Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Hayms Herderbiographie, russische" Handelslage geeignet sei. die Meinung über die Wichtigkeit dieser An¬ Hayms Herderbiographie. ach uraltem Weisheitsspruch muß der Mensch warten können, bis Nun ist ihm wie keinem zweiten uuter unsern Klassikern der philologisch- Hayms Herderbiographie, russische» Handelslage geeignet sei. die Meinung über die Wichtigkeit dieser An¬ Hayms Herderbiographie. ach uraltem Weisheitsspruch muß der Mensch warten können, bis Nun ist ihm wie keinem zweiten uuter unsern Klassikern der philologisch- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197552"/> <fw type="header" place="top"> Hayms Herderbiographie,</fw><lb/> <p xml:id="ID_374" prev="#ID_373"> russische» Handelslage geeignet sei. die Meinung über die Wichtigkeit dieser An¬<lb/> sprüche zu klären. Die Petition liegt dem Fürsten vor, und man darf wohl<lb/> erwarten, daß von unsrer Neichsregicrung alles gethan werden wird, um der<lb/> deutschen Industrie das gewaltige russische Absatzgebiet zu erhalten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Hayms Herderbiographie.</head><lb/> <p xml:id="ID_375"> ach uraltem Weisheitsspruch muß der Mensch warten können, bis<lb/> seine Zeit kommt, »ut ein Schriftsteller, wäre es auch der größte<lb/> und einflußreichste, mag wohl uoch öfter warten müssen als andre<lb/> Menschenkinder. Daß er sich schlecht aufs Warten verstand, ist<lb/> Johann Gottfried Herder, dem großen Bahnbrecher und kritischen<lb/> Vorkämpfer unsrer klassischen Dichtung, dem gewaltigsten und vielseitigsten An¬<lb/> reger, den unsre Literatur neben Lessing besessen hat, oft genug im Leben zum<lb/> Unheil ausgeschlagen und hat ihm trübe Stunden bereitet. Indessen scheint es,<lb/> als ob das irdische Wnrtemnüssen für den Unsterblichen auch mit dem Leben<lb/> nicht vorüber sei. Für Herders Geist und Namen hat es sich mehr als ein<lb/> Menschenalter hindurch notwendig gezeigt. Wie schienen seine Werke, wie schien<lb/> selbst seine gewaltige Persönlichkeit vergessen, wie dünn und blaß wandelte sein<lb/> Schatten durch unsre literarhistorischen Hand-, Not- und Hiifsbücher! Kaum<lb/> daß die Nachdichtung des „Cid" in Cvttas Miniaturausgaben einige neue Leser<lb/> und Leserinnen gewann, kaum daß ein paar unvergängliche Seiten Herderscher<lb/> Geschichtsphilosophie in den Schulmustersammlungcn fortlebten.</p><lb/> <p xml:id="ID_376" next="#ID_377"> Nun ist ihm wie keinem zweiten uuter unsern Klassikern der philologisch-<lb/> historische Zug der Zeit zu Hilfe gekommen. Man konnte sich garnicht eingehend<lb/> und ernsthaft mit der Geschichte und den Produktionen der Sturm- und Drang¬<lb/> periode und der nachfolgenden Jahrzehnte beschäftigen, ohne überall ans Herders<lb/> geniale Kraft und tiefgreifende Wirkungen zurückgewiesen zu werden, man ging<lb/> so vielfältig in seinen Spuren, mußte so tausendfach an feine Lebensarbeit an¬<lb/> knüpfen und erinnern, daß man immer deutlicher erkannte, ihm sei schon bei<lb/> Lebzeiten und vollends ein paar Jahrzehnte nach seinem Tode gewaltiges<lb/> Unrecht geschehen. Diese Erkenntnis hat sich bereits in einer ganzen Reihe<lb/> von Veröffentlichungen, von Neudrucken, Answcihlen, „Lichtstrahlen" aus Herders<lb/> Schriften, vor allem aber in der großen Gesamtausgabe seiner „Werke" von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
Hayms Herderbiographie,
russische» Handelslage geeignet sei. die Meinung über die Wichtigkeit dieser An¬
sprüche zu klären. Die Petition liegt dem Fürsten vor, und man darf wohl
erwarten, daß von unsrer Neichsregicrung alles gethan werden wird, um der
deutschen Industrie das gewaltige russische Absatzgebiet zu erhalten.
Hayms Herderbiographie.
ach uraltem Weisheitsspruch muß der Mensch warten können, bis
seine Zeit kommt, »ut ein Schriftsteller, wäre es auch der größte
und einflußreichste, mag wohl uoch öfter warten müssen als andre
Menschenkinder. Daß er sich schlecht aufs Warten verstand, ist
Johann Gottfried Herder, dem großen Bahnbrecher und kritischen
Vorkämpfer unsrer klassischen Dichtung, dem gewaltigsten und vielseitigsten An¬
reger, den unsre Literatur neben Lessing besessen hat, oft genug im Leben zum
Unheil ausgeschlagen und hat ihm trübe Stunden bereitet. Indessen scheint es,
als ob das irdische Wnrtemnüssen für den Unsterblichen auch mit dem Leben
nicht vorüber sei. Für Herders Geist und Namen hat es sich mehr als ein
Menschenalter hindurch notwendig gezeigt. Wie schienen seine Werke, wie schien
selbst seine gewaltige Persönlichkeit vergessen, wie dünn und blaß wandelte sein
Schatten durch unsre literarhistorischen Hand-, Not- und Hiifsbücher! Kaum
daß die Nachdichtung des „Cid" in Cvttas Miniaturausgaben einige neue Leser
und Leserinnen gewann, kaum daß ein paar unvergängliche Seiten Herderscher
Geschichtsphilosophie in den Schulmustersammlungcn fortlebten.
Nun ist ihm wie keinem zweiten uuter unsern Klassikern der philologisch-
historische Zug der Zeit zu Hilfe gekommen. Man konnte sich garnicht eingehend
und ernsthaft mit der Geschichte und den Produktionen der Sturm- und Drang¬
periode und der nachfolgenden Jahrzehnte beschäftigen, ohne überall ans Herders
geniale Kraft und tiefgreifende Wirkungen zurückgewiesen zu werden, man ging
so vielfältig in seinen Spuren, mußte so tausendfach an feine Lebensarbeit an¬
knüpfen und erinnern, daß man immer deutlicher erkannte, ihm sei schon bei
Lebzeiten und vollends ein paar Jahrzehnte nach seinem Tode gewaltiges
Unrecht geschehen. Diese Erkenntnis hat sich bereits in einer ganzen Reihe
von Veröffentlichungen, von Neudrucken, Answcihlen, „Lichtstrahlen" aus Herders
Schriften, vor allem aber in der großen Gesamtausgabe seiner „Werke" von
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |