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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Allerhand Hprachdnmmheiten

Eröffnung des Hauptverfahreus zu entscheiden hätte, ist mit den in unserm
Heere vorhandenen Anschauungen über die Rechte eiues Vorgesetzten unverträglich.
Das Recht des Gerichtsherrn, eine Untersuchung zur Hauptverhandlung zu
bringen, wenn er dies für angemessen hält, kaun ihm weder durch ein aus
Untergebnen noch durch ein aus Juristen bestehendes Kollegium verkümmert
werden.

(Schluß folgt)




Allerhand ^prachdummheiten

le unter dieser Überschrift im letzten Vierteljahre der Grenz¬
boten gedruckten Bemerkungen über eine Reihe häßlicher An¬
gewohnheiten, die sich in unsrer heutigen Schriftsprache entweder
schon festgesetzt haben oder sich festzusetzen drohen, haben der
Redaktion und auch dem Verfasser, der für viele Leser ja sofort
feststand, obwohl seine Aufsätze nicht unterzeichnet waren, eine große Menge
von Zuschriften eingetragen. Bei weitem die meisten davon waren Zustim¬
mungen. Doch waren auch ein paar vereinzelte Gegnerstimmen darunter, unter
andern ein sehr unhöflicher Brief aus Berlin, dessen Schreiber so that, als
ob er glaubte, daß die "Sprachdummheiten" von irgend einem beliebigen
Grünschnabel geschrieben wären, obwohl auch er über den Verfasser nicht im
geringsten im Unklaren sein konnte und in seinem Briefe mir sein böses Sprnch-
gewissen verriet. Eine Reihe vortrefflicher Gegenbemerkungen eines unge¬
nannten Verfassers siud im vorigen Hefte unverkürzt abgedruckt worden. Nicht
als ob uns alle seine Bemerkungen überzeugt Hütten. Was z. V. den papiernen
Stil betrifft, so ist er sich offenbar nicht ganz klar darüber, was wir, die wir
den papiernen Stil bekämpfen, uuter diesem Worte eigentlich verstehen, welcherlei
Spracherscheinungen wir darunter begreifen; hoffentlich wird es ihm aus den
nachfolgenden Aufsätzen noch deutlicher werden. Auch was er gegen den
grammatischen Unterricht in der Muttersprache einwendet, hat uns durchaus
nicht überzeugt. Aber dies und andres, worin wir abweichender Meinung
siud, stand in schwer zu trennenden Zusammenhang mit so vielem, worin wir
mit dem Verfasser vollständig übereinstimmen, daß es ein Unrecht gewesen
wäre, seine Bemerkungen etwa vorm Abdruck zu verschneiden. Ju diesen
Gegenbemerkungen war übrigens ebenso wie in zahlreichen beifälligen Zu-


Grenzboten I 1390 40
Allerhand Hprachdnmmheiten

Eröffnung des Hauptverfahreus zu entscheiden hätte, ist mit den in unserm
Heere vorhandenen Anschauungen über die Rechte eiues Vorgesetzten unverträglich.
Das Recht des Gerichtsherrn, eine Untersuchung zur Hauptverhandlung zu
bringen, wenn er dies für angemessen hält, kaun ihm weder durch ein aus
Untergebnen noch durch ein aus Juristen bestehendes Kollegium verkümmert
werden.

(Schluß folgt)




Allerhand ^prachdummheiten

le unter dieser Überschrift im letzten Vierteljahre der Grenz¬
boten gedruckten Bemerkungen über eine Reihe häßlicher An¬
gewohnheiten, die sich in unsrer heutigen Schriftsprache entweder
schon festgesetzt haben oder sich festzusetzen drohen, haben der
Redaktion und auch dem Verfasser, der für viele Leser ja sofort
feststand, obwohl seine Aufsätze nicht unterzeichnet waren, eine große Menge
von Zuschriften eingetragen. Bei weitem die meisten davon waren Zustim¬
mungen. Doch waren auch ein paar vereinzelte Gegnerstimmen darunter, unter
andern ein sehr unhöflicher Brief aus Berlin, dessen Schreiber so that, als
ob er glaubte, daß die „Sprachdummheiten" von irgend einem beliebigen
Grünschnabel geschrieben wären, obwohl auch er über den Verfasser nicht im
geringsten im Unklaren sein konnte und in seinem Briefe mir sein böses Sprnch-
gewissen verriet. Eine Reihe vortrefflicher Gegenbemerkungen eines unge¬
nannten Verfassers siud im vorigen Hefte unverkürzt abgedruckt worden. Nicht
als ob uns alle seine Bemerkungen überzeugt Hütten. Was z. V. den papiernen
Stil betrifft, so ist er sich offenbar nicht ganz klar darüber, was wir, die wir
den papiernen Stil bekämpfen, uuter diesem Worte eigentlich verstehen, welcherlei
Spracherscheinungen wir darunter begreifen; hoffentlich wird es ihm aus den
nachfolgenden Aufsätzen noch deutlicher werden. Auch was er gegen den
grammatischen Unterricht in der Muttersprache einwendet, hat uns durchaus
nicht überzeugt. Aber dies und andres, worin wir abweichender Meinung
siud, stand in schwer zu trennenden Zusammenhang mit so vielem, worin wir
mit dem Verfasser vollständig übereinstimmen, daß es ein Unrecht gewesen
wäre, seine Bemerkungen etwa vorm Abdruck zu verschneiden. Ju diesen
Gegenbemerkungen war übrigens ebenso wie in zahlreichen beifälligen Zu-


Grenzboten I 1390 40
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/321>, abgerufen am 23.07.2024.