Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Korps und Burschenschafte". Palais Bourbon giebt es keine Majorität für die Mittelpartei mehr, die Wie wir diese Krisis, die Wahl des Präsidenten Grevh und den bevor¬ Korps und Burschenschafter. us der Unmasse studentischer Korporationen, welche gegenwärtig Beiden gemeinsam ist das herkömmliche Waffenspiel, welches sie als eine Beiden gemeinsam sind ferner die stärkern Ansprüche an den Einzelnen; Korps und Burschenschafte». Palais Bourbon giebt es keine Majorität für die Mittelpartei mehr, die Wie wir diese Krisis, die Wahl des Präsidenten Grevh und den bevor¬ Korps und Burschenschafter. us der Unmasse studentischer Korporationen, welche gegenwärtig Beiden gemeinsam ist das herkömmliche Waffenspiel, welches sie als eine Beiden gemeinsam sind ferner die stärkern Ansprüche an den Einzelnen; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197488"/> <fw type="header" place="top"> Korps und Burschenschafte».</fw><lb/> <p xml:id="ID_170" prev="#ID_169"> Palais Bourbon giebt es keine Majorität für die Mittelpartei mehr, die<lb/> Extremen dringen vor und drohen durch ihre Allianz alle Ministerien nieder-<lb/> zuwerfen. Die Finanzen befinden sich in übler Verfassung, und man hat neue<lb/> Steuern zu erwarten. Endlich hat sich Frankreich in Ostasien in eine Ex¬<lb/> pedition verrannt, die es nur mit schweren Opfern fortsetzen und von der es<lb/> sich doch nicht ohne Schädigung seiner Ehre zurückziehen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_171"> Wie wir diese Krisis, die Wahl des Präsidenten Grevh und den bevor¬<lb/> stehenden Ministerwechsel in unserm, dem deutschen Interesse anzusehen haben,<lb/> ergiebt sich aus folgenden Sätzen. Die Republik, die Parlamentsherrschaft in<lb/> Frankreich ist für uns der beste Zustand, denn sie erhält Frankreich schwach,<lb/> unsicher und nicht zum Bundesgenossen für andre Großmächte, namentlich für<lb/> Nußland, geeignet, mit dem es sonst manche Interessen gemein hat. Die<lb/> Monarchie in Frankreich, insbesondre die vrleanistische, ist sür uns eine Gefahr;<lb/> denn die Träger derselben werden das Bedürfnis empfinden, ihre schwache<lb/> Stellung dnrch kriegerische Erfolge zu verstärken, sie werden stets mehr Aussicht<lb/> auf ein Bündnis mit andern Mächten haben als die Republik, und der Krieg,<lb/> den ein zukünftiger französischer König oder Kaiser führen würde, um sich bei<lb/> den Franzosen beliebt zu macheu, könnte bei dem Revanchebedürfnisse aller Klassen<lb/> derselben nur ein deutscher sein. Grevy und die Oppvrtnnisten haben einen<lb/> solchen Krieg nicht nötig und als gemäßigte, friedliche Leute auch nicht im Sinne.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Korps und Burschenschafter.</head><lb/> <p xml:id="ID_172"> us der Unmasse studentischer Korporationen, welche gegenwärtig<lb/> auf den deutschen Hochschulen bestehen, heben sich die Korps und<lb/> Burschenschafter insofern heraus, als sie nicht bloß rein äußerlich<lb/> gesellige Zwecke verfolgen, sondern sich eine „Erziehung" ihrer<lb/> Mitglieder zur ersten Ausgabe machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_173"> Beiden gemeinsam ist das herkömmliche Waffenspiel, welches sie als eine<lb/> wesentliche Grundlage dieser „Erziehung," zur Heranbildung eines reizbaren<lb/> Ehrgefühls und Aneignung einer tadellosen Haltung in der Gefahr, mit Eifer<lb/> und obligatorisch betreiben, und durch welches ihre Jünger den bekannten Fn-<lb/> milienzug erhalten, an dem die Furchtsamen im Lande so großes Ärgernis<lb/> nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_174" next="#ID_175"> Beiden gemeinsam sind ferner die stärkern Ansprüche an den Einzelnen;<lb/> sie verlangen mehr oder minder seine Hingebung fiir eine Reihe von Semestern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
Korps und Burschenschafte».
Palais Bourbon giebt es keine Majorität für die Mittelpartei mehr, die
Extremen dringen vor und drohen durch ihre Allianz alle Ministerien nieder-
zuwerfen. Die Finanzen befinden sich in übler Verfassung, und man hat neue
Steuern zu erwarten. Endlich hat sich Frankreich in Ostasien in eine Ex¬
pedition verrannt, die es nur mit schweren Opfern fortsetzen und von der es
sich doch nicht ohne Schädigung seiner Ehre zurückziehen kann.
Wie wir diese Krisis, die Wahl des Präsidenten Grevh und den bevor¬
stehenden Ministerwechsel in unserm, dem deutschen Interesse anzusehen haben,
ergiebt sich aus folgenden Sätzen. Die Republik, die Parlamentsherrschaft in
Frankreich ist für uns der beste Zustand, denn sie erhält Frankreich schwach,
unsicher und nicht zum Bundesgenossen für andre Großmächte, namentlich für
Nußland, geeignet, mit dem es sonst manche Interessen gemein hat. Die
Monarchie in Frankreich, insbesondre die vrleanistische, ist sür uns eine Gefahr;
denn die Träger derselben werden das Bedürfnis empfinden, ihre schwache
Stellung dnrch kriegerische Erfolge zu verstärken, sie werden stets mehr Aussicht
auf ein Bündnis mit andern Mächten haben als die Republik, und der Krieg,
den ein zukünftiger französischer König oder Kaiser führen würde, um sich bei
den Franzosen beliebt zu macheu, könnte bei dem Revanchebedürfnisse aller Klassen
derselben nur ein deutscher sein. Grevy und die Oppvrtnnisten haben einen
solchen Krieg nicht nötig und als gemäßigte, friedliche Leute auch nicht im Sinne.
Korps und Burschenschafter.
us der Unmasse studentischer Korporationen, welche gegenwärtig
auf den deutschen Hochschulen bestehen, heben sich die Korps und
Burschenschafter insofern heraus, als sie nicht bloß rein äußerlich
gesellige Zwecke verfolgen, sondern sich eine „Erziehung" ihrer
Mitglieder zur ersten Ausgabe machen.
Beiden gemeinsam ist das herkömmliche Waffenspiel, welches sie als eine
wesentliche Grundlage dieser „Erziehung," zur Heranbildung eines reizbaren
Ehrgefühls und Aneignung einer tadellosen Haltung in der Gefahr, mit Eifer
und obligatorisch betreiben, und durch welches ihre Jünger den bekannten Fn-
milienzug erhalten, an dem die Furchtsamen im Lande so großes Ärgernis
nehmen.
Beiden gemeinsam sind ferner die stärkern Ansprüche an den Einzelnen;
sie verlangen mehr oder minder seine Hingebung fiir eine Reihe von Semestern
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