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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.

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Literatur.

hinaus, Vorzugsweise aus deu Materialien des sehr kostbaren Henninger Familien¬
archivs bearbeitet, giebt es uns in gedrängten Zügen das Bild eines thatkräftigen
Mannes ans einer Zeit, die, obwohl nur eine Generation hinter uns liegend, dem
gegenwärtigen Geschlechte nicht genügend bekannt ist. Wie viel auch von den
deutscheu Einzelstaaten gegen die Einheitsidee in jener Zeit gesündigt worden ist,
sie haben sie dadurch vorbereitet, daß sie ihre Kräfte sich im Kleinen erproben
ließen. Es ist sicher das Verdienst von Karl Eberhard Friedrich von Varnbüler,
wenn die landwirtschaftlichen Zustände in Würtemberg zu den besten im deutschen
Vaterlande gehören; er hat nicht nur durch Herausgabe von Annalen im Sinne
Thärs für einen rationellen Kulturbetrieb gesorgt, sondern selbst das nachahmungs-
werte Beispiel gegeben, das sich auch auf seinen Sohn vererbt hat. Und wenn
der letztere heut noch auf den schwäbischen Dörfern als der "Bauernkönig" be¬
zeichnet wird, so beweist dies, daß er den väterlichen Geist ererbt hat. Wir sind
aber auch gewohnt, den kleinstaatlichen Adel der frühern Generation als selbst¬
süchtig und Partikularistisch geschildert zu sehen; die vorliegende Biographie giebt
ein erfreuliches Gegenbild und wird dazu beitragen, gewisse Vorurteile bestimmter
Kreise zu berichtigen.

Moser und Varnbüler leben noch hente in blühenden Geschlechter fort, aus
denen Männer hervorgegangen sind, welche den Namen ihrer Ahnen in ihrem
Glänze nicht nur erhalten, sondern auch erhöht haben. Und was beide von einem
einheitlichen dentschen Reiche gefühlt und ersehnt haben, ihre Söhne und Enkel
haben den Wunsch ihrer Ahnen auf dem Schlachtfelde wie in den Kabinetten der
Diplomatie und in dem Schoße der gesetzgebenden Körperschaften verwirklichen können.




Literatur.

Der Wunderbau des Weltalls oder pvpuliirc Astronomie. Von I. H. v, Mutter.
Achte vermehrte und dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechend umge¬
arbeitete Auflage. Mit 24 astronomischen Tafeln und Tabellen, Abbildungen und Stern¬
karten. Strnßburg, R. Schultz 6- Co., 188S,

Die Neubearbeitung dieses berühmten Werkes hat der bekannte Astronom
Herrn. I. Klein mit großem Geschick ausgeführt; er hat, wie ein Vergleich dieser
mit der vorigen Auflage zeigt, dem vortrefflichen Buche das ihm von Mädler auf-
gledrückte Gepräge erhalten und doch dabei die Ergebnisse der neuern astronomischen
Forschungen eingefügt und andres, was nicht mehr bestehen konnte, ans dem frühern
Text gestrichen. Namentlich find die Abschnitte über die Sonne und die Kometen
Wesentlich verändert und ein Kapitel über die Sternschnuppen neu eingeschaltet
worden. Für eine abermalige neue Auflage möchten wir um eine bessere Stern¬
karte und einige deutlichere Abbildungen der Mondoberfläche bitten; im übrigen
ist das Buch sehr gut ausgestattet.






Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunotv in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig-
Literatur.

hinaus, Vorzugsweise aus deu Materialien des sehr kostbaren Henninger Familien¬
archivs bearbeitet, giebt es uns in gedrängten Zügen das Bild eines thatkräftigen
Mannes ans einer Zeit, die, obwohl nur eine Generation hinter uns liegend, dem
gegenwärtigen Geschlechte nicht genügend bekannt ist. Wie viel auch von den
deutscheu Einzelstaaten gegen die Einheitsidee in jener Zeit gesündigt worden ist,
sie haben sie dadurch vorbereitet, daß sie ihre Kräfte sich im Kleinen erproben
ließen. Es ist sicher das Verdienst von Karl Eberhard Friedrich von Varnbüler,
wenn die landwirtschaftlichen Zustände in Würtemberg zu den besten im deutschen
Vaterlande gehören; er hat nicht nur durch Herausgabe von Annalen im Sinne
Thärs für einen rationellen Kulturbetrieb gesorgt, sondern selbst das nachahmungs-
werte Beispiel gegeben, das sich auch auf seinen Sohn vererbt hat. Und wenn
der letztere heut noch auf den schwäbischen Dörfern als der „Bauernkönig" be¬
zeichnet wird, so beweist dies, daß er den väterlichen Geist ererbt hat. Wir sind
aber auch gewohnt, den kleinstaatlichen Adel der frühern Generation als selbst¬
süchtig und Partikularistisch geschildert zu sehen; die vorliegende Biographie giebt
ein erfreuliches Gegenbild und wird dazu beitragen, gewisse Vorurteile bestimmter
Kreise zu berichtigen.

