Beguelin.</head> <p xml:id="ID_1720" next="#ID_1721"> Von Zeit zu<lb/> Zeit erneuert sich die alte Klage, daß es den deutschen Geschichtschreibern nicht</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0554]
Freund unsers Blattes schreibt uns darüber: Mit diesem glücklichen Ausgang ist
der Alp abgeschüttelt, der zwanzig Jahre hindurch auf der Brust jedes schwedischen
Vaterlandsfreundes gelegen hat. Die Annahme des Wehrgesetzes hat vor allem
den bisherigen unnatürlichen Bund zwischen den Republikanisch-Radikalen auf der
Stockholmer Bank des Reichstages und einem Teil der schwedischen Bauernpartei
gesprengt. Die Kette dieses Bundes hatte bis jetzt die geradezu unerhörte Beein¬
flussung der zweiten Kammer des schwedischen Reichstags durch die Norweger
möglich gemacht. Nach deutsche» Maßstäben ist die Umgestaltung des schwedischen
Heer- und Wehrwesens noch sehr mäßig und unzureichend. Aber die Errichtung
einer Anzahl von neuen Regimentern, die Vermehrung der Artillerie, die endliche
Einrichtung eines wirklichen Sanitätskorps, die neunzigtttgige Übung für die Land¬
wehr bringt das schwedische Heer doch wieder der Möglichkeit näher, einen ernsten
Feldzug zu bestehen, und läßt die wirklichen Freunde der Unabhängigkeit und Selb¬
ständigkeit des nordischen Königreichs aufatmen. Noch im letzten Augenblick ver¬
suchten die Norwegerfreunde im Neichstagsansschuß durch ein Amendement, näm¬
lich daß es der Regierung untersagt sein solle, die Landwehr außerhalb der Landes-
grenzen zu verwenden, die ganze Reform zum Kinderspott zu macheu. Glücklicher¬
weise war die Falle so plump gelegt, daß sie auch deu blödesten Augen sichtbar
wurde, und das Amendement wurde entschieden abgelehnt. An der Erbitterung der
radikalen und republikanischen Presse in Stockholm und Christiania läßt sich er¬
messen, wie Großes Schweden dnrch seine an sich so bescheidne Armeereform er¬
reicht hat.
Evangelisch-soziale Zeitfragen. Von der unter diesem Titel bei Fr.
Will). Grunow erscheinenden Broschüreusammlung sind vor kurzem der zweite» Reihe
sechstes und siebentes Heft erschienen! Die Religion der Sozialdemokratie
von Dr. Theodor Arndt, Prediger an Se. Petri in Berlin, und Frauenberuf
von Lie. Johannes Weiß, a. v. Professor der Theologie. Die beiden Hefte
behandeln zwar breitgetrelne Themata, wandeln aber keineswegs auf ausgetretnen
Wegen, sondern bringen neue Gedanken und wertvolles Material bei. Arndt ist
gründlich belesen in der sozialdemokratischen Litteratur; er weist daraus nach, wie
der Haß der Sozialdemokraten gegen die christliche Religion in eine neue Art von
Religion umgeschlagen sei, und sieht darin ein Zugeständnis an den idealen Sinn
unsers Volkes, der sich aber mit diesem Zerrbild der wahren Religion auf die
Dauer nicht werde abspeisen lassen. Weiß predigt die Gleichberechtigung der Frau
mit dem Manne im Sinne des Neuen Testaments, sieht zwar ihre eigentliche Be¬
stimmung in dem Berufe der Gattin und Mutter, fordert aber, geradeso wie der
amerikanische Sozialist Gronlund, daß sie dnrch Erwerbsfähigkeit des unwürdigen
Zwanges zu einer bloßen Versorgnngsheirat überhoben werde, und macht zu diesem
Zweck eine Reihe praktischer Vorschläge, die von tiefer und vielseitiger Lebens-
tenntnis zeuge». Wir teilen im allgemeinen Standpunkt und Ansichten der beiden
Verfasser, wenn sich auch die Übereinstimmung nicht auf jeden einzelnen Punkt er¬
streckt. So denken wir uns z. B. den Zusammenhang zwischen Sozialdemokratie
und Protestantismus ein wenig anders als Arndt, und halten seinen Bersnch, die
deutsche Philosophie von der Anklage der Mitschuld an der sozialdemokratischen
Gottlosigkeit zu reinigen, für mißlungen.
Die Denkwürdigkeiten des Ehepaares von Beguelin. Von Zeit zu
Zeit erneuert sich die alte Klage, daß es den deutschen Geschichtschreibern nicht
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