Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Aus Spanien. gegriffen werden, aber doch unausführbar sind, und die deshalb die soziale Er¬ Aus Spanien. ^M,.^.^ahrlich ein bewundernswürdiges Geschlecht, jene Männer, welche Aus Spanien. gegriffen werden, aber doch unausführbar sind, und die deshalb die soziale Er¬ Aus Spanien. ^M,.^.^ahrlich ein bewundernswürdiges Geschlecht, jene Männer, welche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0528" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198594"/> <fw type="header" place="top"> Aus Spanien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1510" prev="#ID_1509"> gegriffen werden, aber doch unausführbar sind, und die deshalb die soziale Er¬<lb/> regung nur vermehren. Wir leiden schon an einer ganzen Anzahl solcher Ge¬<lb/> danken. Normalarbeitstog, völlige Sonntagsruhe, Beseitigung von Franen-<lb/> und Kinderarbeit, Schaffung gewerblicher Schiedsgerichte zur Entscheidung über<lb/> die Höhe der Löhne, das alles sind Dinge dieser Art. Der Reichskanzler ist<lb/> schon mehrfach in der Lage gewesen, als praktischer Staatsmann dem Andrängen<lb/> nach solchen unausführbaren Dingen sein unerbittliches Avr possunrus ent¬<lb/> gegensetzen zu müssen. Es ist nicht zu wünschen, daß die Zahl solcher Dinge<lb/> sich noch vermehre. Und deshalb halten wir es für nicht minder verdienstlich,<lb/> angeregten Gedanken dieser Art eine nüchterne Kritik gegenüberzustellen, wenn<lb/> auch dieselbe zu dem unerfreulichen Ergebnisse führt, daß anf dem fraglichen<lb/> Gebiete schwerlich zu helfen sei. Aus diesem Gesichtspunkte ist der vorstehende<lb/> Aufsatz geschrieben worden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus Spanien.</head><lb/> <p xml:id="ID_1511" next="#ID_1512"> ^M,.^.^ahrlich ein bewundernswürdiges Geschlecht, jene Männer, welche<lb/> noch vom Ende des vorigen und vom Anfang dieses Jahrhunderts<lb/> her in unsre Zeit hereinragen! Da kommt ein Greis, der sich<lb/> noch der Begeisterung erinnert, welche der .Kampf der Spanier<lb/> gegen Napoleon in Deutschland entzündete, der als ein Sechziger<lb/> noch in die diplomatische Laufbahn eingetreten ist, und als Achtziger mit voller<lb/> Frische und Lebendigkeit die Eindrücke und Beobachtungen zu Papier bringt,<lb/> welche er anderthalb Jahrzentc früher bei Gelegenheit einer vertraulichen<lb/> Sendung in fremden Ländern gesammelt hat. In mancher Beziehung lassen sich<lb/> Theodor von Bernhardis Reiseerinnerungen aus Spanien (Berlin,<lb/> W. Hertz) mit dem Buche vergleichen, welches Gustav Körner vor etwa zwanzig<lb/> Jahren über dasselbe Land herausgab. Der als Teilnehmer an dem Frank¬<lb/> furter Pulses von 1833 nach Nordamerika verschlagene deutsche Student hatte<lb/> als Gesandter der Union in Madrid offenbar viel freie Zeit gehabt und sie<lb/> vorzugsweise dazu benutzt, die spanischen Galerien zu studiren. Auch Bernhardt<lb/> ist Kunstfreund, aber weder kann dies seine starke Seite genannt werden (seinen<lb/> Urteilen über Malerei und Plastik haftet vielfach die Einseitigkeit der alten<lb/> Schule an, während über Bauwerke viel Interessantes beigebracht wird), noch<lb/> hat er mit solcher Muße wie Körner einer Liebhaberei nachgehen können.<lb/> Desto aufmerksamer nimmt er von allem Notiz, was auf die politischen, die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0528]
Aus Spanien.
gegriffen werden, aber doch unausführbar sind, und die deshalb die soziale Er¬
regung nur vermehren. Wir leiden schon an einer ganzen Anzahl solcher Ge¬
danken. Normalarbeitstog, völlige Sonntagsruhe, Beseitigung von Franen-
und Kinderarbeit, Schaffung gewerblicher Schiedsgerichte zur Entscheidung über
die Höhe der Löhne, das alles sind Dinge dieser Art. Der Reichskanzler ist
schon mehrfach in der Lage gewesen, als praktischer Staatsmann dem Andrängen
nach solchen unausführbaren Dingen sein unerbittliches Avr possunrus ent¬
gegensetzen zu müssen. Es ist nicht zu wünschen, daß die Zahl solcher Dinge
sich noch vermehre. Und deshalb halten wir es für nicht minder verdienstlich,
angeregten Gedanken dieser Art eine nüchterne Kritik gegenüberzustellen, wenn
auch dieselbe zu dem unerfreulichen Ergebnisse führt, daß anf dem fraglichen
Gebiete schwerlich zu helfen sei. Aus diesem Gesichtspunkte ist der vorstehende
Aufsatz geschrieben worden.
Aus Spanien.
^M,.^.^ahrlich ein bewundernswürdiges Geschlecht, jene Männer, welche
noch vom Ende des vorigen und vom Anfang dieses Jahrhunderts
her in unsre Zeit hereinragen! Da kommt ein Greis, der sich
noch der Begeisterung erinnert, welche der .Kampf der Spanier
gegen Napoleon in Deutschland entzündete, der als ein Sechziger
noch in die diplomatische Laufbahn eingetreten ist, und als Achtziger mit voller
Frische und Lebendigkeit die Eindrücke und Beobachtungen zu Papier bringt,
welche er anderthalb Jahrzentc früher bei Gelegenheit einer vertraulichen
Sendung in fremden Ländern gesammelt hat. In mancher Beziehung lassen sich
Theodor von Bernhardis Reiseerinnerungen aus Spanien (Berlin,
W. Hertz) mit dem Buche vergleichen, welches Gustav Körner vor etwa zwanzig
Jahren über dasselbe Land herausgab. Der als Teilnehmer an dem Frank¬
furter Pulses von 1833 nach Nordamerika verschlagene deutsche Student hatte
als Gesandter der Union in Madrid offenbar viel freie Zeit gehabt und sie
vorzugsweise dazu benutzt, die spanischen Galerien zu studiren. Auch Bernhardt
ist Kunstfreund, aber weder kann dies seine starke Seite genannt werden (seinen
Urteilen über Malerei und Plastik haftet vielfach die Einseitigkeit der alten
Schule an, während über Bauwerke viel Interessantes beigebracht wird), noch
hat er mit solcher Muße wie Körner einer Liebhaberei nachgehen können.
Desto aufmerksamer nimmt er von allem Notiz, was auf die politischen, die
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