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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.

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Die preußische Steuerreform

und mutig ihre Pflicht thun wird, wo sie ein den Feind geschickt wird, das
bezweifelt niemand. Aber auch im Frieden möchten wir daheim und draußen
stolz auf sie sein.




Die preußische Steuerreform

le preußische Steuerreform gewinnt immer festere Gestalt. Unk¬
unde Bekanntmachungen sind zwar in den letzten Monaten nicht
erfolgt, aber desto mehr halbamtliche, d. h. offenbar durch das
Finanzministerium beeinflußte und herbeigeführte Veröffent¬
lichungen. Als die bedeutendste können wir wohl die Schrift
des Landtagsabgeordneten Professor L. Enneecerus bezeichnen, die uuter
dem Titel: Die Steuerreform in Staat und Gemeinde in der Elwert-
schen Verlagsbuchhandlung in Marburg erschiene" ist, und deren Aus¬
führungen, wie darin ausdrücklich bemerkt wird, auf statistischen Material
beruhen, das vom preußischen Finanzministerium geliefert worden ist. Aus dieser
Schrift und aus mehreren Aufsätzen, die in der dem Finanzminister nahe¬
stehenden Nationalzeitung erschienen sind, kann der Stenerreformplan, wie er
in nächster Zeit dem Landtage vorgelegt werden wird, in seinen Hauptzügen
deutlich erkannt werden. Während der Reichs- und Staatsanzeiger vom
25. April d. I. uoch mehrere in sich verschiedne Reformpläne zur Erörterung
stellte und die Stellung des Finanzministers noch nicht mit Bestimmtheit er¬
kennen ließ, schwindet jetzt jeder Zweifel, indem offenbar die sogenannte "ganze
Reform" von der Staatsregierung erstrebt und alle unvollständigen, soge¬
nannten Teilrefvrmen verworfen werden. Die ganze Reform besteht bekannt¬
lich darin, daß sämtliche bisherigen staatlichen Nealstcuern, nämlich

1. die Grundsteuer mit . 39 907 000 Mark
2. die Gebäudesteuer mit . 35 086 000 ,,
3. die Gewerbesteuer mit . 21919 000 "
4. die Bergwerksabgabe mit 6 961152 ,,
zusammen 103873 152 Mark

nicht mehr erhoben werden sollen und der dadurch entstehende Ausfall durch

1. die Überschüsse aus der neuen Einkommensteuer mit 44 Millionen
2. die Zinsen der kavitalisirten Überschüsse dieser Steuer
in drei Jah ren zu drei Prozent mit ... 4
3. eine neu einzuführende Vermögenssteuer mit . . 33
4. die Vieh- und Getreidezölle aus der aufzuhebenden
Isx Hueue mit..........30 "
zusammen 111 Millionen

gedeckt werden soll.


Die preußische Steuerreform

und mutig ihre Pflicht thun wird, wo sie ein den Feind geschickt wird, das
bezweifelt niemand. Aber auch im Frieden möchten wir daheim und draußen
stolz auf sie sein.




Die preußische Steuerreform

le preußische Steuerreform gewinnt immer festere Gestalt. Unk¬
unde Bekanntmachungen sind zwar in den letzten Monaten nicht
erfolgt, aber desto mehr halbamtliche, d. h. offenbar durch das
Finanzministerium beeinflußte und herbeigeführte Veröffent¬
lichungen. Als die bedeutendste können wir wohl die Schrift
des Landtagsabgeordneten Professor L. Enneecerus bezeichnen, die uuter
dem Titel: Die Steuerreform in Staat und Gemeinde in der Elwert-
schen Verlagsbuchhandlung in Marburg erschiene» ist, und deren Aus¬
führungen, wie darin ausdrücklich bemerkt wird, auf statistischen Material
beruhen, das vom preußischen Finanzministerium geliefert worden ist. Aus dieser
Schrift und aus mehreren Aufsätzen, die in der dem Finanzminister nahe¬
stehenden Nationalzeitung erschienen sind, kann der Stenerreformplan, wie er
in nächster Zeit dem Landtage vorgelegt werden wird, in seinen Hauptzügen
deutlich erkannt werden. Während der Reichs- und Staatsanzeiger vom
25. April d. I. uoch mehrere in sich verschiedne Reformpläne zur Erörterung
stellte und die Stellung des Finanzministers noch nicht mit Bestimmtheit er¬
kennen ließ, schwindet jetzt jeder Zweifel, indem offenbar die sogenannte „ganze
Reform" von der Staatsregierung erstrebt und alle unvollständigen, soge¬
nannten Teilrefvrmen verworfen werden. Die ganze Reform besteht bekannt¬
lich darin, daß sämtliche bisherigen staatlichen Nealstcuern, nämlich

