Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Erstes Vierteljahr.Jugenderinnerungen. von Lrnst Willkomm. (Fortsetzung.) c> Wir selbst Feld- und Vichwirtschaft hatten, von dem Seelen- Es war nicht schwierig, das zunächst notwendige sich anzueignen, denn Durch öfteres Zusehen bei allen landwirtschaftlichen Arbeiten brachte ich Jugenderinnerungen. von Lrnst Willkomm. (Fortsetzung.) c> Wir selbst Feld- und Vichwirtschaft hatten, von dem Seelen- Es war nicht schwierig, das zunächst notwendige sich anzueignen, denn Durch öfteres Zusehen bei allen landwirtschaftlichen Arbeiten brachte ich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0454" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/200559"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341845_200104/figures/grenzboten_341845_200104_200559_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Jugenderinnerungen.<lb/><note type="byline"> von Lrnst Willkomm.</note> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1410"> c> Wir selbst Feld- und Vichwirtschaft hatten, von dem Seelen-<lb/> Hirten der Gemeinde demnach verlangt wurde, daß er auch<lb/> wirtschaftliche Kenntnisse besitze, so war es dem Vater ganz<lb/> lieb, daß wir uns an geeignetem Orte und bei einem Sach¬<lb/> verstandigen in den praktischen Betrieb der Landwirtschaft ein¬<lb/> weihen ließen. Von Aneignung gründlichen Wissens konnte dabei leine Rede<lb/> sein. Der Bauer folgte bei der Bearbeitung seiner Lcindcreien Überlieferungen,<lb/> von denen nur in äußerst seltenen Fällen abgewichen wurde. Die Überlieferung<lb/> von Vater und Großvater war die landwirtschaftliche Bibel jedes echten Bauern.<lb/> Diese wußte er von A bis Z auswendig. Das sonst etwa noch fehlende er¬<lb/> setzten langjährige Erfahrung und Übung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1411"> Es war nicht schwierig, das zunächst notwendige sich anzueignen, denn<lb/> man brauchte einfach nur nachahmend zu Verfahren. Nach dem Grunde fragte<lb/> so leicht niemand; dem unreifen Knaben wäre ohnehin, wenn er es gethan hätte,<lb/> eine kurz zurechtweisende Antwort zu Teil geworden. Man that etwas ein¬<lb/> für allemal so oder so, weil es nicht anders geschehen konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1412"> Durch öfteres Zusehen bei allen landwirtschaftlichen Arbeiten brachte ich<lb/> es bald soweit, daß mir der Vater die Aufsicht über die Arbeiter sowohl in<lb/> der Scheuer wie auf dem Felde anvertrauen konnte. Ich wußte genau, wie<lb/> das oder jenes gemacht werden mußte, wenn ich es auch aus Mangel an<lb/> Körperkräften noch nicht selbst machen konnte. Die Leute waren auch immer<lb/> willig, einer Weisung, die der Vater mir aufgetragen hatte, zu gehorchen, denn<lb/> schließlich blieb ich doch immer Pfarr-Ernst.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0454]
[Abbildung]
Jugenderinnerungen.
von Lrnst Willkomm. (Fortsetzung.)
c> Wir selbst Feld- und Vichwirtschaft hatten, von dem Seelen-
Hirten der Gemeinde demnach verlangt wurde, daß er auch
wirtschaftliche Kenntnisse besitze, so war es dem Vater ganz
lieb, daß wir uns an geeignetem Orte und bei einem Sach¬
verstandigen in den praktischen Betrieb der Landwirtschaft ein¬
weihen ließen. Von Aneignung gründlichen Wissens konnte dabei leine Rede
sein. Der Bauer folgte bei der Bearbeitung seiner Lcindcreien Überlieferungen,
von denen nur in äußerst seltenen Fällen abgewichen wurde. Die Überlieferung
von Vater und Großvater war die landwirtschaftliche Bibel jedes echten Bauern.
Diese wußte er von A bis Z auswendig. Das sonst etwa noch fehlende er¬
setzten langjährige Erfahrung und Übung.
Es war nicht schwierig, das zunächst notwendige sich anzueignen, denn
man brauchte einfach nur nachahmend zu Verfahren. Nach dem Grunde fragte
so leicht niemand; dem unreifen Knaben wäre ohnehin, wenn er es gethan hätte,
eine kurz zurechtweisende Antwort zu Teil geworden. Man that etwas ein¬
für allemal so oder so, weil es nicht anders geschehen konnte.
Durch öfteres Zusehen bei allen landwirtschaftlichen Arbeiten brachte ich
es bald soweit, daß mir der Vater die Aufsicht über die Arbeiter sowohl in
der Scheuer wie auf dem Felde anvertrauen konnte. Ich wußte genau, wie
das oder jenes gemacht werden mußte, wenn ich es auch aus Mangel an
Körperkräften noch nicht selbst machen konnte. Die Leute waren auch immer
willig, einer Weisung, die der Vater mir aufgetragen hatte, zu gehorchen, denn
schließlich blieb ich doch immer Pfarr-Ernst.
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