Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.Litteratur
Glückliches Gründeutschlcmd, dem dieses Deutsch und dieser Wohllaut Heller und Litteratur Das dritte Testament. Eine Offenbarung Gottes. Seiner Zeit mitgeteilt von Hanns von Gumppenbcrg, München, Kommissionsverlag von M. Poeßl, 1801 Der Verfasser ist durch ein Medium mit seinem Schutzgeist, einem im Jahre Metaphysik als Lehre vom Vorbewußtsein. Von or. Alfons Bilharz. Erste Hälfte. Wiesbaden, Bergmann, 1890 Dieses Buch ist deu Grenzboten zur Besprechung übersandt worden, aber wir Litteratur
Glückliches Gründeutschlcmd, dem dieses Deutsch und dieser Wohllaut Heller und Litteratur Das dritte Testament. Eine Offenbarung Gottes. Seiner Zeit mitgeteilt von Hanns von Gumppenbcrg, München, Kommissionsverlag von M. Poeßl, 1801 Der Verfasser ist durch ein Medium mit seinem Schutzgeist, einem im Jahre Metaphysik als Lehre vom Vorbewußtsein. Von or. Alfons Bilharz. Erste Hälfte. Wiesbaden, Bergmann, 1890 Dieses Buch ist deu Grenzboten zur Besprechung übersandt worden, aber wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0196" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289964"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l> Grüudeutschland Heil! Dir will ich widmen<lb/> Zum Angebind dies Segenslied,<lb/> Das mir zu hell und Hellem Rhythmen,<lb/> Vorleuchtend durch die Seele zieht.<lb/> O laß vom Wohlklang dich ergreifen!<lb/> So klingt der Wahrheit Kehle nur.<lb/> O laß von ihres Schleiers Streifen<lb/> Zitternd Umschweifen die Natur!</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_532" prev="#ID_531"> Glückliches Gründeutschlcmd, dem dieses Deutsch und dieser Wohllaut Heller und<lb/> hellerer Rhythmen vorleuchtet!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <div n="2"> <head> Das dritte Testament. Eine Offenbarung Gottes. Seiner Zeit mitgeteilt von Hanns<lb/> von Gumppenbcrg, München, Kommissionsverlag von M. Poeßl, 1801</head><lb/> <p xml:id="ID_533"> Der Verfasser ist durch ein Medium mit seinem Schutzgeist, einem im Jahre<lb/> 1687 verstorbenen jüdischen Mädchen, in Verkehr gebracht worden u«d hat von<lb/> diesem ganz genau erfahren, wie es im Jenseits aussieht und wie es bei der<lb/> Weltschöpfung zugegangen ist oder vielmehr, da sie fortdauert, zugeht. Als Phan¬<lb/> tasie wäre diese Offenbarung nicht übel. Es wird uus darin ein wohlgefügtes<lb/> guostisches System recht anschaulich entwickelt, und es kommeu ganz hübsche Ge¬<lb/> danken darin vor. Aber da der Verfasser sein Schriftchen in allem Ernste als<lb/> göttliche Offenbarung anpreist, so wird er damit den täglich weiter um sich grei¬<lb/> fenden Spiritistenunfug nicht unwesentlich fordern und demnach Unheil anrichten.<lb/> Mehr widerlich als lächerlich wirkt ein Anhang, der überschrieben ist: „Gegen¬<lb/> wärtige uachirdische Stufenhöhe geschichtlich bekannter Personen." Die Menschen¬<lb/> seelen haben nämlich auf ihrem Reinigungswege im Jenseits sieben Stufen zurück¬<lb/> zulegen. Daß er Judas Jskarivth auf der ersten, also der untersten, verharren<lb/> läßt, könnte mau ja als Zeichen der Pietät gegen Christus deuten. Aber Christus<lb/> selbst versetzt er — die Feder sträubt sich vorm Niederschreiben — mit Tschiugiskcm,<lb/> Sulla, Goethe, Sebastian Bach und Katharina II. von Rußland (wir heben nur<lb/> einige der angeführten Namen heraus) auf die vierte, Pius IX., Lord Byron,<lb/> Attila, Schiller, Calvin und den Räuberhauptmann Gänswürgcr auf die fünfte,<lb/> Nero, Döllinger, Pontius Pilatus, Moses und Schopenhauer auf die sechste,<lb/> Paulus, Luther, Heine und Lessing ans die siebente Stufe. Frecher, gottesläster¬<lb/> licher Unfug das!</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Metaphysik als Lehre vom Vorbewußtsein. Von or. Alfons Bilharz. Erste Hälfte.<lb/> Wiesbaden, Bergmann, 1890</head><lb/> <p xml:id="ID_534" next="#ID_535"> Dieses Buch ist deu Grenzboten zur Besprechung übersandt worden, aber wir<lb/> fürchten, es ist nichts für die Grenzbotenleser. Den meisten wird es Wohl so gehen<lb/> wie uus selbst. Wir gestehen offenherzig, daß wir uns bei der Definition von<lb/> Zeit auf Seite 67 (Zeit ist der „reciproke Wert des metaphysischen Seinsinhaltes")<lb/> nichts zu denken vermögen. Wir müssen ferner bekennet!, daß wir von der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0196]
Litteratur
Grüudeutschland Heil! Dir will ich widmen
Zum Angebind dies Segenslied,
Das mir zu hell und Hellem Rhythmen,
Vorleuchtend durch die Seele zieht.
