Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Antoine Watteau

seinen litterarischen Ruhm der Fruchtbarkeit seines Erzählertalents und der
Fähigkeit, seiue Abenteurergcschichten mit fesselnden romantischen Beiwerk aus¬
zuschmücken. Er ist der Cooper Afrikas. Hier in diesem noch immer "dunkeln"
Erdteil, auf den seit einigen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit und Erwartung
aller gebildeten Völker, insbesondre auch die der Engländer gerichtet ist, läßt
er seine abenteuerlichen Geschichten spielen. Geschickt und mit gutem Humor weiß'
er überall seine staunenswerte Bekanntschaft mit den geographischen Verhält¬
nissen des Landes, mit den Gewohnheiten und Gebräuchen afrikanischer Völker-
stämme, mit den Gefahren und Drangsalen der Forschungsreisenden in seine
Abenteuer einzuweben und dadurch über seiue phantastischen Schöpfungen
ein anziehendes Zwielicht von Wahrheit und Dichtung nuszugießen. nider
Haggard erinnert in dieser Hinsicht an Jules Verne. Zwar hat man sein
Motto: ^.trioa. soiripör ickieMcl novi übersetzt mit: liiere is no enet ok
noveis abent, ^.lriog.; aber wenn auch seine Gestalten fast immer dieselben
bleiben, wenn er auch zuweilen langatmig wird, wie in ^.lig-n Huatrernirin, oder
dunkel und allegorisch, wie in dem Roman Luc, so bleibt ihm doch der große
Leserkreis, den er durch sein Erstlingswerk King' LÄloincm'L Muss -- eine mit
köstlichem Humor beschriebene Forschungsreise dreier Originale durch Afrika --
gewonnen hat und dessen Begeisterung durch seineu realistisch gefärbten, in
Transvaal spielenden Roman ^v8s in der letzten Zeit besonders hoch gestiegen
ist. Jeß ist eine der anziehendsten Mädchengestalten, die die Litteratur der
Gegenwart hervorgebracht hat.

Die übrigen Romane nider Haggards, vor allen Ur. Neesou's Will zeigen
oft Geschmacklosigkeiten, die an Hintertreppenromane erinnern. Sehr richtig
urteilt das ^.tlienseum, indem es Rider Haggard mit Stevenson vergleicht:
Kieler HaMArcl'L literarv g,re is ot' g, muoli ooarser tissue, einel liis eoinumncl
vluu'Ävter Apel motivs is not extensive. He teils Ä goocl storv, Irovever,
iuicl dis invention i8 ksrtils.




Antoine Watteau

n einer Zeit, wo die maßlose Wertschätzung von künstlerischen
Erzeugnissen der Vergangenheit zu einem Gegenstände des Lieb¬
habersports geworden ist und das Treiben auf öffentlichen Ver¬
steigerungen dem auf den Nennplätzen gleicht, ist es eine erfreu¬
liche Erscheinung, daß der Biograph eines Künstlers das seinem
Helden gewidmete Buch mit den Worten schließt: "Er, der den Namen eines
bedeutenden Künstlers beanspruche" kann, wurde in die Reihe der größten


Antoine Watteau

seinen litterarischen Ruhm der Fruchtbarkeit seines Erzählertalents und der
Fähigkeit, seiue Abenteurergcschichten mit fesselnden romantischen Beiwerk aus¬
zuschmücken. Er ist der Cooper Afrikas. Hier in diesem noch immer „dunkeln"
Erdteil, auf den seit einigen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit und Erwartung
aller gebildeten Völker, insbesondre auch die der Engländer gerichtet ist, läßt
er seine abenteuerlichen Geschichten spielen. Geschickt und mit gutem Humor weiß'
er überall seine staunenswerte Bekanntschaft mit den geographischen Verhält¬
nissen des Landes, mit den Gewohnheiten und Gebräuchen afrikanischer Völker-
stämme, mit den Gefahren und Drangsalen der Forschungsreisenden in seine
Abenteuer einzuweben und dadurch über seiue phantastischen Schöpfungen
ein anziehendes Zwielicht von Wahrheit und Dichtung nuszugießen. nider
Haggard erinnert in dieser Hinsicht an Jules Verne. Zwar hat man sein
Motto: ^.trioa. soiripör ickieMcl novi übersetzt mit: liiere is no enet ok
noveis abent, ^.lriog.; aber wenn auch seine Gestalten fast immer dieselben
bleiben, wenn er auch zuweilen langatmig wird, wie in ^.lig-n Huatrernirin, oder
dunkel und allegorisch, wie in dem Roman Luc, so bleibt ihm doch der große
Leserkreis, den er durch sein Erstlingswerk King' LÄloincm'L Muss — eine mit
köstlichem Humor beschriebene Forschungsreise dreier Originale durch Afrika —
gewonnen hat und dessen Begeisterung durch seineu realistisch gefärbten, in
Transvaal spielenden Roman ^v8s in der letzten Zeit besonders hoch gestiegen
ist. Jeß ist eine der anziehendsten Mädchengestalten, die die Litteratur der
Gegenwart hervorgebracht hat.

