Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Um eine perle. Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc), (Fortsetzung.) MW^ Schwieriger zu beantworten war die Frage, durch welche Mittel sie zu Freilich war die päpstliche Partei durch Buonacolsis Verurteilung in hohem Der Legat verschaffte sich nun selbst Zutritt zu der von tausend wider¬ An diesen Vorbehalt klammerte sie sich krampfhaft fest, und keine Drohung Um eine perle. Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc), (Fortsetzung.) MW^ Schwieriger zu beantworten war die Frage, durch welche Mittel sie zu Freilich war die päpstliche Partei durch Buonacolsis Verurteilung in hohem Der Legat verschaffte sich nun selbst Zutritt zu der von tausend wider¬ An diesen Vorbehalt klammerte sie sich krampfhaft fest, und keine Drohung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0377" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195766"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341841_195390/figures/grenzboten_341841_195390_195766_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Um eine perle.<lb/><note type="byline"> Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc),</note> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1281"> MW^<lb/> ^WM>Qkle diese Frist zu nützen war, dies herauszubringen, kostete dem<lb/> gewitzter Manne nicht viel Kopfzerbrechen: Florida Buonacolsi<lb/> mußte zum Widerruf ihrer auf das Kruzifix abgegebenen Be¬<lb/> teuerung vermocht werden, indem sie wenigstens einräumte, das<lb/> Opfer einer Verzauberung gewesen zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1282"> Schwieriger zu beantworten war die Frage, durch welche Mittel sie zu<lb/> solcher Einräumung zu bringen sei?</p><lb/> <p xml:id="ID_1283"> Freilich war die päpstliche Partei durch Buonacolsis Verurteilung in hohem<lb/> Grade beunruhigt, und der heilige Vater hatte seinen Legaten Vittorio del Pi-<lb/> lone eigens nach Mantua geschickt, damit er dem Gange des Prozesses wo¬<lb/> möglich eine glimpflichere Wendung gebe. Aber als der Lektor des Teatiner-<lb/> klosters, Pater Vigilio, im Auftrage des Legaten sei» Beichtkind Florida zu<lb/> jenem Widerrufe zu bestimmen übernommen hatte, war seine eigne Gewissen¬<lb/> haftigkeit dabei so arg ins Gedränge geraten, daß seinen Zureden und Vor¬<lb/> stellungen alle überredende Kraft fehlte, und daß Florida erklärte, sie wolle lieber<lb/> den Tod erleiden, als jenes lügnerische Bekenntnis ablegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1284"> Der Legat verschaffte sich nun selbst Zutritt zu der von tausend wider¬<lb/> streitenden Empfindungen gemarterten Jungfrau, und da Floridas Einfalt seinem<lb/> Scharfsinn und seiner imponirenden Würde nicht gewachsen war, so brachte er<lb/> sie endlich dahin, sich dem Gebote der heiligen Kirche willenlos fügen zu wollen,<lb/> vorausgesetzt, der heilige Vater spreche sie durch ein eigenhändiges Breve aller<lb/> Sünden ledig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1285"> An diesen Vorbehalt klammerte sie sich krampfhaft fest, und keine Drohung<lb/> war imstande, sie andern Sinnes zu machen, noch auch sie nur einwilligen zu<lb/> lassen, daß der Advokat dem Gerichte andiene, sie werde doch noch wahrschein¬<lb/> lich widerrufen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0377]
[Abbildung]
Um eine perle.
Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc), (Fortsetzung.)
MW^
^WM>Qkle diese Frist zu nützen war, dies herauszubringen, kostete dem
gewitzter Manne nicht viel Kopfzerbrechen: Florida Buonacolsi
mußte zum Widerruf ihrer auf das Kruzifix abgegebenen Be¬
teuerung vermocht werden, indem sie wenigstens einräumte, das
Opfer einer Verzauberung gewesen zu sein.
Schwieriger zu beantworten war die Frage, durch welche Mittel sie zu
solcher Einräumung zu bringen sei?
Freilich war die päpstliche Partei durch Buonacolsis Verurteilung in hohem
Grade beunruhigt, und der heilige Vater hatte seinen Legaten Vittorio del Pi-
lone eigens nach Mantua geschickt, damit er dem Gange des Prozesses wo¬
möglich eine glimpflichere Wendung gebe. Aber als der Lektor des Teatiner-
klosters, Pater Vigilio, im Auftrage des Legaten sei» Beichtkind Florida zu
jenem Widerrufe zu bestimmen übernommen hatte, war seine eigne Gewissen¬
haftigkeit dabei so arg ins Gedränge geraten, daß seinen Zureden und Vor¬
stellungen alle überredende Kraft fehlte, und daß Florida erklärte, sie wolle lieber
den Tod erleiden, als jenes lügnerische Bekenntnis ablegen.
Der Legat verschaffte sich nun selbst Zutritt zu der von tausend wider¬
streitenden Empfindungen gemarterten Jungfrau, und da Floridas Einfalt seinem
Scharfsinn und seiner imponirenden Würde nicht gewachsen war, so brachte er
sie endlich dahin, sich dem Gebote der heiligen Kirche willenlos fügen zu wollen,
vorausgesetzt, der heilige Vater spreche sie durch ein eigenhändiges Breve aller
Sünden ledig.
An diesen Vorbehalt klammerte sie sich krampfhaft fest, und keine Drohung
war imstande, sie andern Sinnes zu machen, noch auch sie nur einwilligen zu
lassen, daß der Advokat dem Gerichte andiene, sie werde doch noch wahrschein¬
lich widerrufen.
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