O laß vom Wohlklang dich ergreifen!
So klingt der Wahrheit Kehle nur.
O laß von ihres Schleiers Streifen
Zitternd Umschweifen die Natur!
Glückliches Gründeutschlcmd, dem dieses Deutsch und dieser Wohllaut Heller und
hellerer Rhythmen vorleuchtet!
Litteratur
Das dritte Testament. Eine Offenbarung Gottes. Seiner Zeit mitgeteilt von Hanns
von Gumppenbcrg, München, Kommissionsverlag von M. Poeßl, 1801
Der Verfasser ist durch ein Medium mit seinem Schutzgeist, einem im Jahre
1687 verstorbenen jüdischen Mädchen, in Verkehr gebracht worden u«d hat von
diesem ganz genau erfahren, wie es im Jenseits aussieht und wie es bei der
Weltschöpfung zugegangen ist oder vielmehr, da sie fortdauert, zugeht. Als Phan¬
tasie wäre diese Offenbarung nicht übel. Es wird uus darin ein wohlgefügtes
guostisches System recht anschaulich entwickelt, und es kommeu ganz hübsche Ge¬
danken darin vor. Aber da der Verfasser sein Schriftchen in allem Ernste als
göttliche Offenbarung anpreist, so wird er damit den täglich weiter um sich grei¬
fenden Spiritistenunfug nicht unwesentlich fordern und demnach Unheil anrichten.
Mehr widerlich als lächerlich wirkt ein Anhang, der überschrieben ist: „Gegen¬
wärtige uachirdische Stufenhöhe geschichtlich bekannter Personen." Die Menschen¬
seelen haben nämlich auf ihrem Reinigungswege im Jenseits sieben Stufen zurück¬
zulegen. Daß er Judas Jskarivth auf der ersten, also der untersten, verharren
läßt, könnte mau ja als Zeichen der Pietät gegen Christus deuten. Aber Christus
selbst versetzt er — die Feder sträubt sich vorm Niederschreiben — mit Tschiugiskcm,
Sulla, Goethe, Sebastian Bach und Katharina II. von Rußland (wir heben nur
einige der angeführten Namen heraus) auf die vierte, Pius IX., Lord Byron,
Attila, Schiller, Calvin und den Räuberhauptmann Gänswürgcr auf die fünfte,
Nero, Döllinger, Pontius Pilatus, Moses und Schopenhauer auf die sechste,
Paulus, Luther, Heine und Lessing ans die siebente Stufe. Frecher, gottesläster¬
licher Unfug das!
Metaphysik als Lehre vom Vorbewußtsein. Von or. Alfons Bilharz. Erste Hälfte.
Wiesbaden, Bergmann, 1890
Dieses Buch ist deu Grenzboten zur Besprechung übersandt worden, aber wir
fürchten, es ist nichts für die Grenzbotenleser. Den meisten wird es Wohl so gehen
wie uus selbst. Wir gestehen offenherzig, daß wir uns bei der Definition von
Zeit auf Seite 67 (Zeit ist der „reciproke Wert des metaphysischen Seinsinhaltes")
nichts zu denken vermögen. Wir müssen ferner bekennet!, daß wir von der
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