Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Patent oder Azenzprämie? <Lin Beitrag zur Verbesserung des Reichs-Patentgesetzes von Aarl Freytag (Schluß) rotz aller Beschränkungen sind natürlich die meisten Erfindungen Der Erfinder, der ein Verbesserungspatent anstrebt, ist gezwungen, sich Drei Jahre aber sind eine lange Zeit in unsrer schnell vorwärts schreitenden Dann erst, wenn die drei erste", kostbaren und unersetzlichen Jahre ver¬ Patent oder Azenzprämie? <Lin Beitrag zur Verbesserung des Reichs-Patentgesetzes von Aarl Freytag (Schluß) rotz aller Beschränkungen sind natürlich die meisten Erfindungen Der Erfinder, der ein Verbesserungspatent anstrebt, ist gezwungen, sich Drei Jahre aber sind eine lange Zeit in unsrer schnell vorwärts schreitenden Dann erst, wenn die drei erste», kostbaren und unersetzlichen Jahre ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205178"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341849_204730/figures/grenzboten_341849_204730_205178_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Patent oder Azenzprämie?<lb/> <Lin Beitrag zur Verbesserung des Reichs-Patentgesetzes <note type="byline"> von Aarl Freytag</note> (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1237"> rotz aller Beschränkungen sind natürlich die meisten Erfindungen<lb/> nichts als Verbesserungen früherer Entdeckungen, Verbesserungen<lb/> freilich, deren praktischer Wert den der ersten Idee meist weit<lb/> übertrifft. Gerade bei diesen Verbesserungen aber tritt die<lb/> ganze Unvollkommenheit der bestehenden Patentverhältnisse in<lb/> die grellste Beleuchtung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1238"> Der Erfinder, der ein Verbesserungspatent anstrebt, ist gezwungen, sich<lb/> mit dem Besitzer des Urpatcntes zu einigen, um von ihm die Erlaubnis der<lb/> Mitbenutzung seines Mouvpvlrechtes zu erlangen. Gelingt ihm dies nicht, so<lb/> ist der Wert der zweiten Erfindung auf volle drei Jahre völlig hinfällig; sie<lb/> kann zwar gesetzlich geschlitzt, aber uicht praktisch ausgebeutet werden, und damit<lb/> ist für den unglücklichen Verbesserer jede Möglichkeit ausgeschlossen, vor Ablauf<lb/> dieser Frist für die gebrachten Opfer an Zeit, Klugheit, Kraft und Geld, für<lb/> die Patentgebühren und die Entschädigung des Patentanwalts, für alle jene<lb/> langen Reihen von Zeitaufwand, Unannehmlichkeiten, Scherereien und Kosten,<lb/> welche die Erlangung eines Patentes erfordert, auch nur die geringste Ent¬<lb/> schädigung zu erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1239"> Drei Jahre aber sind eine lange Zeit in unsrer schnell vorwärts schreitenden<lb/> Entwicklung, und ein Erfinder ist selten in der Lage, lange zu hoffen und zu<lb/> harren; er wird also fast immer geneigt sein, um jeden irgend annehmbaren<lb/> Preis sein Erfinderrecht an den Inhaber des Urpatentes, zu verkaufen, und so<lb/> erwirbt dieser, oft ohne irgend ein geistiges Verdienst um die Erfindung be¬<lb/> anspruchen zu könne», ans völlig gesetzlichem Wege das Recht, den ersten und<lb/> zweiten und jeden folgenden Erfinder, der seine Patentrechte zu kreuzen ge¬<lb/> zwungen ist, für eine geringe Entschädigung nach Belieben auszubeuten, ein<lb/> Zustand, der den Zielen eines gerechten, wirksamen, gesetzlichen Erfindungs¬<lb/> schutzes recht wenig entspricht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1240" next="#ID_1241"> Dann erst, wenn die drei erste», kostbaren und unersetzlichen Jahre ver¬<lb/> striche» sind, kommt — und zwar meist zu spät — dem zweiten Erfinder der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
[Abbildung]
Patent oder Azenzprämie?
<Lin Beitrag zur Verbesserung des Reichs-Patentgesetzes von Aarl Freytag (Schluß)
rotz aller Beschränkungen sind natürlich die meisten Erfindungen
nichts als Verbesserungen früherer Entdeckungen, Verbesserungen
freilich, deren praktischer Wert den der ersten Idee meist weit
übertrifft. Gerade bei diesen Verbesserungen aber tritt die
ganze Unvollkommenheit der bestehenden Patentverhältnisse in
die grellste Beleuchtung.
Der Erfinder, der ein Verbesserungspatent anstrebt, ist gezwungen, sich
mit dem Besitzer des Urpatcntes zu einigen, um von ihm die Erlaubnis der
Mitbenutzung seines Mouvpvlrechtes zu erlangen. Gelingt ihm dies nicht, so
ist der Wert der zweiten Erfindung auf volle drei Jahre völlig hinfällig; sie
kann zwar gesetzlich geschlitzt, aber uicht praktisch ausgebeutet werden, und damit
ist für den unglücklichen Verbesserer jede Möglichkeit ausgeschlossen, vor Ablauf
dieser Frist für die gebrachten Opfer an Zeit, Klugheit, Kraft und Geld, für
die Patentgebühren und die Entschädigung des Patentanwalts, für alle jene
langen Reihen von Zeitaufwand, Unannehmlichkeiten, Scherereien und Kosten,
welche die Erlangung eines Patentes erfordert, auch nur die geringste Ent¬
schädigung zu erhalten.
Drei Jahre aber sind eine lange Zeit in unsrer schnell vorwärts schreitenden
Entwicklung, und ein Erfinder ist selten in der Lage, lange zu hoffen und zu
harren; er wird also fast immer geneigt sein, um jeden irgend annehmbaren
Preis sein Erfinderrecht an den Inhaber des Urpatentes, zu verkaufen, und so
erwirbt dieser, oft ohne irgend ein geistiges Verdienst um die Erfindung be¬
anspruchen zu könne», ans völlig gesetzlichem Wege das Recht, den ersten und
zweiten und jeden folgenden Erfinder, der seine Patentrechte zu kreuzen ge¬
zwungen ist, für eine geringe Entschädigung nach Belieben auszubeuten, ein
Zustand, der den Zielen eines gerechten, wirksamen, gesetzlichen Erfindungs¬
schutzes recht wenig entspricht.
Dann erst, wenn die drei erste», kostbaren und unersetzlichen Jahre ver¬
striche» sind, kommt — und zwar meist zu spät — dem zweiten Erfinder der
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