Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.Um eine Perle, Zeiten in demselben Gasthofe einquartiert, womöglich Zimmer an Zimmer, und lasse, Vielleicht dürfte ich Euer Gnaden ausgezeichneten Einfall noch etwas Immerzu! Aber rasch! Statt in dem nämlichen Gasthofe Quartier zu nehmen, würden Euer Wozu? Damit Ihr und nicht mein Vetter selbst die zur Auswahl gewünschten Und mit ihr selbst das Geschäft abmachtet! OiulMIc.! Jetzt sehe ich In dieser Weise kam es dann allerdings zum Satteln und zum eiligen Viertes Kapitel. Auch in Verona hatten die Buonacolsis zu allen Zeiten eine an das Um eine Perle, Zeiten in demselben Gasthofe einquartiert, womöglich Zimmer an Zimmer, und lasse, Vielleicht dürfte ich Euer Gnaden ausgezeichneten Einfall noch etwas Immerzu! Aber rasch! Statt in dem nämlichen Gasthofe Quartier zu nehmen, würden Euer Wozu? Damit Ihr und nicht mein Vetter selbst die zur Auswahl gewünschten Und mit ihr selbst das Geschäft abmachtet! OiulMIc.! Jetzt sehe ich In dieser Weise kam es dann allerdings zum Satteln und zum eiligen Viertes Kapitel. Auch in Verona hatten die Buonacolsis zu allen Zeiten eine an das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0489" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195165"/> <fw type="header" place="top"> Um eine Perle,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1790" prev="#ID_1789"> Zeiten in demselben Gasthofe einquartiert, womöglich Zimmer an Zimmer, und lasse,<lb/> wenn der Vetter bei den Buonacolsis ist, durch dich unter fremdem Namen um<lb/> die Erlaubnis bitten, die Perlen mit besehen zu dürfen. Ja, so wollen wir es<lb/> machen, ^.pinel!</p><lb/> <p xml:id="ID_1791"> Vielleicht dürfte ich Euer Gnaden ausgezeichneten Einfall noch etwas<lb/> weiter ausführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1792"> Immerzu! Aber rasch!</p><lb/> <p xml:id="ID_1793"> Statt in dem nämlichen Gasthofe Quartier zu nehmen, würden Euer<lb/> Gnaden etwa meinen Vetter bestimmen, den edeln und erlauchten Signor Giu¬<lb/> seppe Gonzaga unter dem Namen eines beliebigen Giovanni oder Antonio So¬<lb/> undso auf ein Stündchen in seinen Dienst zu nehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1794"> Wozu?</p><lb/> <p xml:id="ID_1795"> Damit Ihr und nicht mein Vetter selbst die zur Auswahl gewünschten<lb/> Perlen auf das Zimmer des schönen Fräuleins trüget —</p><lb/> <p xml:id="ID_1796"> Und mit ihr selbst das Geschäft abmachtet! OiulMIc.! Jetzt sehe ich<lb/> meinen Weg klar vor nur. Hier — er griff in die Tasche — aber nein, du<lb/> bist ein zu durstiger Schwamm. Der Gvldbatzen könnte alles verderben. Erst<lb/> bringe mich bis an das Zimmer des himmlischen Mädchens, und dann netze dir<lb/> die Kehle mit dem besten Tropfen, der in Verona zu haben ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1797"> In dieser Weise kam es dann allerdings zum Satteln und zum eiligen<lb/> Aufbruch, aber nicht aus Achtung vor der Heiligkeit des Unglücks, sondern<lb/> aus brennendem Verlangen nach einem Wiedersehen Floridas, wenn auch unter<lb/> der Devise eines Ritterdienstes; sollte das schöne Mädchen doch nur durch väter¬<lb/> lichen Zwang von dem Leben und seinen sonnigen Seiten abgesperrt worden<lb/> sein; galt es doch nach Art der Märchenritter, eine gefangen gehaltene Prin¬<lb/> zessin zu befreien. So wenigstens wollte der Veroneser die Skrupel hinweg¬<lb/> vernünfteln, die ihn inmitten seiner freudige» Aufregung beunruhigte».