1. die Grundsteuer mit . 39 907 000 Mark
2. die Gebäudesteuer mit . 35 086 000 ,,
3. die Gewerbesteuer mit . 21919 000 „
4. die Bergwerksabgabe mit 6 961152 ,,
zusammen 103873 152 Mark

nicht mehr erhoben werden sollen und der dadurch entstehende Ausfall durch

1. die Überschüsse aus der neuen Einkommensteuer mit 44 Millionen
2. die Zinsen der kavitalisirten Überschüsse dieser Steuer
in drei Jah ren zu drei Prozent mit ... 4
3. eine neu einzuführende Vermögenssteuer mit . . 33
4. die Vieh- und Getreidezölle aus der aufzuhebenden
Isx Hueue mit..........30 „
zusammen 111 Millionen

gedeckt werden soll.


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[0252] Die preußische Steuerreform und mutig ihre Pflicht thun wird, wo sie ein den Feind geschickt wird, das bezweifelt niemand. Aber auch im Frieden möchten wir daheim und draußen stolz auf sie sein. Die preußische Steuerreform le preußische Steuerreform gewinnt immer festere Gestalt. Unk¬ unde Bekanntmachungen sind zwar in den letzten Monaten nicht erfolgt, aber desto mehr halbamtliche, d. h. offenbar durch das Finanzministerium beeinflußte und herbeigeführte Veröffent¬ lichungen. Als die bedeutendste können wir wohl die Schrift des Landtagsabgeordneten Professor L. Enneecerus bezeichnen, die uuter dem Titel: Die Steuerreform in Staat und Gemeinde in der Elwert- schen Verlagsbuchhandlung in Marburg erschiene» ist, und deren Aus¬ führungen, wie darin ausdrücklich bemerkt wird, auf statistischen Material beruhen, das vom preußischen Finanzministerium geliefert worden ist. Aus dieser Schrift und aus mehreren Aufsätzen, die in der dem Finanzminister nahe¬ stehenden Nationalzeitung erschienen sind, kann der Stenerreformplan, wie er in nächster Zeit dem Landtage vorgelegt werden wird, in seinen Hauptzügen deutlich erkannt werden. Während der Reichs- und Staatsanzeiger vom 25. April d. I. uoch mehrere in sich verschiedne Reformpläne zur Erörterung stellte und die Stellung des Finanzministers noch nicht mit Bestimmtheit er¬ kennen ließ, schwindet jetzt jeder Zweifel, indem offenbar die sogenannte „ganze Reform" von der Staatsregierung erstrebt und alle unvollständigen, soge¬ nannten Teilrefvrmen verworfen werden. Die ganze Reform besteht bekannt¬ lich darin, daß sämtliche bisherigen staatlichen Nealstcuern, nämlich 1. die Grundsteuer mit . 39 907 000 Mark 2. die Gebäudesteuer mit . 35 086 000 ,, 3. die Gewerbesteuer mit . 21919 000 „ 4. die Bergwerksabgabe mit 6 961152 ,, zusammen 103873 152 Mark nicht mehr erhoben werden sollen und der dadurch entstehende Ausfall durch 1. die Überschüsse aus der neuen Einkommensteuer mit 44 Millionen 2. die Zinsen der kavitalisirten Überschüsse dieser Steuer in drei Jah ren zu drei Prozent mit ... 4 3. eine neu einzuführende Vermögenssteuer mit . . 33 4. die Vieh- und Getreidezölle aus der aufzuhebenden Isx Hueue mit..........30 „ zusammen 111 Millionen gedeckt werden soll.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/252>, abgerufen am 22.12.2024.