Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Literatur. So mögt Ihr auch fragen, was dem Eingekerkerten ein Lichtstrahl frommt! Ccimoens sah, daß Catariua vor den leidenschaftlich klagenden Worten, (Fortsetzung folgt.) Literatur. Deutscher Geschichtskalender für 1385. Sachlich geordnete Zusammenstellung der Unsre Zeit lebt so außerordentlich schnell, die Ereignisse drängen und schieben Literatur. So mögt Ihr auch fragen, was dem Eingekerkerten ein Lichtstrahl frommt! Ccimoens sah, daß Catariua vor den leidenschaftlich klagenden Worten, (Fortsetzung folgt.) Literatur. Deutscher Geschichtskalender für 1385. Sachlich geordnete Zusammenstellung der Unsre Zeit lebt so außerordentlich schnell, die Ereignisse drängen und schieben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0447" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198513"/> <fw type="header" place="top"> Literatur.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1290"> So mögt Ihr auch fragen, was dem Eingekerkerten ein Lichtstrahl frommt!<lb/> rief Dom Sebastian lauter und ungestümer. Soll ich Euch tausendmal wieder¬<lb/> holen, was sie Euch und mir angethan haben, Catariua? Euch wiederum fügen,<lb/> daß ich uicht tragen kaun und will, was sie mir auferlege»! Die Bürde, welche<lb/> sie Entsagung und Königspflicht nennen, schneidet mir ins Fleisch, ins Mark<lb/> hinein, wolltet Ihr mich auch uicht vom kleinsten Teil für einen cirmeu Angen-<lb/> blick entlasten?</p><lb/> <p xml:id="ID_1291"> Ccimoens sah, daß Catariua vor den leidenschaftlich klagenden Worten,<lb/> vielleicht vor den flammenden Blicken des .Königs ihre Augen zu Boden senkte,<lb/> und vernahm nur mit Mühe ihre leisere Erwiederung: Ihr irrt Euch, erhabner<lb/> Herr! Die Bürde, an der Ihr wild rüttelt, wird schwerer. Ich vermag uicht<lb/> mehr, als mein armes Gebet bewirken kann; warum wollt Ihr mir fort und<lb/> fort das beschämende Gefühl meiner Ohnmacht erneuern? Wenn ich jemals<lb/> thörichte Hoffnungen gehegt habe, so habe ich doch Eure Majestät mit der Klage<lb/> um sie nicht gekränkt, die Entsagung, die Ihr, Herr, sür Eure Pflicht hieltet, mußte<lb/> mir dreifach sür die meine gelten. Wozu erneuert Ihr Euch die bittere Er¬<lb/> innerung an einen Wunsch, dem die Erfüllung versagt bleiben muß? Wäre<lb/> es nicht besser, Ihr gäbe mir Urlaub von Euerm königlichen Hofe und ließt<lb/> mich in der Stille von Santa Eufemici für Euer Heil flehen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1292"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_1293"> Deutscher Geschichtskalender für 1385. Sachlich geordnete Zusammenstellung der<lb/> politisch wichtigsten Vorgänge im deutschen Reiche. Leipzig, Fr. Will). Grnnow, 1386.</p><lb/> <p xml:id="ID_1294" next="#ID_1295"> Unsre Zeit lebt so außerordentlich schnell, die Ereignisse drängen und schieben<lb/> sich mit einer solchen Hast, daß sie schon nach wenigen Monaten vor unserm Ge¬<lb/> dächtnisse verschwimmen und wir einer Unterstützung desselben bedürfen, um die<lb/> Einzelheiten, den ursächlichen Zusammenhang und die zeitliche Reihenfolge des<lb/> Erlebten uns wieder klar zu machen. Wer sich daher mit unserm öffentlichen<lb/> Leben beschäftigt, sei es als Parlamentarier, als Journalist oder in irgeud einer<lb/> sonstigen Stellung, ja wer auch nur mit Verständnis Zeitungen lesen und auf<lb/> diesem Wege der Entwicklung unsers öffentlichen Lebens folgen will, bedarf eines<lb/> Nachschlagewerkes, welches ihm die wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit klar und<lb/> übersichtlich wieder vor Augen führt. Man hat solche Zusammenstellungen bisher<lb/> in verschiedner Weise versucht. Man gab sie in Form einer erzählenden Geschichte,<lb/> wobei nur zu leicht eine den Wert der Arbeit beeinträchtigende politische Partci-<lb/> färbung mit unterlief. Man gab ferner nur eine Zusammenstellung von Akten¬<lb/> stücken, welchen dann für den nicht vollkommen eingeweihten der verbindende Faden<lb/> fehlte. Man gab endlich eine kurze, gedrängte chronologische Zusammenstellung,<lb/> wobei dann Nichtznsammengehöriges nebeneinander stand, aber das im ursächlichen<lb/> Zusammenhange stehende wegen zeitlicher Verschiedenheit der einzelnen Vorkomm¬<lb/> nisse von einander getrennt war und der Leser nur die Mühe hatte, sich das<lb/> Zusammengehörige oft nicht ohne Anstrengung zusammensuchen, während Akten¬<lb/> stücke und Urkunden mit dieser Art Zusammenstellung meist unvereinbar waren<lb/> und dadurch wieder eine empfindliche Lücke entstand. Allen diesen erwähnten Uebel-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0447]
Literatur.
