Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches vornehmen Verbindung ein einer vornehmen Universität angehört. Ans Reisen könne (2. Aus Breslau.) Was in dem Artikel "Reserveoffiziere und Studenten" An dergleichen haben wir, die wir vor mehrer" Jahrzehnten Korpsstudenten Eine Jubelansgabe von Bürgers Gedichten. Vor wenigen Wochen Äreuzlwteu I 1">>0 16
Maßgebliches und Unmaßgebliches vornehmen Verbindung ein einer vornehmen Universität angehört. Ans Reisen könne (2. Aus Breslau.) Was in dem Artikel „Reserveoffiziere und Studenten" An dergleichen haben wir, die wir vor mehrer» Jahrzehnten Korpsstudenten Eine Jubelansgabe von Bürgers Gedichten. Vor wenigen Wochen Äreuzlwteu I 1»>>0 16
<TEI> <text> <body> <div> <div n="2"> <pb facs="#f0105" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206750"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_266" prev="#ID_265"> vornehmen Verbindung ein einer vornehmen Universität angehört. Ans Reisen könne<lb/> er „natürlich" iinr die erste Klasse benutzeu n. s. w. „Ein Student und erste<lb/> Klasse?" fragte ich erstaunt, mich erinnernd, daß ich erst in höhern Jahren und<lb/> zwar in freniden Ländern das Innere von Eisenbahnwagen erster Klasse kennen<lb/> gelernt habe. „Ja wohl, das ist er seinen Farben schuldig." Ich verstand diesen<lb/> Znsninmenhang nicht, erhielt aber auch keine Aufklärung. Es sei einmal so, der<lb/> Kvrpsstndeut, der seine Farben trägt, könne nur in der ersten Klasse fahren. Ist<lb/> das nicht die verkehrte Welt? Der Professor macht vielleicht seine» Ausflug mit<lb/> Weib und Kindern ganz vergnügt in der dritten Klasse, aber junge i^ente, die noch<lb/> nichts sind, sondern erst etwas werden wollen, wahrscheinlich noch nie einen Pfennig<lb/> selbst erworben, haben und noch lange ans der väterlichen, Tasche werde» lebe»<lb/> »nisse», sind es „ihrem Stande" schuldig, eine» solchen Lu^us zu treiben! Kann<lb/> man sich da wundern, we»» Korpsstudenten dnrch Ziehen a» der Notleine eine»<lb/> Schnellzug zum Stehe» bringen, und dem bestürzt herbeieilenden Schaffner herab¬<lb/> lassend den Strafbetrag einhändigen? DaS ist kein Witz, kein Ulk, sondern eine<lb/> Protzenart, die früher auf deutschen Hochschulen, wenn sie sich hervorwagen wollte,<lb/> kräftig geduckt wurde. Und el» Protzentum zündte» die „Herren Eltern," die sür<lb/> solchen Unfug die Mittel gewähre» - vielleicht sich selbst Entbehrungen auferlegend.<lb/> Man hüte sich ja, einen Gegensatz zwischen Studirten und Nichtstudirten zu schaffen,<lb/> wie er einst zwischen Militär und Zivil bestand, das könnte sehr schlechte Früchte<lb/> tragen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> (2. Aus Breslau.)</head> <p xml:id="ID_267"> Was in dem Artikel „Reserveoffiziere und Studenten"<lb/> in Ur. 50 der Grenzboten über das Treiben der heutigen Korpsstudenten mitgeteilt<lb/> wird, entspricht genau den Erfahrungen, die ich (selbst alter Korpsstudent) i» letzter<lb/> Zeit gemacht habe. Berschiedne junge Leute sah ich in Korps eintreten in der<lb/> ausgesprochenen Absicht, dnrch die alten Herren nicht mir Karriere zu machen,<lb/> sondern much dnrch deren reichliche Beiträge sich Annehmlichkeiten zu verschaffen,<lb/> die der eigne Wechsel nicht hergab. Einer dieser jungen Leute, der Sohn eines<lb/> sehr kleine» Beamten, erwiderte ans die Frage! wie er den» mit seine» geri»ge»<lb/> Mittel» den Aufwand beim Korps bestreik» wolle? — Das bezahle» die alte»<lb/> Herren! Aber nicht »»r die Juristen beteilige» sich a» dieser »nnobeln Streberei.<lb/> El» Mediziner, der Fuchs bei einem Korps geworden war, sprach die Hoffmmg<lb/> 'ins, das; er dadurch dereinst ein Kreisphysikat erlangen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_268"> An dergleichen haben wir, die wir vor mehrer» Jahrzehnten Korpsstudenten<lb/> wurden, allerdings nicht im entferntesten gedacht. Hat es doch auch früher niemand<lb/> >"r möglich gehalten, das; Leute wie die öde» beschrielmen a»der» vorgezoge»<lb/> werde» kunnten!</p><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head> Eine Jubelansgabe von Bürgers Gedichten.