Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Gegenwart und Zukunft der siebenbürger Sachsen as Schule und Kirche und die Neste einer einst kräftigen poli¬ Grenzboten IV Z"93 57
Gegenwart und Zukunft der siebenbürger Sachsen as Schule und Kirche und die Neste einer einst kräftigen poli¬ Grenzboten IV Z»93 57
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0457" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213571"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341855_213113/figures/grenzboten_341855_213113_213571_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gegenwart und Zukunft der siebenbürger Sachsen</head><lb/> <p xml:id="ID_1375" next="#ID_1376"> as Schule und Kirche und die Neste einer einst kräftigen poli¬<lb/> tischen Organisation vermocht haben, um einem vereinzelten<lb/> deutschen Stamme sein Volkstum zu erhalten, das haben sie an<lb/> den drei Gruppen Deutscher gethan, die seit vielen hundert<lb/> Jahren um Hermannstadt, Kronstäbe und Bistritz in drei Winkeln<lb/> von Siebenbürgen wohnen. Eine geschlossene, nationale Kirche auf dem Boden<lb/> des Augsburger Bekenntnisses und eng mit ihr verbunden ein von der Volks¬<lb/> schule bis zum Gymnasium und zur Landwirtschaftsschule musterhaftes Unter¬<lb/> richtswesen hält diese 200000 zerstreuten „Sachsen" zusammen. Wie an Klippen<lb/> hat sich an ihnen der Wvgenprall der Magyaren und Rumänen gebrochen,<lb/> die in weit überleguer Zahl das schöne Bergland im Winkel der östlichen<lb/> Karpathen mit ihnen bewohnen. Seitdem sie ihre politische Selbständigkeit<lb/> verloren haben, die ihnen nach den Sturmjaheen 1848 und 184!) nicht Un¬<lb/> garn, sondern Österreich genommen hat, haben sie kraft dieses geistigen Bandes<lb/> der Kirchen- und Schulgemeinschaft keine wesentliche Einbuße an Zahl und<lb/> Raum mehr erfahren. Aber es ist klar, daß die geistigen Mächte ans die<lb/> Dauer nicht allein imstande sein werden, sie zusammenzuhalten. Wir sprechen<lb/> jetzt nicht davon, daß die Magyaren ihre Hand mich einmal wieder schwerer<lb/> in>f den von ihnen durchaus nicht geliebten Sachsen ruhen lassen könnten. Im<lb/> Augenblick hat die Spannung zwischen Pest und Hermannstadt nachgelassen,<lb/> aber das ist eine vorübergehende Erscheinung. Ungarn magyarisch zu machen,<lb/> das ist ein Ziel, das keine Regierung, die Ungarns Einheit will, aus dem<lb/> Auge verlieren wird. Kleine Schwankungen in dem Härtegrad der Behand¬<lb/> lung der nichtmagyarischen Nationalitäten bedeuten keine Abweichung davon.<lb/> Sie ergeben sich von selber aus der Notwendigkeit, nicht alle zugleich und</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV Z»93 57</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0457]
[Abbildung]
Gegenwart und Zukunft der siebenbürger Sachsen
as Schule und Kirche und die Neste einer einst kräftigen poli¬
tischen Organisation vermocht haben, um einem vereinzelten
deutschen Stamme sein Volkstum zu erhalten, das haben sie an
den drei Gruppen Deutscher gethan, die seit vielen hundert
Jahren um Hermannstadt, Kronstäbe und Bistritz in drei Winkeln
von Siebenbürgen wohnen. Eine geschlossene, nationale Kirche auf dem Boden
des Augsburger Bekenntnisses und eng mit ihr verbunden ein von der Volks¬
schule bis zum Gymnasium und zur Landwirtschaftsschule musterhaftes Unter¬
richtswesen hält diese 200000 zerstreuten „Sachsen" zusammen. Wie an Klippen
hat sich an ihnen der Wvgenprall der Magyaren und Rumänen gebrochen,
die in weit überleguer Zahl das schöne Bergland im Winkel der östlichen
Karpathen mit ihnen bewohnen. Seitdem sie ihre politische Selbständigkeit
verloren haben, die ihnen nach den Sturmjaheen 1848 und 184!) nicht Un¬
garn, sondern Österreich genommen hat, haben sie kraft dieses geistigen Bandes
der Kirchen- und Schulgemeinschaft keine wesentliche Einbuße an Zahl und
Raum mehr erfahren. Aber es ist klar, daß die geistigen Mächte ans die
Dauer nicht allein imstande sein werden, sie zusammenzuhalten. Wir sprechen
jetzt nicht davon, daß die Magyaren ihre Hand mich einmal wieder schwerer
in>f den von ihnen durchaus nicht geliebten Sachsen ruhen lassen könnten. Im
Augenblick hat die Spannung zwischen Pest und Hermannstadt nachgelassen,
aber das ist eine vorübergehende Erscheinung. Ungarn magyarisch zu machen,
das ist ein Ziel, das keine Regierung, die Ungarns Einheit will, aus dem
Auge verlieren wird. Kleine Schwankungen in dem Härtegrad der Behand¬
lung der nichtmagyarischen Nationalitäten bedeuten keine Abweichung davon.
Sie ergeben sich von selber aus der Notwendigkeit, nicht alle zugleich und
Grenzboten IV Z»93 57
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