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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Litteratur

Robert Heinrich Hiecke. Züge zu einem Lebensbilde; zugleich Beiträge zur Lösung
gegenwärtiger Streitfragen. Von Dr. A, Kolbe, Direktor des Gymnnsinms Treptow n. R.
Leipzig und B-estan, Hirts Verlag. 1890

Der Verfasser will kurze Lebensbilder solcher Männer zeichnen, denen er selber
für seine Bildung viel verdankt, und entledigt sich in dem ersten Stück, das von
Robert Heinrich Hiecke handelt, der selbstgestellten Aufgabe mit Geschick und Anmut.
Ein einfaches Lehrer- und Gelehrtenleben wird uns vorgeführt, nicht mit beschwer¬
licher Genauigkeit in Nebensachen, sondern unter Hervorhebung des Eigenartigen
eines hochbegabten und vielseitig gebildeten Mannes, eines gebornen Lehrers und
Erziehers, eines gründlichen und feinsinnigen Gelehrten, dessen Wirksamkeit, ins¬
besondre für die Gestaltung des deutschen Unterrichts, noch nicht erloschen ist,
sondern aller Wahrscheinlichkeit nach in der nächsten Zeit zunehmen wird.

Hiecke lebte von 1305 bis 1861 und starb als Direktor des Greifswalder
Gymnasiums, nachdem er zuvor in Merseburg und Zeih als Gymnasiallehrer
thätig gewesen war, von Anfang um mit bedeutendem Erfolge und gehoben und
gestärkt durch das ihm -- abgesehen vou einer vorübergehenden Trübung im
Jahre 1842 -- stets sichere Vertrauen seiner Vorgesetzten und Behörden. Sein
im Jahre 1842 erschienenes Hauptwerk! "Der deutsche Unterricht auf deutsche"
Gymnasien" wurde bahnbrechend sür diesen Zweig des Gymnasialunterrichts; aber
Hieckes Wirksamkeit erstreckte sich auf alle Lehrgegenstände, und alle pflegte er mit
der ihm eignen Verbindung von strenger Gewissenhaftigkeit, wahrhaft freisinniger
Geisteshelle und gedankenreicher und darum gedankenweckender Lebendigkeit.

Dem Verfasser gebührt sür die von großer Verehrung für den ehemaligen
Lehrer angenehm durchwehte und dabei entschieden auf selbständiger Überzeugung
ruhende kleine Schrift umso mehr Dank, als Hiecke in der großen Sebaldschen
Encyklopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens nur in dem Abschnitt über
den deutschen Unterricht kurz erwähnt wird, also manchen wenigstens nicht wichtigern
und doch besonders vorgeführten Schulmännern gegenüber nicht zu seinem Rechte
kommt.

Kothes Mitteilungen, die zuerst in der Evangelischen Monatsschrift für
deutsche Erziehung erschienen siud, wenden sich übrigens keineswegs bloß an Lehrer,
sondern an alle gebildeten und denkenden Freunde der deutschen Jugend und der
deutschen Erziehung und mögen darum auch dem Leserkreise der Grenzboten bestens
empfohlen sein.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

Robert Heinrich Hiecke. Züge zu einem Lebensbilde; zugleich Beiträge zur Lösung
gegenwärtiger Streitfragen. Von Dr. A, Kolbe, Direktor des Gymnnsinms Treptow n. R.
Leipzig und B-estan, Hirts Verlag. 1890

Der Verfasser will kurze Lebensbilder solcher Männer zeichnen, denen er selber
für seine Bildung viel verdankt, und entledigt sich in dem ersten Stück, das von
Robert Heinrich Hiecke handelt, der selbstgestellten Aufgabe mit Geschick und Anmut.
Ein einfaches Lehrer- und Gelehrtenleben wird uns vorgeführt, nicht mit beschwer¬
licher Genauigkeit in Nebensachen, sondern unter Hervorhebung des Eigenartigen
eines hochbegabten und vielseitig gebildeten Mannes, eines gebornen Lehrers und
Erziehers, eines gründlichen und feinsinnigen Gelehrten, dessen Wirksamkeit, ins¬
besondre für die Gestaltung des deutschen Unterrichts, noch nicht erloschen ist,
sondern aller Wahrscheinlichkeit nach in der nächsten Zeit zunehmen wird.

