Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.uach dem Pinne, den unsre philosophischen Vaukünstler entwerfen, ein neues, Monarchie und Republik in: Altertum v G. Lohse on oweit auch das forschende Auge einzudringen sucht in das sagen¬ uach dem Pinne, den unsre philosophischen Vaukünstler entwerfen, ein neues, Monarchie und Republik in: Altertum v G. Lohse on oweit auch das forschende Auge einzudringen sucht in das sagen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0159" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208096"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_428" prev="#ID_427"> uach dem Pinne, den unsre philosophischen Vaukünstler entwerfen, ein neues,<lb/> wohnliches Haus herzurichten, das für alle Platz hat und auch seinen Stil<lb/> dein veränderten Zeitgeschmäcke anpaßt. Der Materialismus ist zu solchem<lb/> Ausbau außer stände, weil er die Wissenschaft mit Füßen tritt; er kann uur<lb/> abbrechen, aber wegen seiner grundsätzlichen Leugnung der Ideale kein plan¬<lb/> volles, gegliedertes Ganze bemeistern. Er ist eine Übergnugskrankheit der<lb/> Weltanschauung, weiter nichts: sein Heilmittel aber ist die möglichste Förderung<lb/> und Verbreitung einer wahren, wissenschaftliche» Philosophie.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Monarchie und Republik in: Altertum<lb/> v<note type="byline"> G. Lohse</note> on </head><lb/> <p xml:id="ID_429"> oweit auch das forschende Auge einzudringen sucht in das sagen¬<lb/> verklärte Dunkel griechischer Vorzeit, überall trete» uus daraus<lb/> die Kraftgestalteu zeuseutsprvssener Könige entgegen, die teils<lb/> auf kühne» Wanderzügen mit überlegener Kraft des Körpers und<lb/> Geistes wegclagcrndc Ungeheuer erlegen und so deu freien Ver¬<lb/> kehr der Volksgenossen anbahnen, teils auf hohen Bürgen hinter kyklopischen<lb/> Mauern sitzen und in kühngewölbten, unterirdischen Schntzhäusern eine andre<lb/> Stütze ihrer Macht, das asiatische Gold, bergen und, indem sie dort deu ver¬<lb/> einzelten Landgemeinden einen Mittelpunkt schaffen, als Begründer der Stadt<lb/> und des Staates für alle Zeiten göttliche Verehrung genießen. Vereinigt sind<lb/> ihre Namen in den gemeinsamen Unternehmungen der Heroenzeit, im Nrgv-<lb/> nantenznge und in dem spätern trojanischen Kriege, wo noch immer die Könige<lb/> selbst, Agamemnon neben Achill, Ajax mit Odhsseus an der Spitze ihrer<lb/> Völker mit stolzer Herausforderung den Kampf beginnen und vom Streitwagen<lb/> herab mit starker Hand auf den fürstliche« Geguer den Speer entsenden. Sie<lb/> allein ergreifen auch im Rate das Wort, doch tritt bereits hier öfter ein<lb/> scharfer Gegensatz hervor zwischen Oberkönig und den andern Fürsten, der<lb/> Keim der bald das Königtum überwuchernden Aristokratie. Umsonst erhebt<lb/> schon Homer seine mahnende Stimme dagegen in deu geflügelten Worten,<lb/> Ilias II, 204: „Nichts gutes ist Vielherrschaft; einer soll Herr sein, einer<lb/> König, dem es gab der Sohn des verschlagenen Kronos." Die Umwandlung<lb/> der monarchischen Verfassung schreitet unaufhaltsam vorwärts.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0159]
uach dem Pinne, den unsre philosophischen Vaukünstler entwerfen, ein neues,
wohnliches Haus herzurichten, das für alle Platz hat und auch seinen Stil
dein veränderten Zeitgeschmäcke anpaßt. Der Materialismus ist zu solchem
Ausbau außer stände, weil er die Wissenschaft mit Füßen tritt; er kann uur
abbrechen, aber wegen seiner grundsätzlichen Leugnung der Ideale kein plan¬
volles, gegliedertes Ganze bemeistern. Er ist eine Übergnugskrankheit der
Weltanschauung, weiter nichts: sein Heilmittel aber ist die möglichste Förderung
und Verbreitung einer wahren, wissenschaftliche» Philosophie.
Monarchie und Republik in: Altertum
v G. Lohse on
oweit auch das forschende Auge einzudringen sucht in das sagen¬
verklärte Dunkel griechischer Vorzeit, überall trete» uus daraus
die Kraftgestalteu zeuseutsprvssener Könige entgegen, die teils
auf kühne» Wanderzügen mit überlegener Kraft des Körpers und
Geistes wegclagcrndc Ungeheuer erlegen und so deu freien Ver¬
kehr der Volksgenossen anbahnen, teils auf hohen Bürgen hinter kyklopischen
Mauern sitzen und in kühngewölbten, unterirdischen Schntzhäusern eine andre
Stütze ihrer Macht, das asiatische Gold, bergen und, indem sie dort deu ver¬
einzelten Landgemeinden einen Mittelpunkt schaffen, als Begründer der Stadt
und des Staates für alle Zeiten göttliche Verehrung genießen. Vereinigt sind
ihre Namen in den gemeinsamen Unternehmungen der Heroenzeit, im Nrgv-
nantenznge und in dem spätern trojanischen Kriege, wo noch immer die Könige
selbst, Agamemnon neben Achill, Ajax mit Odhsseus an der Spitze ihrer
Völker mit stolzer Herausforderung den Kampf beginnen und vom Streitwagen
herab mit starker Hand auf den fürstliche« Geguer den Speer entsenden. Sie
allein ergreifen auch im Rate das Wort, doch tritt bereits hier öfter ein
scharfer Gegensatz hervor zwischen Oberkönig und den andern Fürsten, der
Keim der bald das Königtum überwuchernden Aristokratie. Umsonst erhebt
schon Homer seine mahnende Stimme dagegen in deu geflügelten Worten,
Ilias II, 204: „Nichts gutes ist Vielherrschaft; einer soll Herr sein, einer
König, dem es gab der Sohn des verschlagenen Kronos." Die Umwandlung
der monarchischen Verfassung schreitet unaufhaltsam vorwärts.
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