Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.Die wahrhaftige Geschichte von den drei Wünschen Gelo Ludwig von AvrtschuW) achten Herr Flötenspiel seiner schönen Erzählung halber belobt Der Tisch, den Madame Flötenspiel "ut ihre Gesellschaft inne gehabt Jetzt wandte sich die edle Gestalt -- ihr Auge glitt über mich hin -- Die wahrhaftige Geschichte von den drei Wünschen Gelo Ludwig von AvrtschuW) achten Herr Flötenspiel seiner schönen Erzählung halber belobt Der Tisch, den Madame Flötenspiel »ut ihre Gesellschaft inne gehabt Jetzt wandte sich die edle Gestalt — ihr Auge glitt über mich hin — <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0427" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209006"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341851_208578/figures/grenzboten_341851_208578_209006_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die wahrhaftige Geschichte von den drei Wünschen<lb/><note type="byline"> Gelo Ludwig</note> von AvrtschuW)</head><lb/> <p xml:id="ID_1225"> achten Herr Flötenspiel seiner schönen Erzählung halber belobt<lb/> worden war, forderte man ihn aus, noch etwas Belehrendes der<lb/> Art zum besten zu geben. Er aber deutete auf seine Frau, die<lb/> eben aufbrach, und sagte' Sehen Sie, lieben Freunde, nun wird<lb/> sich wo anders geärgert, Gott behüte einen Christenmenschen<lb/> vor dem Heiraten, Ich habe ihr sechzehn Groschen Kournnt nachgerechnet, die<lb/> sie hier unnötigerweise für Kuchen - - sehen Sie, sie hat ein Stück liegen<lb/> lassen; ehe die Kellner abräumen — Ihr Diener! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1226"> Der Tisch, den Madame Flötenspiel »ut ihre Gesellschaft inne gehabt<lb/> hatte, wurde alsbald von einer andern eingenommen, El» ältlicher dicker Herr<lb/> und zwei junge Damen, die eine von überaus edler Gestalt, nahmen an ihm<lb/> Platz, Die Damen saßen vou mir abgewandt und unterhielten sich; die<lb/> kleinere zeigte große Lebendigkeit und schien die Kosten des Gespräches fast<lb/> allein zu tragen. Der Herr senkte wie in stiller Beschaulichkeit sei» Antlitz<lb/> nach vorn »ut hielt seine Augen unverwandt auf den untersten goldnen Knopf<lb/> des feinen blauen Fracks geheftet, der über Nankingbeinkleidern zugeknöpft<lb/> seinen stattlichen Leib umgab, Angen, Nase »ut Mund waren von so be¬<lb/> deutender Größe, daß das ganze Gesicht eben nur ans Augen, Nase und Mund<lb/> zu bestehen schien; den träumerischen »ut doch scharfen Ausdruck seiner Auge»<lb/> verstärktem »och um ein Großes die starkem, laugharigeu schwnrzgrauen Brauen,<lb/> die über sie herabhingen wie Gras und Flechte» aus dem alten Gesteine ge¬<lb/> wachsen über die hohlen Fenster einer Ruine,</p><lb/> <p xml:id="ID_1227"> Jetzt wandte sich die edle Gestalt — ihr Auge glitt über mich hin —<lb/> sie wars, der Engel des Herrn Fintlein, die Sängerin, die von mir gerettete!<lb/> Sie wandte sich mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit an den dicken Herrn, dem<lb/> sie zu erzählen schien, indem sie zuweilen herübersah zu mir. Der dicke<lb/> Herr erhob sich und kam mit vornehmer Freundlichkeit auf mich zu.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0427]
[Abbildung]
Die wahrhaftige Geschichte von den drei Wünschen
Gelo Ludwig von AvrtschuW)
achten Herr Flötenspiel seiner schönen Erzählung halber belobt
worden war, forderte man ihn aus, noch etwas Belehrendes der
Art zum besten zu geben. Er aber deutete auf seine Frau, die
eben aufbrach, und sagte' Sehen Sie, lieben Freunde, nun wird
sich wo anders geärgert, Gott behüte einen Christenmenschen
vor dem Heiraten, Ich habe ihr sechzehn Groschen Kournnt nachgerechnet, die
sie hier unnötigerweise für Kuchen - - sehen Sie, sie hat ein Stück liegen
lassen; ehe die Kellner abräumen — Ihr Diener! —
Der Tisch, den Madame Flötenspiel »ut ihre Gesellschaft inne gehabt
hatte, wurde alsbald von einer andern eingenommen, El» ältlicher dicker Herr
und zwei junge Damen, die eine von überaus edler Gestalt, nahmen an ihm
Platz, Die Damen saßen vou mir abgewandt und unterhielten sich; die
kleinere zeigte große Lebendigkeit und schien die Kosten des Gespräches fast
allein zu tragen. Der Herr senkte wie in stiller Beschaulichkeit sei» Antlitz
nach vorn »ut hielt seine Augen unverwandt auf den untersten goldnen Knopf
des feinen blauen Fracks geheftet, der über Nankingbeinkleidern zugeknöpft
seinen stattlichen Leib umgab, Angen, Nase »ut Mund waren von so be¬
deutender Größe, daß das ganze Gesicht eben nur ans Augen, Nase und Mund
zu bestehen schien; den träumerischen »ut doch scharfen Ausdruck seiner Auge»
verstärktem »och um ein Großes die starkem, laugharigeu schwnrzgrauen Brauen,
die über sie herabhingen wie Gras und Flechte» aus dem alten Gesteine ge¬
wachsen über die hohlen Fenster einer Ruine,
Jetzt wandte sich die edle Gestalt — ihr Auge glitt über mich hin —
sie wars, der Engel des Herrn Fintlein, die Sängerin, die von mir gerettete!
Sie wandte sich mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit an den dicken Herrn, dem
sie zu erzählen schien, indem sie zuweilen herübersah zu mir. Der dicke
Herr erhob sich und kam mit vornehmer Freundlichkeit auf mich zu.
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