Hiecke lebte von 1305 bis 1861 und starb als Direktor des Greifswalder
Gymnasiums, nachdem er zuvor in Merseburg und Zeih als Gymnasiallehrer
thätig gewesen war, von Anfang um mit bedeutendem Erfolge und gehoben und
gestärkt durch das ihm — abgesehen vou einer vorübergehenden Trübung im
Jahre 1842 — stets sichere Vertrauen seiner Vorgesetzten und Behörden. Sein
im Jahre 1842 erschienenes Hauptwerk! „Der deutsche Unterricht auf deutsche»
Gymnasien" wurde bahnbrechend sür diesen Zweig des Gymnasialunterrichts; aber
Hieckes Wirksamkeit erstreckte sich auf alle Lehrgegenstände, und alle pflegte er mit
der ihm eignen Verbindung von strenger Gewissenhaftigkeit, wahrhaft freisinniger
Geisteshelle und gedankenreicher und darum gedankenweckender Lebendigkeit.

Dem Verfasser gebührt sür die von großer Verehrung für den ehemaligen
Lehrer angenehm durchwehte und dabei entschieden auf selbständiger Überzeugung
ruhende kleine Schrift umso mehr Dank, als Hiecke in der großen Sebaldschen
Encyklopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens nur in dem Abschnitt über
den deutschen Unterricht kurz erwähnt wird, also manchen wenigstens nicht wichtigern
und doch besonders vorgeführten Schulmännern gegenüber nicht zu seinem Rechte
kommt.

Kothes Mitteilungen, die zuerst in der Evangelischen Monatsschrift für
deutsche Erziehung erschienen siud, wenden sich übrigens keineswegs bloß an Lehrer,
sondern an alle gebildeten und denkenden Freunde der deutschen Jugend und der
deutschen Erziehung und mögen darum auch dem Leserkreise der Grenzboten bestens
empfohlen sein.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0440] Litteratur Robert Heinrich Hiecke. Züge zu einem Lebensbilde; zugleich Beiträge zur Lösung gegenwärtiger Streitfragen. Von Dr. A, Kolbe, Direktor des Gymnnsinms Treptow n. R. Leipzig und B-estan, Hirts Verlag. 1890 Der Verfasser will kurze Lebensbilder solcher Männer zeichnen, denen er selber für seine Bildung viel verdankt, und entledigt sich in dem ersten Stück, das von Robert Heinrich Hiecke handelt, der selbstgestellten Aufgabe mit Geschick und Anmut. Ein einfaches Lehrer- und Gelehrtenleben wird uns vorgeführt, nicht mit beschwer¬ licher Genauigkeit in Nebensachen, sondern unter Hervorhebung des Eigenartigen eines hochbegabten und vielseitig gebildeten Mannes, eines gebornen Lehrers und Erziehers, eines gründlichen und feinsinnigen Gelehrten, dessen Wirksamkeit, ins¬ besondre für die Gestaltung des deutschen Unterrichts, noch nicht erloschen ist, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach in der nächsten Zeit zunehmen wird. Hiecke lebte von 1305 bis 1861 und starb als Direktor des Greifswalder Gymnasiums, nachdem er zuvor in Merseburg und Zeih als Gymnasiallehrer thätig gewesen war, von Anfang um mit bedeutendem Erfolge und gehoben und gestärkt durch das ihm — abgesehen vou einer vorübergehenden Trübung im Jahre 1842 — stets sichere Vertrauen seiner Vorgesetzten und Behörden. Sein im Jahre 1842 erschienenes Hauptwerk! „Der deutsche Unterricht auf deutsche» Gymnasien" wurde bahnbrechend sür diesen Zweig des Gymnasialunterrichts; aber Hieckes Wirksamkeit erstreckte sich auf alle Lehrgegenstände, und alle pflegte er mit der ihm eignen Verbindung von strenger Gewissenhaftigkeit, wahrhaft freisinniger Geisteshelle und gedankenreicher und darum gedankenweckender Lebendigkeit. Dem Verfasser gebührt sür die von großer Verehrung für den ehemaligen Lehrer angenehm durchwehte und dabei entschieden auf selbständiger Überzeugung ruhende kleine Schrift umso mehr Dank, als Hiecke in der großen Sebaldschen Encyklopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens nur in dem Abschnitt über den deutschen Unterricht kurz erwähnt wird, also manchen wenigstens nicht wichtigern und doch besonders vorgeführten Schulmännern gegenüber nicht zu seinem Rechte kommt. Kothes Mitteilungen, die zuerst in der Evangelischen Monatsschrift für deutsche Erziehung erschienen siud, wenden sich übrigens keineswegs bloß an Lehrer, sondern an alle gebildeten und denkenden Freunde der deutschen Jugend und der deutschen Erziehung und mögen darum auch dem Leserkreise der Grenzboten bestens empfohlen sein. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/440>, abgerufen am 13.11.2024.