Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten is Friedrich Wilhelm III. am Reformationstage 1817 die Haupt¬ Es kommt uns hier um darauf an, aus den Quellen, wie sie in den Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten is Friedrich Wilhelm III. am Reformationstage 1817 die Haupt¬ Es kommt uns hier um darauf an, aus den Quellen, wie sie in den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209440"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341853_209232/figures/grenzboten_341853_209232_209440_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten</head><lb/> <p xml:id="ID_602"> is Friedrich Wilhelm III. am Reformationstage 1817 die Haupt¬<lb/> urkunde der Union in Preußen erließ, berief er sich für die<lb/> Berechtigung seiner Stiftung, der Vereinigung der beiden bisher<lb/> getrennten protestantischen Kirchen, der reformirten und der<lb/> lutherischen, zu einer „evangelisch-christlichen" Kirche, auf das<lb/> Beispiel seiner Vorfahren, unter denen er mich den Großen Kurfürsten als<lb/> univnistisch gerichtet mit aufführte. Wie es dem Könige darauf ankam, die<lb/> beiden „nur noch durch äußern Unterschied getrennten protestantischen Kirchen"<lb/> zu einer wahrhaft religiösen Vereinigung zu rufen, die, wie in den ersten Ab¬<lb/> sichten der Reformatoren, so im Geiste des Protestantismus selbst liege, so<lb/> wollte er auch mit der Durchführung einer solchen „wahrhaft religiösen Ver¬<lb/> einigung" zugleich das Andenken und die heilsamen Absichten seiner Ahnen<lb/> ehren, die nur darum „das gottgefällige Werk" nicht zu stände hätten bringen<lb/> können, weil es „in dein damaligen unglücklichen Sektengeiste unüberwindliche<lb/> Schwierigkeiten fand." Daß Friedrich Wilhelm III. mit dieser Berufung auf<lb/> das Beispiel seiner Vorfahren, insbesondre ans das des Großen Kurfürsten,<lb/> Recht gehabt hat, zeigen die Publikationen aus dem preußischen Staatsarchiv,<lb/> die in ihrem ersten Bande, herausgegeben von Max Lehmann, „Preußen und<lb/> die katholische Kirche" behandeln, wovon der erste Teil der kirchenpolitischen<lb/> Stellung des Großen Kurfürsten und seiner beiden Nachfolger gewidmet ist.<lb/> Was man längst gewußt, aber lange nicht genug ausgenutzt hatte, geht aus<lb/> der Sammlung dieser Urkunden hervor; es ist das Glück des preußischen<lb/> Staates, daß er sich seiner Geschichte auch in der kirchenpolitischen Stellung<lb/> seiner Regenten nicht zu schämen braucht, vielmehr auch hier „eine Geschichte<lb/> ohne gleichen" hat. ,,Es giebt keine bessere Propaganda für das Ansehen<lb/> Preußens in der Welt — sagt H. v, Shbel —, als die authentische Kenntnis der<lb/> preußischen Geschichte."</p><lb/> <p xml:id="ID_603" next="#ID_604"> Es kommt uns hier um darauf an, aus den Quellen, wie sie in den<lb/> veröffentlichten Urkunden vorliegen, die kirchenpolitische Gestalt des Großen<lb/> ' Kurfürsten zu zeichnen. Es wird sich daraus ergeben, daß Friedrich Wilhelm III.<lb/> sich für sein Werk der Union, worin der fromme König eine Fortsetzung der<lb/> Reformation selber sah, das er aber, die Rechte und Freiheiten der besondern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
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Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten
is Friedrich Wilhelm III. am Reformationstage 1817 die Haupt¬
urkunde der Union in Preußen erließ, berief er sich für die
Berechtigung seiner Stiftung, der Vereinigung der beiden bisher
getrennten protestantischen Kirchen, der reformirten und der
lutherischen, zu einer „evangelisch-christlichen" Kirche, auf das
Beispiel seiner Vorfahren, unter denen er mich den Großen Kurfürsten als
univnistisch gerichtet mit aufführte. Wie es dem Könige darauf ankam, die
beiden „nur noch durch äußern Unterschied getrennten protestantischen Kirchen"
zu einer wahrhaft religiösen Vereinigung zu rufen, die, wie in den ersten Ab¬
sichten der Reformatoren, so im Geiste des Protestantismus selbst liege, so
wollte er auch mit der Durchführung einer solchen „wahrhaft religiösen Ver¬
einigung" zugleich das Andenken und die heilsamen Absichten seiner Ahnen
ehren, die nur darum „das gottgefällige Werk" nicht zu stände hätten bringen
können, weil es „in dein damaligen unglücklichen Sektengeiste unüberwindliche
Schwierigkeiten fand." Daß Friedrich Wilhelm III. mit dieser Berufung auf
das Beispiel seiner Vorfahren, insbesondre ans das des Großen Kurfürsten,
Recht gehabt hat, zeigen die Publikationen aus dem preußischen Staatsarchiv,
die in ihrem ersten Bande, herausgegeben von Max Lehmann, „Preußen und
die katholische Kirche" behandeln, wovon der erste Teil der kirchenpolitischen
Stellung des Großen Kurfürsten und seiner beiden Nachfolger gewidmet ist.
Was man längst gewußt, aber lange nicht genug ausgenutzt hatte, geht aus
der Sammlung dieser Urkunden hervor; es ist das Glück des preußischen
Staates, daß er sich seiner Geschichte auch in der kirchenpolitischen Stellung
seiner Regenten nicht zu schämen braucht, vielmehr auch hier „eine Geschichte
ohne gleichen" hat. ,,Es giebt keine bessere Propaganda für das Ansehen
Preußens in der Welt — sagt H. v, Shbel —, als die authentische Kenntnis der
preußischen Geschichte."
Es kommt uns hier um darauf an, aus den Quellen, wie sie in den
veröffentlichten Urkunden vorliegen, die kirchenpolitische Gestalt des Großen
' Kurfürsten zu zeichnen. Es wird sich daraus ergeben, daß Friedrich Wilhelm III.
sich für sein Werk der Union, worin der fromme König eine Fortsetzung der
Reformation selber sah, das er aber, die Rechte und Freiheiten der besondern
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