</head> <p xml:id="ID_269" next="#ID_270"> Vor wenigen Wochen<lb/> 'se im Grotischen (oder, wie er sich selber nennt, Grote'schen) Verlage in Berlin<lb/> wie zweibändige Ausgabe von Bürgers Gedichte» erschienen, die zunächst durch ihre<lb/> mißere Erscheinung das Ange fesselt sie ist mit einer etwas altertümlichen Schrift<lb/> ^ derselbe», mit der das im Verlage dieser Blätter erschienene Liederbuch „Als<lb/> der Großvater die Großmutter nahm" gedruckt ist — auf geripptes Papier ge¬<lb/> duckt, mit einigen Lichtknpferdrncken, Nachbildungen alter Radirunge«, geschmückt<lb/> ""d in Pergamentpapier broschirt, also in jeder Beziehung das, was man eine<lb/> Liebhaberausgabe nennt, eine vornehme Liebhaberausgabe; sie nimmt aber auch<lb/> tterargeschichtlich eine besondre Stellung ein, denn sie ist die erste wirklich voll</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Äreuzlwteu I 1»>>0 16</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0105]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
vornehmen Verbindung ein einer vornehmen Universität angehört. Ans Reisen könne
er „natürlich" iinr die erste Klasse benutzeu n. s. w. „Ein Student und erste
Klasse?" fragte ich erstaunt, mich erinnernd, daß ich erst in höhern Jahren und
zwar in freniden Ländern das Innere von Eisenbahnwagen erster Klasse kennen
gelernt habe. „Ja wohl, das ist er seinen Farben schuldig." Ich verstand diesen
Znsninmenhang nicht, erhielt aber auch keine Aufklärung. Es sei einmal so, der
Kvrpsstndeut, der seine Farben trägt, könne nur in der ersten Klasse fahren. Ist
das nicht die verkehrte Welt? Der Professor macht vielleicht seine» Ausflug mit
Weib und Kindern ganz vergnügt in der dritten Klasse, aber junge i^ente, die noch
nichts sind, sondern erst etwas werden wollen, wahrscheinlich noch nie einen Pfennig
selbst erworben, haben und noch lange ans der väterlichen, Tasche werde» lebe»
»nisse», sind es „ihrem Stande" schuldig, eine» solchen Lu^us zu treiben! Kann
man sich da wundern, we»» Korpsstudenten dnrch Ziehen a» der Notleine eine»
Schnellzug zum Stehe» bringen, und dem bestürzt herbeieilenden Schaffner herab¬
lassend den Strafbetrag einhändigen? DaS ist kein Witz, kein Ulk, sondern eine
Protzenart, die früher auf deutschen Hochschulen, wenn sie sich hervorwagen wollte,
kräftig geduckt wurde. Und el» Protzentum zündte» die „Herren Eltern," die sür
solchen Unfug die Mittel gewähre» - vielleicht sich selbst Entbehrungen auferlegend.
Man hüte sich ja, einen Gegensatz zwischen Studirten und Nichtstudirten zu schaffen,
wie er einst zwischen Militär und Zivil bestand, das könnte sehr schlechte Früchte
tragen.
(2. Aus Breslau.) Was in dem Artikel „Reserveoffiziere und Studenten"
in Ur. 50 der Grenzboten über das Treiben der heutigen Korpsstudenten mitgeteilt
wird, entspricht genau den Erfahrungen, die ich (selbst alter Korpsstudent) i» letzter
Zeit gemacht habe. Berschiedne junge Leute sah ich in Korps eintreten in der
ausgesprochenen Absicht, dnrch die alten Herren nicht mir Karriere zu machen,
sondern much dnrch deren reichliche Beiträge sich Annehmlichkeiten zu verschaffen,
die der eigne Wechsel nicht hergab. Einer dieser jungen Leute, der Sohn eines
sehr kleine» Beamten, erwiderte ans die Frage! wie er den» mit seine» geri»ge»
Mittel» den Aufwand beim Korps bestreik» wolle? — Das bezahle» die alte»
Herren! Aber nicht »»r die Juristen beteilige» sich a» dieser »nnobeln Streberei.
El» Mediziner, der Fuchs bei einem Korps geworden war, sprach die Hoffmmg
'ins, das; er dadurch dereinst ein Kreisphysikat erlangen würde.
An dergleichen haben wir, die wir vor mehrer» Jahrzehnten Korpsstudenten
wurden, allerdings nicht im entferntesten gedacht. Hat es doch auch früher niemand
>"r möglich gehalten, das; Leute wie die öde» beschrielmen a»der» vorgezoge»
werde» kunnten!
Eine Jubelansgabe von Bürgers Gedichten. Vor wenigen Wochen
'se im Grotischen (oder, wie er sich selber nennt, Grote'schen) Verlage in Berlin
wie zweibändige Ausgabe von Bürgers Gedichte» erschienen, die zunächst durch ihre
mißere Erscheinung das Ange fesselt sie ist mit einer etwas altertümlichen Schrift
^ derselbe», mit der das im Verlage dieser Blätter erschienene Liederbuch „Als
der Großvater die Großmutter nahm" gedruckt ist — auf geripptes Papier ge¬
duckt, mit einigen Lichtknpferdrncken, Nachbildungen alter Radirunge«, geschmückt
""d in Pergamentpapier broschirt, also in jeder Beziehung das, was man eine
Liebhaberausgabe nennt, eine vornehme Liebhaberausgabe; sie nimmt aber auch
tterargeschichtlich eine besondre Stellung ein, denn sie ist die erste wirklich voll
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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