So mögt Ihr auch fragen, was dem Eingekerkerten ein Lichtstrahl frommt!
rief Dom Sebastian lauter und ungestümer. Soll ich Euch tausendmal wieder¬
holen, was sie Euch und mir angethan haben, Catariua? Euch wiederum fügen,
daß ich uicht tragen kaun und will, was sie mir auferlege»! Die Bürde, welche
sie Entsagung und Königspflicht nennen, schneidet mir ins Fleisch, ins Mark
hinein, wolltet Ihr mich auch uicht vom kleinsten Teil für einen cirmeu Angen-
blick entlasten?
Ccimoens sah, daß Catariua vor den leidenschaftlich klagenden Worten,
vielleicht vor den flammenden Blicken des .Königs ihre Augen zu Boden senkte,
und vernahm nur mit Mühe ihre leisere Erwiederung: Ihr irrt Euch, erhabner
Herr! Die Bürde, an der Ihr wild rüttelt, wird schwerer. Ich vermag uicht
mehr, als mein armes Gebet bewirken kann; warum wollt Ihr mir fort und
fort das beschämende Gefühl meiner Ohnmacht erneuern? Wenn ich jemals
thörichte Hoffnungen gehegt habe, so habe ich doch Eure Majestät mit der Klage
um sie nicht gekränkt, die Entsagung, die Ihr, Herr, sür Eure Pflicht hieltet, mußte
mir dreifach sür die meine gelten. Wozu erneuert Ihr Euch die bittere Er¬
innerung an einen Wunsch, dem die Erfüllung versagt bleiben muß? Wäre
es nicht besser, Ihr gäbe mir Urlaub von Euerm königlichen Hofe und ließt
mich in der Stille von Santa Eufemici für Euer Heil flehen?
(Fortsetzung folgt.)
Literatur.
Deutscher Geschichtskalender für 1385. Sachlich geordnete Zusammenstellung der
politisch wichtigsten Vorgänge im deutschen Reiche. Leipzig, Fr. Will). Grnnow, 1386.
Unsre Zeit lebt so außerordentlich schnell, die Ereignisse drängen und schieben
sich mit einer solchen Hast, daß sie schon nach wenigen Monaten vor unserm Ge¬
dächtnisse verschwimmen und wir einer Unterstützung desselben bedürfen, um die
Einzelheiten, den ursächlichen Zusammenhang und die zeitliche Reihenfolge des
Erlebten uns wieder klar zu machen. Wer sich daher mit unserm öffentlichen
Leben beschäftigt, sei es als Parlamentarier, als Journalist oder in irgeud einer
sonstigen Stellung, ja wer auch nur mit Verständnis Zeitungen lesen und auf
diesem Wege der Entwicklung unsers öffentlichen Lebens folgen will, bedarf eines
Nachschlagewerkes, welches ihm die wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit klar und
übersichtlich wieder vor Augen führt. Man hat solche Zusammenstellungen bisher
in verschiedner Weise versucht. Man gab sie in Form einer erzählenden Geschichte,
wobei nur zu leicht eine den Wert der Arbeit beeinträchtigende politische Partci-
färbung mit unterlief. Man gab ferner nur eine Zusammenstellung von Akten¬
stücken, welchen dann für den nicht vollkommen eingeweihten der verbindende Faden
fehlte. Man gab endlich eine kurze, gedrängte chronologische Zusammenstellung,
wobei dann Nichtznsammengehöriges nebeneinander stand, aber das im ursächlichen
Zusammenhange stehende wegen zeitlicher Verschiedenheit der einzelnen Vorkomm¬
nisse von einander getrennt war und der Leser nur die Mühe hatte, sich das
Zusammengehörige oft nicht ohne Anstrengung zusammensuchen, während Akten¬
stücke und Urkunden mit dieser Art Zusammenstellung meist unvereinbar waren
und dadurch wieder eine empfindliche Lücke entstand. Allen diesen erwähnten Uebel-
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