Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches die ebenfalls verdient, daß sie allgemein bekannt werde. In Altenburg hat die Der wackere Direktor des Gymnasiums, Professor or. Proctsch, hat darauf "Ich habe der "Naturforschender Gesellschaft" bereitwillig und gern die Aula Proletarier. In einem Anfsntze über die Einkommeusverhältuisse in Preußen Maßgebliches und Unmaßgebliches die ebenfalls verdient, daß sie allgemein bekannt werde. In Altenburg hat die Der wackere Direktor des Gymnasiums, Professor or. Proctsch, hat darauf „Ich habe der »Naturforschender Gesellschaft« bereitwillig und gern die Aula Proletarier. In einem Anfsntze über die Einkommeusverhältuisse in Preußen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0346" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213460"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1071" prev="#ID_1070"> die ebenfalls verdient, daß sie allgemein bekannt werde. In Altenburg hat die<lb/> Naturforschende Gesellschaft des Osterlaudes in der Aula des Friedrichsgymnasiums<lb/> eine Festsitzung gehalten, in der Herr Häckel ein „offnes Glaubensbekenntnis" ab¬<lb/> legte, das er „monistische Konfession" benannte. Für „mystisch, unhaltbar und<lb/> unvernünftig" erklärte er „alle Wunder und sogenannten Offenbarungen, welche<lb/> auf übernatürlichen Wege zu uus gelaugt sein sollen." Der Gottesglaube, inso¬<lb/> fern er die Borstellung eines sogenannten persönlichen Gottes einschließe, sei durch<lb/> die neuern Fortschritte der monistischen Naturerkenntnis ganz unhaltbar geworden.<lb/> Noch vor Ablauf dieses Jnhrhuuderts werde im Gebiete der wirklich wissenschaft¬<lb/> lichen Philosophie die veraltete Vorstellung eines anthrvpvmvrphen persönlichen<lb/> Gottes ihre Geltung verlieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1072"> Der wackere Direktor des Gymnasiums, Professor or. Proctsch, hat darauf<lb/> eine Erklärung erlassen, die nach der Zeitung Deutschland vom 26. Oktober fol¬<lb/> gendermaßen lautet:</p><lb/> <p xml:id="ID_1073"> „Ich habe der »Naturforschender Gesellschaft« bereitwillig und gern die Aula<lb/> des Friedrichsgymnasinms für ihre Festsitzung zur Verfügung gestellt. Wie man<lb/> aber im Privatleben von jedem Gaste erwartet, daß er die Ordnungen und Ein¬<lb/> richtungen des Hauses, in dem er Gastrecht genießt, nicht geringschätzig und ver¬<lb/> ächtlich beurteile, auch wenn sie ihm mißfallen, so habe ich auch im vorliegenden<lb/> Falle bei den etwaige» Rednern so viel Takt vorausgesetzt, daß sie sich einer ab¬<lb/> fälligen Kritik der Grundlagen des Gymnasinlunterrichts enthalten würden, und<lb/> dieser Voraussetzung haben auch die beiden ersten Herren entsprochen, deren Reden<lb/> in ihrer taktvollen Vornehmheit den Charakter echter Wissenschaftlichkeit trugen.<lb/> Wenn aber Herr Hofrat Häckel, der doch wußte, wo er sprach, und der, wenn er<lb/> es wirklich nicht wußte, daß der Unterricht in der geoffenbarten Religion Jesu<lb/> Christi zu den Grundlagen des Gymuasialunterrichts gehört, die Pflicht hatte, sich<lb/> entweder vorher darnach zu erkundigen oder hier darüber zu schweigen, statt dessen<lb/> diese Grundlagen als mystisch, unhaltbar und unvernünftig bezeichnet , so wird er<lb/> sich selbst die Frage beantworten können, ob sein Auftreten der billigen Erwartung<lb/> entsprochen hat. Es liegt mir fern, Herrn Hofrat Häckel wie überhaupt irgend<lb/> jemandem in seinem Glauben zu nahe treten oder gnr diesen verächtlich machen<lb/> zu wollen; denn der Glaube ist für jeden ernsten Mann das teuerste ideale Gut,<lb/> das er besitzt; ich nehme aber selbstverständlich dieselbe Rücksicht auch für mich in<lb/> Anspruch. Im übrigen mag er überzeugt sein, daß für die Annahme seines<lb/> Glaubens an der Stelle, wo er sprach, vorläufig noch kein Boden ist, und wenn<lb/> er meint, daß im Gebiete der wirklich wissenschaftlichen Philosophie die veraltete<lb/> Vorstellung eines Persönlichen Gottes noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts ihre<lb/> Geltung verliere» werde, so darf er versichert sein, daß im Gymnasium zu Alten¬<lb/> burg, wie an den meisten, wen» nicht allen deutschen Gymnasien, das Dasein eines<lb/> persönlichen Gottes und die geoffenbarte Religion Jesu Christi länger als bis<lb/> zum Ablauf dieses Jahrhunderts gelehrt und geglaubt werden wird."</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Proletarier.</head> <p xml:id="ID_1074" next="#ID_1075"> In einem Anfsntze über die Einkommeusverhältuisse in Preußen<lb/> hatte Herr Dr. Lux, der der sozialdemokratischen Partei angehört, berechnet, daß<lb/> die Anzahl der wegen eines zu geringen Einkommens, nämlich unter 900 Mark,<lb/> steuerfreien Personen zusammen mit den „Censiten" oder Steuerpflichtigen, die<lb/> ein Einkommen bis zu 3000 Mark haben, 96,3 Prozent des gesamten erwerbenden<lb/> Teils der preußischen Bevölkerung ausmachte. Es blieben also nach seiner Be¬<lb/> rechnung 3,7 Prozent mit einem Einkommen über 3000 Mark, darunter, wie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0346]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
die ebenfalls verdient, daß sie allgemein bekannt werde. In Altenburg hat die
Naturforschende Gesellschaft des Osterlaudes in der Aula des Friedrichsgymnasiums
eine Festsitzung gehalten, in der Herr Häckel ein „offnes Glaubensbekenntnis" ab¬
legte, das er „monistische Konfession" benannte. Für „mystisch, unhaltbar und
unvernünftig" erklärte er „alle Wunder und sogenannten Offenbarungen, welche
auf übernatürlichen Wege zu uus gelaugt sein sollen." Der Gottesglaube, inso¬
fern er die Borstellung eines sogenannten persönlichen Gottes einschließe, sei durch
die neuern Fortschritte der monistischen Naturerkenntnis ganz unhaltbar geworden.
