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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.

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Die zweite Zession des jetzigen Reichstags.

is am 9. März Fürst Vismarck dem Reichstage die schmerzliche
Mitteilung machte, daß Kaiser Wilhelm zu seinen Vätern ent¬
schlafen sei, da wollte er den Mitgliedern des Reichstags, so er¬
schüttert wie er selbst war, doch eins zu wissen nicht vorenthalten:
daß es in den schweren Schickungen, die der Kaiser erlebt habe,
zwei Thatsachen gewesen seien, die ihn mit Befriedigung und Trost erfüllt
hätten. Von diesen nannte er als die zweite Thatsache die, daß diejenigen
Entschlüsse, welche zur Sicherung des Reiches nötig gewesen, mit einer solchen
Einmütigkeit der Regierungen und des Reichstags gefaßt worden seien. "Diese
Wahrnehmung hat Se. Majestät mit großem Trost erfüllt. Ich kann es nicht
sagen, wie ihn dieser Beweis der Einheit der gesamten deutschen Nation, wie
er durch die Volksvertretung hier verkündet worden ist, gestärkt und erfreut hat.
Ich glaube, meine Herren, es wird Ihnen allen erwünscht sein, dieses Zeugnis
mit in Ihre Heimat zu nehmen, daß jeder Einzelne von Ihnen Anteil an diesem
Verdienste hat."

Mit diesen Worten Bismarcks ist dieser Reichstagssession selbst das schönste
Denkmal gesetzt worden.

Am 24. November war die Sitzung eröffnet worden. An der Spitze der
Thronrede stand das traurige Ereignis der Erkrankung des Kronprinzen. Nach¬
dem so dem schweren Geschick, welches das Kaiserhaus und die Nation getroffen,
Ausdruck gegeben war, wurden die Aufgaben erwähnt, die dem Reichstage vor¬
lagen und von denen die wichtigste neben der Alters- und Jnvaliditätsversicherung
der Arbeiter die war, der Notlage der Landwirtschaft durch Erhöhung der Ge¬
treidezölle zu Hilfe zu kommen. Es sei gleich hier bemerkt, daß leider, aber
nach Lage der Dinge sehr begreiflicherweise, mehrere Gesetzgcbungsarbetten, vb-
^


Grcuzbotou II. 1838.


Die zweite Zession des jetzigen Reichstags.

is am 9. März Fürst Vismarck dem Reichstage die schmerzliche
Mitteilung machte, daß Kaiser Wilhelm zu seinen Vätern ent¬
schlafen sei, da wollte er den Mitgliedern des Reichstags, so er¬
schüttert wie er selbst war, doch eins zu wissen nicht vorenthalten:
daß es in den schweren Schickungen, die der Kaiser erlebt habe,
zwei Thatsachen gewesen seien, die ihn mit Befriedigung und Trost erfüllt
hätten. Von diesen nannte er als die zweite Thatsache die, daß diejenigen
Entschlüsse, welche zur Sicherung des Reiches nötig gewesen, mit einer solchen
Einmütigkeit der Regierungen und des Reichstags gefaßt worden seien. „Diese
Wahrnehmung hat Se. Majestät mit großem Trost erfüllt. Ich kann es nicht
sagen, wie ihn dieser Beweis der Einheit der gesamten deutschen Nation, wie
er durch die Volksvertretung hier verkündet worden ist, gestärkt und erfreut hat.
Ich glaube, meine Herren, es wird Ihnen allen erwünscht sein, dieses Zeugnis
mit in Ihre Heimat zu nehmen, daß jeder Einzelne von Ihnen Anteil an diesem
Verdienste hat."

Mit diesen Worten Bismarcks ist dieser Reichstagssession selbst das schönste
Denkmal gesetzt worden.

Am 24. November war die Sitzung eröffnet worden. An der Spitze der
Thronrede stand das traurige Ereignis der Erkrankung des Kronprinzen. Nach¬
dem so dem schweren Geschick, welches das Kaiserhaus und die Nation getroffen,
Ausdruck gegeben war, wurden die Aufgaben erwähnt, die dem Reichstage vor¬
lagen und von denen die wichtigste neben der Alters- und Jnvaliditätsversicherung
der Arbeiter die war, der Notlage der Landwirtschaft durch Erhöhung der Ge¬
treidezölle zu Hilfe zu kommen. Es sei gleich hier bemerkt, daß leider, aber
nach Lage der Dinge sehr begreiflicherweise, mehrere Gesetzgcbungsarbetten, vb-
^


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[0057] [Abbildung] Die zweite Zession des jetzigen Reichstags. is am 9. März Fürst Vismarck dem Reichstage die schmerzliche Mitteilung machte, daß Kaiser Wilhelm zu seinen Vätern ent¬ schlafen sei, da wollte er den Mitgliedern des Reichstags, so er¬ schüttert wie er selbst war, doch eins zu wissen nicht vorenthalten: daß es in den schweren Schickungen, die der Kaiser erlebt habe, zwei Thatsachen gewesen seien, die ihn mit Befriedigung und Trost erfüllt hätten. Von diesen nannte er als die zweite Thatsache die, daß diejenigen Entschlüsse, welche zur Sicherung des Reiches nötig gewesen, mit einer solchen Einmütigkeit der Regierungen und des Reichstags gefaßt worden seien. „Diese Wahrnehmung hat Se. Majestät mit großem Trost erfüllt. Ich kann es nicht sagen, wie ihn dieser Beweis der Einheit der gesamten deutschen Nation, wie er durch die Volksvertretung hier verkündet worden ist, gestärkt und erfreut hat. Ich glaube, meine Herren, es wird Ihnen allen erwünscht sein, dieses Zeugnis mit in Ihre Heimat zu nehmen, daß jeder Einzelne von Ihnen Anteil an diesem Verdienste hat." Mit diesen Worten Bismarcks ist dieser Reichstagssession selbst das schönste Denkmal gesetzt worden. Am 24. November war die Sitzung eröffnet worden. An der Spitze der Thronrede stand das traurige Ereignis der Erkrankung des Kronprinzen. Nach¬ dem so dem schweren Geschick, welches das Kaiserhaus und die Nation getroffen, Ausdruck gegeben war, wurden die Aufgaben erwähnt, die dem Reichstage vor¬ lagen und von denen die wichtigste neben der Alters- und Jnvaliditätsversicherung der Arbeiter die war, der Notlage der Landwirtschaft durch Erhöhung der Ge¬ treidezölle zu Hilfe zu kommen. Es sei gleich hier bemerkt, daß leider, aber nach Lage der Dinge sehr begreiflicherweise, mehrere Gesetzgcbungsarbetten, vb- ^ Grcuzbotou II. 1838.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202776/57>, abgerufen am 13.11.2024.