Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Der^ Freisinn und die Frauenfrage "le freisinnige Partei fängt an, positiv zu werden. Nachdem ihr Wer aber einmal bis zum politischen Luugeupfeifer heruntergekommen ist, Es ist seltsam: seitdem die Kaiserin Friedrich ihre Sympathien für die Grcuzl>ol>!ii I 18M 26
Der^ Freisinn und die Frauenfrage »le freisinnige Partei fängt an, positiv zu werden. Nachdem ihr Wer aber einmal bis zum politischen Luugeupfeifer heruntergekommen ist, Es ist seltsam: seitdem die Kaiserin Friedrich ihre Sympathien für die Grcuzl>ol>!ii I 18M 26
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[Abbildung]
Der^ Freisinn und die Frauenfrage
»le freisinnige Partei fängt an, positiv zu werden. Nachdem ihr
stets verneinender Geist in allen politischen Fragen zur matten
Grabesstimme geworden ist, die nach dem Trägheitsgesetze ihre
alten düstern Beschwörungsformeln weiter murmelt, nachdem die
Freisinnigen besonders bei den letzten Kolouialverhandlnngeu voll¬
ständig aus dem Sattel geworfen worden sind, schieben sie ihr Kampfroß ans
den Tummelplatz der gesellschaftlichen Probleme und suchen auf diesem Gebiete
wiederzugewinnen, was sie an Einfluß auf parlamentarischem verloren haben.
Wer aber einmal bis zum politischen Luugeupfeifer heruntergekommen ist,
aus dem wird selbst auf frischen Futterstrichen kein wackrer Streiter mehr. Und
so ist es denn für die Vorkämpfer der sogenannten Frauenfrage gerade keine
große Empfehlung, daß sie sich unter die Fahne des Freisinns stellen, daß
eine Reihe der freisinnigen Blätter, besonders Rickerts Sprachrohr, für die
Bestrebungen eines emanzipirten Frauentums, für die Hirngespinste einer
unzufriedenen alten Jungfer, trotz oder gerade wegen der ablehnenden Haltung
der Regierung, die Lanzen einlegen.
Es ist seltsam: seitdem die Kaiserin Friedrich ihre Sympathien für die
deutsche Frauenfrage ausgesprochen hat, hält sich die freisinnige Partei für
berufen, diese Bewegung zu leiten und in echter Ritterlichkeit dein schüchternen
deutscheu Gretchen gegen den rohen Patron „Staat" den Arm zu bieten. Nach
ihrer Ansicht tum/ die für unser Kulturleben immer gefährlicher werdende
Frauenfrage nur dadurch zum guten Ende geführt werdeu, daß mau den
Frauen das wissenschaftliche Studium auf unsern Hochschule» freigiebt, daß
man sie zu den Staatsprüfungen zuläßt, womöglich zu den Staatsämtern,
zum freien Wettbewerb mit den Männern auf allen wissenschaftlichen Gebieten,
Grcuzl>ol>!ii I 18M 26
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