Die übrigen Romane nider Haggards, vor allen Ur. Neesou's Will zeigen
oft Geschmacklosigkeiten, die an Hintertreppenromane erinnern. Sehr richtig
urteilt das ^.tlienseum, indem es Rider Haggard mit Stevenson vergleicht:
Kieler HaMArcl'L literarv g,re is ot' g, muoli ooarser tissue, einel liis eoinumncl
vluu'Ävter Apel motivs is not extensive. He teils Ä goocl storv, Irovever,
iuicl dis invention i8 ksrtils.




Antoine Watteau

n einer Zeit, wo die maßlose Wertschätzung von künstlerischen
Erzeugnissen der Vergangenheit zu einem Gegenstände des Lieb¬
habersports geworden ist und das Treiben auf öffentlichen Ver¬
steigerungen dem auf den Nennplätzen gleicht, ist es eine erfreu¬
liche Erscheinung, daß der Biograph eines Künstlers das seinem
Helden gewidmete Buch mit den Worten schließt: „Er, der den Namen eines
bedeutenden Künstlers beanspruche« kann, wurde in die Reihe der größten


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0198" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206843"/>
          <fw type="header" place="top"> Antoine Watteau</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_542" prev="#ID_541"> seinen litterarischen Ruhm der Fruchtbarkeit seines Erzählertalents und der<lb/>
Fähigkeit, seiue Abenteurergcschichten mit fesselnden romantischen Beiwerk aus¬<lb/>
zuschmücken. Er ist der Cooper Afrikas. Hier in diesem noch immer &#x201E;dunkeln"<lb/>
Erdteil, auf den seit einigen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit und Erwartung<lb/>
aller gebildeten Völker, insbesondre auch die der Engländer gerichtet ist, läßt<lb/>
er seine abenteuerlichen Geschichten spielen. Geschickt und mit gutem Humor weiß'<lb/>
er überall seine staunenswerte Bekanntschaft mit den geographischen Verhält¬<lb/>
nissen des Landes, mit den Gewohnheiten und Gebräuchen afrikanischer Völker-<lb/>
stämme, mit den Gefahren und Drangsalen der Forschungsreisenden in seine<lb/>
Abenteuer einzuweben und dadurch über seiue phantastischen Schöpfungen<lb/>
ein anziehendes Zwielicht von Wahrheit und Dichtung nuszugießen. nider<lb/>
Haggard erinnert in dieser Hinsicht an Jules Verne. Zwar hat man sein<lb/>
Motto: ^.trioa. soiripör ickieMcl novi übersetzt mit: liiere is no enet ok<lb/>
noveis abent, ^.lriog.; aber wenn auch seine Gestalten fast immer dieselben<lb/>
bleiben, wenn er auch zuweilen langatmig wird, wie in ^.lig-n Huatrernirin, oder<lb/>
dunkel und allegorisch, wie in dem Roman Luc, so bleibt ihm doch der große<lb/>
Leserkreis, den er durch sein Erstlingswerk King' LÄloincm'L Muss &#x2014; eine mit<lb/>
köstlichem Humor beschriebene Forschungsreise dreier Originale durch Afrika &#x2014;<lb/>
gewonnen hat und dessen Begeisterung durch seineu realistisch gefärbten, in<lb/>
Transvaal spielenden Roman ^v8s in der letzten Zeit besonders hoch gestiegen<lb/>
ist. Jeß ist eine der anziehendsten Mädchengestalten, die die Litteratur der<lb/>
Gegenwart hervorgebracht hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_543"> Die übrigen Romane nider Haggards, vor allen Ur. Neesou's Will zeigen<lb/>
oft Geschmacklosigkeiten, die an Hintertreppenromane erinnern. Sehr richtig<lb/>
urteilt das ^.tlienseum, indem es Rider Haggard mit Stevenson vergleicht:<lb/>
Kieler HaMArcl'L literarv g,re is ot' g, muoli ooarser tissue, einel liis eoinumncl<lb/>
vluu'Ävter Apel motivs is not extensive. He teils Ä goocl storv, Irovever,<lb/>
