Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.Vebels Bäcker - Enquete er Reichstagsabgeordnete August Bebel hat im Spätherbst 188^ Wir halten diesen scheinbar wissenschaftlichen Einwand für unzutreffend, Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien. Bon August Bebel.
Stuttgart, 1890. 184 Seiten. 1 Mark. Vebels Bäcker - Enquete er Reichstagsabgeordnete August Bebel hat im Spätherbst 188^ Wir halten diesen scheinbar wissenschaftlichen Einwand für unzutreffend, Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien. Bon August Bebel.
Stuttgart, 1890. 184 Seiten. 1 Mark. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208810"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341851_208578/figures/grenzboten_341851_208578_208810_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vebels Bäcker - Enquete</head><lb/> <p xml:id="ID_646"> er Reichstagsabgeordnete August Bebel hat im Spätherbst 188^<lb/> bei 5000 deutschen Bäckereien eine Umfrage nach der Lage der<lb/> Arbeiter in diesem Gewerbe veranstaltet und das Ergebnis seiner<lb/> Umfrage jüngst in einer Vroschiire veröffentlicht.^) Diese Bro¬<lb/> schüre hat in der nichtsozialdemokratischen Presse nicht die ge¬<lb/> nügende Beachtung gefunden. Die meisten Zeitungen haben sie einfach tot<lb/> geschwiegen, andre haben sich mit der Bemerkung abgefunden: „Was kann von<lb/> Bebel Gutes kommen?" und die wenigen, die überhaupt auf Bebels Arbeit<lb/> eingegangen sind, haben sie als nicht beweiskräftig hingestellt. Denn was<lb/> könne eine Privatenquete beweisen, die sich an 5000 der vorhandenen 88000<lb/> Väckereibetriebe in Deutschland gewendet und nur für 745 Betriebe eine Antwort<lb/> erhalten habe?</p><lb/> <p xml:id="ID_647" next="#ID_648"> Wir halten diesen scheinbar wissenschaftlichen Einwand für unzutreffend,<lb/> ganz abgesehen davon, daß er gegen jede Privatenquete vorgebracht werden<lb/> konnte, auch gegen solche, deren Ergebnisse widerspruchslos hingenommen<lb/> worden sind. Denn dies unterscheidet doch die Enquete von der statistischen<lb/> Beobachtung, daß sie sich nicht an die Gesamtheiten, sondern nur an Minder¬<lb/> heiten wenden kann. Und daß bei Privatenqueten diese Minderheiten noch<lb/> kleiner sein müssen als bei amtlichen Untersuchungen, liegt doch auf der Hand.<lb/> Bebel ist aber als Veranstalter und Bearbeiter seiner Bäckerenqnete allen<lb/> wissenschaftlichen Anforderungen gerecht geworden, die an Enqueten gestellt<lb/> werden können. Er teilt seinen Fragebogen mit, schildert Umfang und Art des<lb/> gewonnenen Materials, führt es im Original und im einzelnen vor, zunächst<lb/> ohne es durch Ableitungen und DurchschuittSberechuungen zu verblassen, und<lb/> ist endlich sich des bedingten Wertes seiner Schrift uicht nur bewußt, sondern<lb/> weist auf Lücken und Mängel seines Materials und seiner Beweisführung aus¬<lb/> drücklich und deutlich hin, indem er u. a. sagt: „Überhaupt betrachten wir<lb/> diese Veröffentlichung nur als eine Anregung zu weiterer gründlicherer und</p><lb/> <note xml:id="FID_8" place="foot"> Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien. Bon August Bebel.<lb/> Stuttgart, 1890. 184 Seiten. 1 Mark.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
[Abbildung]
Vebels Bäcker - Enquete
er Reichstagsabgeordnete August Bebel hat im Spätherbst 188^
bei 5000 deutschen Bäckereien eine Umfrage nach der Lage der
Arbeiter in diesem Gewerbe veranstaltet und das Ergebnis seiner
Umfrage jüngst in einer Vroschiire veröffentlicht.^) Diese Bro¬
schüre hat in der nichtsozialdemokratischen Presse nicht die ge¬
nügende Beachtung gefunden. Die meisten Zeitungen haben sie einfach tot
geschwiegen, andre haben sich mit der Bemerkung abgefunden: „Was kann von
Bebel Gutes kommen?" und die wenigen, die überhaupt auf Bebels Arbeit
eingegangen sind, haben sie als nicht beweiskräftig hingestellt. Denn was
könne eine Privatenquete beweisen, die sich an 5000 der vorhandenen 88000
Väckereibetriebe in Deutschland gewendet und nur für 745 Betriebe eine Antwort
erhalten habe?
Wir halten diesen scheinbar wissenschaftlichen Einwand für unzutreffend,
ganz abgesehen davon, daß er gegen jede Privatenquete vorgebracht werden
konnte, auch gegen solche, deren Ergebnisse widerspruchslos hingenommen
worden sind. Denn dies unterscheidet doch die Enquete von der statistischen
Beobachtung, daß sie sich nicht an die Gesamtheiten, sondern nur an Minder¬
heiten wenden kann. Und daß bei Privatenqueten diese Minderheiten noch
kleiner sein müssen als bei amtlichen Untersuchungen, liegt doch auf der Hand.
Bebel ist aber als Veranstalter und Bearbeiter seiner Bäckerenqnete allen
wissenschaftlichen Anforderungen gerecht geworden, die an Enqueten gestellt
werden können. Er teilt seinen Fragebogen mit, schildert Umfang und Art des
gewonnenen Materials, führt es im Original und im einzelnen vor, zunächst
ohne es durch Ableitungen und DurchschuittSberechuungen zu verblassen, und
ist endlich sich des bedingten Wertes seiner Schrift uicht nur bewußt, sondern
weist auf Lücken und Mängel seines Materials und seiner Beweisführung aus¬
drücklich und deutlich hin, indem er u. a. sagt: „Überhaupt betrachten wir
diese Veröffentlichung nur als eine Anregung zu weiterer gründlicherer und
Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien. Bon August Bebel.
Stuttgart, 1890. 184 Seiten. 1 Mark.
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