</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> Viertes Kapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1798" next="#ID_1799"> Auch in Verona hatten die Buonacolsis zu allen Zeiten eine an das<lb/> Regiment der Scaliger gemahnende Herberge vor andern Gasthöfen bevorzugt,<lb/> das Albergo ti Scmmichele, angeblich auf jenen Garkoch Sanmichele zurück¬<lb/> deutend, welcher durch Frignano, den natürlichen Bruder Cangrandes des Zweiten,<lb/> etwa um das Jahr 1355 oder 1356 zum Vergiften des letzteren hatte bestimmt<lb/> werden sollen, den argen Anschlag aber verraten hatte, wofür Cangrande ihm<lb/> freistellte, eine beliebige Menge Steine zum Ban eines Hauses, das überdies<lb/> ewige Steuerfreiheit genießen sollte, dem berühmten Veroneser altrömischen<lb/> Amphitheater zu entnehmen. Statt zu einem Wohnhause war diese Fürsten¬<lb/> spende dann aber zu einem großen, mit weiten Stallungen und allerlei Hinter¬<lb/> gebäuden versehenen Gasthofe benutzt worden, über dessen, auf Plünderung jenes</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0489]
Um eine Perle,
Zeiten in demselben Gasthofe einquartiert, womöglich Zimmer an Zimmer, und lasse,
wenn der Vetter bei den Buonacolsis ist, durch dich unter fremdem Namen um
die Erlaubnis bitten, die Perlen mit besehen zu dürfen. Ja, so wollen wir es
machen, ^.pinel!
Vielleicht dürfte ich Euer Gnaden ausgezeichneten Einfall noch etwas
weiter ausführen.
Immerzu! Aber rasch!
Statt in dem nämlichen Gasthofe Quartier zu nehmen, würden Euer
Gnaden etwa meinen Vetter bestimmen, den edeln und erlauchten Signor Giu¬
seppe Gonzaga unter dem Namen eines beliebigen Giovanni oder Antonio So¬
undso auf ein Stündchen in seinen Dienst zu nehmen.
Wozu?
Damit Ihr und nicht mein Vetter selbst die zur Auswahl gewünschten
Perlen auf das Zimmer des schönen Fräuleins trüget —
Und mit ihr selbst das Geschäft abmachtet! OiulMIc.! Jetzt sehe ich
meinen Weg klar vor nur. Hier — er griff in die Tasche — aber nein, du
bist ein zu durstiger Schwamm. Der Gvldbatzen könnte alles verderben. Erst
bringe mich bis an das Zimmer des himmlischen Mädchens, und dann netze dir
die Kehle mit dem besten Tropfen, der in Verona zu haben ist.
In dieser Weise kam es dann allerdings zum Satteln und zum eiligen
Aufbruch, aber nicht aus Achtung vor der Heiligkeit des Unglücks, sondern
aus brennendem Verlangen nach einem Wiedersehen Floridas, wenn auch unter
der Devise eines Ritterdienstes; sollte das schöne Mädchen doch nur durch väter¬
lichen Zwang von dem Leben und seinen sonnigen Seiten abgesperrt worden
sein; galt es doch nach Art der Märchenritter, eine gefangen gehaltene Prin¬
zessin zu befreien. So wenigstens wollte der Veroneser die Skrupel hinweg¬
vernünfteln, die ihn inmitten seiner freudige» Aufregung beunruhigte».
Viertes Kapitel.
Auch in Verona hatten die Buonacolsis zu allen Zeiten eine an das
Regiment der Scaliger gemahnende Herberge vor andern Gasthöfen bevorzugt,
das Albergo ti Scmmichele, angeblich auf jenen Garkoch Sanmichele zurück¬
deutend, welcher durch Frignano, den natürlichen Bruder Cangrandes des Zweiten,
etwa um das Jahr 1355 oder 1356 zum Vergiften des letzteren hatte bestimmt
werden sollen, den argen Anschlag aber verraten hatte, wofür Cangrande ihm
freistellte, eine beliebige Menge Steine zum Ban eines Hauses, das überdies
ewige Steuerfreiheit genießen sollte, dem berühmten Veroneser altrömischen
Amphitheater zu entnehmen. Statt zu einem Wohnhause war diese Fürsten¬
spende dann aber zu einem großen, mit weiten Stallungen und allerlei Hinter¬
gebäuden versehenen Gasthofe benutzt worden, über dessen, auf Plünderung jenes
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