iuicl dis invention i8 ksrtils.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Antoine Watteau</head><lb/>
          <p xml:id="ID_544" next="#ID_545"> n einer Zeit, wo die maßlose Wertschätzung von künstlerischen<lb/>
Erzeugnissen der Vergangenheit zu einem Gegenstände des Lieb¬<lb/>
habersports geworden ist und das Treiben auf öffentlichen Ver¬<lb/>
steigerungen dem auf den Nennplätzen gleicht, ist es eine erfreu¬<lb/>
liche Erscheinung, daß der Biograph eines Künstlers das seinem<lb/>
Helden gewidmete Buch mit den Worten schließt: &#x201E;Er, der den Namen eines<lb/>
bedeutenden Künstlers beanspruche« kann, wurde in die Reihe der größten</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0198] Antoine Watteau seinen litterarischen Ruhm der Fruchtbarkeit seines Erzählertalents und der Fähigkeit, seiue Abenteurergcschichten mit fesselnden romantischen Beiwerk aus¬ zuschmücken. Er ist der Cooper Afrikas. Hier in diesem noch immer „dunkeln" Erdteil, auf den seit einigen Jahrzehnten die Aufmerksamkeit und Erwartung aller gebildeten Völker, insbesondre auch die der Engländer gerichtet ist, läßt er seine abenteuerlichen Geschichten spielen. Geschickt und mit gutem Humor weiß' er überall seine staunenswerte Bekanntschaft mit den geographischen Verhält¬ nissen des Landes, mit den Gewohnheiten und Gebräuchen afrikanischer Völker- stämme, mit den Gefahren und Drangsalen der Forschungsreisenden in seine Abenteuer einzuweben und dadurch über seiue phantastischen Schöpfungen ein anziehendes Zwielicht von Wahrheit und Dichtung nuszugießen. nider Haggard erinnert in dieser Hinsicht an Jules Verne. Zwar hat man sein Motto: ^.trioa. soiripör ickieMcl novi übersetzt mit: liiere is no enet ok noveis abent, ^.lriog.; aber wenn auch seine Gestalten fast immer dieselben bleiben, wenn er auch zuweilen langatmig wird, wie in ^.lig-n Huatrernirin, oder dunkel und allegorisch, wie in dem Roman Luc, so bleibt ihm doch der große Leserkreis, den er durch sein Erstlingswerk King' LÄloincm'L Muss — eine mit köstlichem Humor beschriebene Forschungsreise dreier Originale durch Afrika — gewonnen hat und dessen Begeisterung durch seineu realistisch gefärbten, in Transvaal spielenden Roman ^v8s in der letzten Zeit besonders hoch gestiegen ist. Jeß ist eine der anziehendsten Mädchengestalten, die die Litteratur der Gegenwart hervorgebracht hat. Die übrigen Romane nider Haggards, vor allen Ur. Neesou's Will zeigen oft Geschmacklosigkeiten, die an Hintertreppenromane erinnern. Sehr richtig urteilt das ^.tlienseum, indem es Rider Haggard mit Stevenson vergleicht: Kieler HaMArcl'L literarv g,re is ot' g, muoli ooarser tissue, einel liis eoinumncl vluu'Ävter Apel motivs is not extensive. He teils Ä goocl storv, Irovever, iuicl dis invention i8 ksrtils. Antoine Watteau n einer Zeit, wo die maßlose Wertschätzung von künstlerischen Erzeugnissen der Vergangenheit zu einem Gegenstände des Lieb¬ habersports geworden ist und das Treiben auf öffentlichen Ver¬ steigerungen dem auf den Nennplätzen gleicht, ist es eine erfreu¬ liche Erscheinung, daß der Biograph eines Künstlers das seinem Helden gewidmete Buch mit den Worten schließt: „Er, der den Namen eines bedeutenden Künstlers beanspruche« kann, wurde in die Reihe der größten

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/198
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/198>, abgerufen am 23.07.2024.