Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Der Rheinbund. fühl der Zusammengehörigkeit erweckt. Dann wird auch das deutsche Reich Der Rheinbund. von R. pape. hcinbund! Welch eine Flut trüber und beschämender Erinnerungen Bei dem Napoleonischen Rheinbunde war weder der Name noch die Sache Der Rheinbund. fühl der Zusammengehörigkeit erweckt. Dann wird auch das deutsche Reich Der Rheinbund. von R. pape. hcinbund! Welch eine Flut trüber und beschämender Erinnerungen Bei dem Napoleonischen Rheinbunde war weder der Name noch die Sache <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0623" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/202052"/> <fw type="header" place="top"> Der Rheinbund.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1804" prev="#ID_1803"> fühl der Zusammengehörigkeit erweckt. Dann wird auch das deutsche Reich<lb/> keine Feinde zu fürchten und zu bestehen haben, und ein späterer Weihnachts¬<lb/> gruß wird ihm nach außen und innen Frieden bringen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Rheinbund.<lb/><note type="byline"> von R. pape.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1805"> hcinbund! Welch eine Flut trüber und beschämender Erinnerungen<lb/> ruft der bloße Name in der Brust jedes patriotisch denkenden<lb/> Deutschen wach! Von dem Reiche, das Jahrhunderte lang das<lb/> mächtigste der Erde gewesen war, war amtlich nicht einmal der<lb/> Name übrig geblieben. Was war aus der Nation geworden, die<lb/> viele Menschenalter hindurch mit Stolz jenes Wort des Tacitus angeführt hatte:<lb/> Rnllos mvriMum Miris Me Ms g.ut<z <AsrnrM08 «zö8s? Und mit berechtigtem<lb/> Stolze; denn jenes Wort enthielt Wahrheit. Wo aber war damals deutsche<lb/> Treue zu finden? schmutzige Selbstsucht und schamlose Ländergier hatte jedes<lb/> Gefühl für Treue und Redlichkeit überwuchert und erstickt. Was war aus dem<lb/> trotzigen deutschen Mannesmute geworden? Bedientenhafte Kriecherei und<lb/> Schmeichelei nach oben hin, gegen den Gewalthaber und seine Geschöpfe, Hoch¬<lb/> mut, Grobheit und Mißhandlung nach unten hin, gegen Schwächere, waren an<lb/> die Stelle getreten. Die altdeutsche Waffentnchtigkcit war zwar noch nicht aus-<lb/> gestorben. Ihr hauptsächlich verdankte Napoleon einige seiner glänzendsten<lb/> Siege. Aber im Dienste und Interesse eines fremden Despoten, im Kampfe<lb/> gegen ihre Brüder und Landsleute, ans den dürren Hochebenen Kastiliens und<lb/> auf den öden Schneefeldern Rußlands blutete und starb die waffenfähige Jugend<lb/> Deutschlands wie vaterlaudslose Svldknechte. Die Inschrift, die der Baiern-<lb/> könig Ludwig I. auf das Denkmal der in Nußland umgekommenen 30 000<lb/> Baiern setzen ließ: „Auch sie starben für ihr Vaterland!" ist leider nichts we¬<lb/> niger als wahr. Aber wahr ist das bekannte Dichterwort: „Ganz Deutschland,<lb/> ach! in Schmach und Schmerz!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1806" next="#ID_1807"> Bei dem Napoleonischen Rheinbunde war weder der Name noch die Sache<lb/> neu. Im August des Jahres 1658 hatte schon einmal eine Anzahl deutscher<lb/> Fürsten unter demselben Namen und mit einem ganz ähnlichen Charakter einen<lb/> Bund mit Frankreich gebildet. Damals schlössen die drei rheinischen Kurfürsten,<lb/> Mainz, Trier und Köln, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Zwei drücken (Karl X. Gustav</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0623]
Der Rheinbund.
fühl der Zusammengehörigkeit erweckt. Dann wird auch das deutsche Reich
keine Feinde zu fürchten und zu bestehen haben, und ein späterer Weihnachts¬
gruß wird ihm nach außen und innen Frieden bringen.
Der Rheinbund.
von R. pape.
hcinbund! Welch eine Flut trüber und beschämender Erinnerungen
ruft der bloße Name in der Brust jedes patriotisch denkenden
Deutschen wach! Von dem Reiche, das Jahrhunderte lang das
mächtigste der Erde gewesen war, war amtlich nicht einmal der
Name übrig geblieben. Was war aus der Nation geworden, die
viele Menschenalter hindurch mit Stolz jenes Wort des Tacitus angeführt hatte:
Rnllos mvriMum Miris Me Ms g.ut<z <AsrnrM08 «zö8s? Und mit berechtigtem
Stolze; denn jenes Wort enthielt Wahrheit. Wo aber war damals deutsche
Treue zu finden? schmutzige Selbstsucht und schamlose Ländergier hatte jedes
Gefühl für Treue und Redlichkeit überwuchert und erstickt. Was war aus dem
trotzigen deutschen Mannesmute geworden? Bedientenhafte Kriecherei und
Schmeichelei nach oben hin, gegen den Gewalthaber und seine Geschöpfe, Hoch¬
mut, Grobheit und Mißhandlung nach unten hin, gegen Schwächere, waren an
die Stelle getreten. Die altdeutsche Waffentnchtigkcit war zwar noch nicht aus-
gestorben. Ihr hauptsächlich verdankte Napoleon einige seiner glänzendsten
Siege. Aber im Dienste und Interesse eines fremden Despoten, im Kampfe
gegen ihre Brüder und Landsleute, ans den dürren Hochebenen Kastiliens und
auf den öden Schneefeldern Rußlands blutete und starb die waffenfähige Jugend
Deutschlands wie vaterlaudslose Svldknechte. Die Inschrift, die der Baiern-
könig Ludwig I. auf das Denkmal der in Nußland umgekommenen 30 000
Baiern setzen ließ: „Auch sie starben für ihr Vaterland!" ist leider nichts we¬
niger als wahr. Aber wahr ist das bekannte Dichterwort: „Ganz Deutschland,
ach! in Schmach und Schmerz!"
Bei dem Napoleonischen Rheinbunde war weder der Name noch die Sache
neu. Im August des Jahres 1658 hatte schon einmal eine Anzahl deutscher
Fürsten unter demselben Namen und mit einem ganz ähnlichen Charakter einen
Bund mit Frankreich gebildet. Damals schlössen die drei rheinischen Kurfürsten,
Mainz, Trier und Köln, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Zwei drücken (Karl X. Gustav
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