Moser und Varnbüler leben noch hente in blühenden Geschlechter fort, aus
denen Männer hervorgegangen sind, welche den Namen ihrer Ahnen in ihrem
Glänze nicht nur erhalten, sondern auch erhöht haben. Und was beide von einem
einheitlichen dentschen Reiche gefühlt und ersehnt haben, ihre Söhne und Enkel
haben den Wunsch ihrer Ahnen auf dem Schlachtfelde wie in den Kabinetten der
Diplomatie und in dem Schoße der gesetzgebenden Körperschaften verwirklichen können.




Literatur.

Der Wunderbau des Weltalls oder pvpuliirc Astronomie. Von I. H. v, Mutter.
Achte vermehrte und dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechend umge¬
arbeitete Auflage. Mit 24 astronomischen Tafeln und Tabellen, Abbildungen und Stern¬
karten. Strnßburg, R. Schultz 6- Co., 188S,

Die Neubearbeitung dieses berühmten Werkes hat der bekannte Astronom
Herrn. I. Klein mit großem Geschick ausgeführt; er hat, wie ein Vergleich dieser
mit der vorigen Auflage zeigt, dem vortrefflichen Buche das ihm von Mädler auf-
gledrückte Gepräge erhalten und doch dabei die Ergebnisse der neuern astronomischen
Forschungen eingefügt und andres, was nicht mehr bestehen konnte, ans dem frühern
Text gestrichen. Namentlich find die Abschnitte über die Sonne und die Kometen
Wesentlich verändert und ein Kapitel über die Sternschnuppen neu eingeschaltet
worden. Für eine abermalige neue Auflage möchten wir um eine bessere Stern¬
karte und einige deutlichere Abbildungen der Mondoberfläche bitten; im übrigen
ist das Buch sehr gut ausgestattet.






Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunotv in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig-
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[0368] Literatur. hinaus, Vorzugsweise aus deu Materialien des sehr kostbaren Henninger Familien¬ archivs bearbeitet, giebt es uns in gedrängten Zügen das Bild eines thatkräftigen Mannes ans einer Zeit, die, obwohl nur eine Generation hinter uns liegend, dem gegenwärtigen Geschlechte nicht genügend bekannt ist. Wie viel auch von den deutscheu Einzelstaaten gegen die Einheitsidee in jener Zeit gesündigt worden ist, sie haben sie dadurch vorbereitet, daß sie ihre Kräfte sich im Kleinen erproben ließen. Es ist sicher das Verdienst von Karl Eberhard Friedrich von Varnbüler, wenn die landwirtschaftlichen Zustände in Würtemberg zu den besten im deutschen Vaterlande gehören; er hat nicht nur durch Herausgabe von Annalen im Sinne Thärs für einen rationellen Kulturbetrieb gesorgt, sondern selbst das nachahmungs- werte Beispiel gegeben, das sich auch auf seinen Sohn vererbt hat. Und wenn der letztere heut noch auf den schwäbischen Dörfern als der „Bauernkönig" be¬ zeichnet wird, so beweist dies, daß er den väterlichen Geist ererbt hat. Wir sind aber auch gewohnt, den kleinstaatlichen Adel der frühern Generation als selbst¬ süchtig und Partikularistisch geschildert zu sehen; die vorliegende Biographie giebt ein erfreuliches Gegenbild und wird dazu beitragen, gewisse Vorurteile bestimmter Kreise zu berichtigen. Moser und Varnbüler leben noch hente in blühenden Geschlechter fort, aus denen Männer hervorgegangen sind, welche den Namen ihrer Ahnen in ihrem Glänze nicht nur erhalten, sondern auch erhöht haben. Und was beide von einem einheitlichen dentschen Reiche gefühlt und ersehnt haben, ihre Söhne und Enkel haben den Wunsch ihrer Ahnen auf dem Schlachtfelde wie in den Kabinetten der Diplomatie und in dem Schoße der gesetzgebenden Körperschaften verwirklichen können. Literatur. Der Wunderbau des Weltalls oder pvpuliirc Astronomie. Von I. H. v, Mutter. Achte vermehrte und dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechend umge¬ arbeitete Auflage. Mit 24 astronomischen Tafeln und Tabellen, Abbildungen und Stern¬ karten. Strnßburg, R. Schultz 6- Co., 188S, Die Neubearbeitung dieses berühmten Werkes hat der bekannte Astronom Herrn. I. Klein mit großem Geschick ausgeführt; er hat, wie ein Vergleich dieser mit der vorigen Auflage zeigt, dem vortrefflichen Buche das ihm von Mädler auf- gledrückte Gepräge erhalten und doch dabei die Ergebnisse der neuern astronomischen Forschungen eingefügt und andres, was nicht mehr bestehen konnte, ans dem frühern Text gestrichen. Namentlich find die Abschnitte über die Sonne und die Kometen Wesentlich verändert und ein Kapitel über die Sternschnuppen neu eingeschaltet worden. Für eine abermalige neue Auflage möchten wir um eine bessere Stern¬ karte und einige deutlichere Abbildungen der Mondoberfläche bitten; im übrigen ist das Buch sehr gut ausgestattet. Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunotv in Leipzig. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/368>, abgerufen am 15.01.2025.