Noch vor Ablauf dieses Jnhrhuuderts werde im Gebiete der wirklich wissenschaft¬
lichen Philosophie die veraltete Vorstellung eines anthrvpvmvrphen persönlichen
Gottes ihre Geltung verlieren.
Der wackere Direktor des Gymnasiums, Professor or. Proctsch, hat darauf
eine Erklärung erlassen, die nach der Zeitung Deutschland vom 26. Oktober fol¬
gendermaßen lautet:
„Ich habe der »Naturforschender Gesellschaft« bereitwillig und gern die Aula
des Friedrichsgymnasinms für ihre Festsitzung zur Verfügung gestellt. Wie man
aber im Privatleben von jedem Gaste erwartet, daß er die Ordnungen und Ein¬
richtungen des Hauses, in dem er Gastrecht genießt, nicht geringschätzig und ver¬
ächtlich beurteile, auch wenn sie ihm mißfallen, so habe ich auch im vorliegenden
Falle bei den etwaige» Rednern so viel Takt vorausgesetzt, daß sie sich einer ab¬
fälligen Kritik der Grundlagen des Gymnasinlunterrichts enthalten würden, und
dieser Voraussetzung haben auch die beiden ersten Herren entsprochen, deren Reden
in ihrer taktvollen Vornehmheit den Charakter echter Wissenschaftlichkeit trugen.
Wenn aber Herr Hofrat Häckel, der doch wußte, wo er sprach, und der, wenn er
es wirklich nicht wußte, daß der Unterricht in der geoffenbarten Religion Jesu
Christi zu den Grundlagen des Gymuasialunterrichts gehört, die Pflicht hatte, sich
entweder vorher darnach zu erkundigen oder hier darüber zu schweigen, statt dessen
diese Grundlagen als mystisch, unhaltbar und unvernünftig bezeichnet , so wird er
sich selbst die Frage beantworten können, ob sein Auftreten der billigen Erwartung
entsprochen hat. Es liegt mir fern, Herrn Hofrat Häckel wie überhaupt irgend
jemandem in seinem Glauben zu nahe treten oder gnr diesen verächtlich machen
zu wollen; denn der Glaube ist für jeden ernsten Mann das teuerste ideale Gut,
das er besitzt; ich nehme aber selbstverständlich dieselbe Rücksicht auch für mich in
Anspruch. Im übrigen mag er überzeugt sein, daß für die Annahme seines
Glaubens an der Stelle, wo er sprach, vorläufig noch kein Boden ist, und wenn
er meint, daß im Gebiete der wirklich wissenschaftlichen Philosophie die veraltete
Vorstellung eines Persönlichen Gottes noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts ihre
Geltung verliere» werde, so darf er versichert sein, daß im Gymnasium zu Alten¬
burg, wie an den meisten, wen» nicht allen deutschen Gymnasien, das Dasein eines
persönlichen Gottes und die geoffenbarte Religion Jesu Christi länger als bis
zum Ablauf dieses Jahrhunderts gelehrt und geglaubt werden wird."
Proletarier. In einem Anfsntze über die Einkommeusverhältuisse in Preußen
hatte Herr Dr. Lux, der der sozialdemokratischen Partei angehört, berechnet, daß
die Anzahl der wegen eines zu geringen Einkommens, nämlich unter 900 Mark,
steuerfreien Personen zusammen mit den „Censiten" oder Steuerpflichtigen, die
ein Einkommen bis zu 3000 Mark haben, 96,3 Prozent des gesamten erwerbenden
Teils der preußischen Bevölkerung ausmachte. Es blieben also nach seiner Be¬
rechnung 3,7 Prozent mit einem Einkommen über 3000 Mark, darunter, wie
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