Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Camoens. R Adolf Stern. oman von (Fortsetzung.) Achtes Aapitel. s war die schattigste und prächtigste Stelle in dem schattenreichen Manuel Barreto sah mit geheimem Behagen, daß sein Gast nicht müde Camoens. R Adolf Stern. oman von (Fortsetzung.) Achtes Aapitel. s war die schattigste und prächtigste Stelle in dem schattenreichen Manuel Barreto sah mit geheimem Behagen, daß sein Gast nicht müde <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0245" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198311"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_198065/figures/grenzboten_341843_198065_198311_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Camoens.<lb/> R<note type="byline"> Adolf Stern.</note> oman von<lb/> (Fortsetzung.)<lb/> Achtes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_696"> s war die schattigste und prächtigste Stelle in dem schattenreichen<lb/> Garten des Gutes Almoeegema, wo sich am goldnen September¬<lb/> morgen der Gutsherr und sein Gast Luis Camoens zum Früh¬<lb/> mahl niedergelassen hatten. Das alte Maurcnkastell, dessen West¬<lb/> türme sich vor Jahrhunderten unmittelbar über der Küste erhoben<lb/> haben mochten, hatte jetzt zwischen sich und der Flut des Welt¬<lb/> meeres einen breiten, sandigen Dünenslreifen, an dem sich die Wogen brachen und<lb/> der die landeinwärts gelegenen Felder und Triften des großen Besitzes schirmte.<lb/> Das Schloß selbst aber war wohlerhalten, die breite Mauer des Außenwerkes<lb/> gegen das Meer hinüber durch Erdanfschüttung und das Urpflanzen von Lorbeer-<lb/> Hecken in einen grünen Wall verwandelt, über dessen eine Ecke sich zum Ueber¬<lb/> fluß die vielästige Krone der mächtigen Platane streckte, welche König Diniz<lb/> vor Jahrhunderten im Hofe des eroberten Maurenschlosfes angepflanzt haben<lb/> sollte. Der tieferliegende Hof, zu dem von diesem Wall steinerne Stufen hinab¬<lb/> führten, war ganz und gar in einen dicht bewachsenen Garten verwandelt; unter<lb/> der Platane auf dem begrünten Wall aber befanden sich ein Secirtisch und<lb/> steinerne Bänke. Von hier ließ sich zugleich ein Stück der blau schimmernden,<lb/> ruhelos bewegten See und die Laubfülle der Baumreihen überschauen, aus denen<lb/> der Garten hauptsächlich bestand. Ueber die Baumkronen erhob sich das schlichte<lb/> Viereck des Haupthauses, ein farbiger Backsteinbau mit zierlichen Mauerzinnen,<lb/> der sich jetzt, in der Morgensonne, minder ernst als sonst vom Grün der Gärten<lb/> abhob.</p><lb/> <p xml:id="ID_697"> Manuel Barreto sah mit geheimem Behagen, daß sein Gast nicht müde<lb/> ward, sich an der Doppelaussicht zu laben, welche der Sitz unter der Platane<lb/> des Königs Diniz gewährte. Der Fidalgo versagte sich zwar nicht völlig, den<lb/> Freund an Speise und Trank zu erinnern, mit denen der Tisch reich besetzt<lb/> war, aber er überließ ihn im ganzen der träumerischen Stimmung, in welche<lb/> der Aufenthalt zu Almoeegema Camoens versetzt hatte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0245]
[Abbildung]
Camoens.
R Adolf Stern. oman von
(Fortsetzung.)
Achtes Aapitel.
s war die schattigste und prächtigste Stelle in dem schattenreichen
Garten des Gutes Almoeegema, wo sich am goldnen September¬
morgen der Gutsherr und sein Gast Luis Camoens zum Früh¬
mahl niedergelassen hatten. Das alte Maurcnkastell, dessen West¬
türme sich vor Jahrhunderten unmittelbar über der Küste erhoben
haben mochten, hatte jetzt zwischen sich und der Flut des Welt¬
meeres einen breiten, sandigen Dünenslreifen, an dem sich die Wogen brachen und
der die landeinwärts gelegenen Felder und Triften des großen Besitzes schirmte.
Das Schloß selbst aber war wohlerhalten, die breite Mauer des Außenwerkes
gegen das Meer hinüber durch Erdanfschüttung und das Urpflanzen von Lorbeer-
Hecken in einen grünen Wall verwandelt, über dessen eine Ecke sich zum Ueber¬
fluß die vielästige Krone der mächtigen Platane streckte, welche König Diniz
vor Jahrhunderten im Hofe des eroberten Maurenschlosfes angepflanzt haben
sollte. Der tieferliegende Hof, zu dem von diesem Wall steinerne Stufen hinab¬
führten, war ganz und gar in einen dicht bewachsenen Garten verwandelt; unter
der Platane auf dem begrünten Wall aber befanden sich ein Secirtisch und
steinerne Bänke. Von hier ließ sich zugleich ein Stück der blau schimmernden,
ruhelos bewegten See und die Laubfülle der Baumreihen überschauen, aus denen
der Garten hauptsächlich bestand. Ueber die Baumkronen erhob sich das schlichte
Viereck des Haupthauses, ein farbiger Backsteinbau mit zierlichen Mauerzinnen,
der sich jetzt, in der Morgensonne, minder ernst als sonst vom Grün der Gärten
abhob.
Manuel Barreto sah mit geheimem Behagen, daß sein Gast nicht müde
ward, sich an der Doppelaussicht zu laben, welche der Sitz unter der Platane
des Königs Diniz gewährte. Der Fidalgo versagte sich zwar nicht völlig, den
Freund an Speise und Trank zu erinnern, mit denen der Tisch reich besetzt
war, aber er überließ ihn im ganzen der träumerischen Stimmung, in welche
der Aufenthalt zu Almoeegema Camoens versetzt hatte.
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