Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.Die Kommilitonen. Novelle von A. R. w. Uschner. (Schluß.) wollten die Gereiften sich erinnern an jene Herzenshebung, die Darauf hielt er wieder an und ging in einen andern Ton über: Doch ich Doch dabei vergißt er, Das Zitat erregte ein Beifallsrufen der Studenten, das die alten Herren Die Kommilitonen. Novelle von A. R. w. Uschner. (Schluß.) wollten die Gereiften sich erinnern an jene Herzenshebung, die Darauf hielt er wieder an und ging in einen andern Ton über: Doch ich Doch dabei vergißt er, Das Zitat erregte ein Beifallsrufen der Studenten, das die alten Herren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0430" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195106"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341841_194675/figures/grenzboten_341841_194675_195106_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Kommilitonen.<lb/><note type="byline"> Novelle von A. R. w. Uschner.</note> (Schluß.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1530"> wollten die Gereiften sich erinnern an jene Herzenshebung, die<lb/> wir wirklich empfunden haben! Wer von uns sie leugnet und<lb/> für unwahr erklärt, der frevelt an sich selbst! Dies sagte der<lb/> „blasse Heinrich" wieder mit gehobener Stimme. Dann fuhr er<lb/> fort: So erfüllt von Idealen, tritt der Jüngling in die Univer¬<lb/> sität ein. Jetzt sammelt er Svnderkenntnisse für ein „Fach," aber vor allein<lb/> ist doch seine geistige Arbeit seiner allgemeinen Ausbildung gewidmet: er studirt<lb/> „Humaniora," die Grundlage zu der am Schlüsse unsers Vormittagsvortrages<lb/> zur Sprache gebrachten höchsten Bildung. Es ist dies aber eine Lehranweu-<lb/> dung, die nicht hoch genug angeschlagen werden kann, eine Aufgabe, welche in<lb/> die kurze Zeit des Hochschullebens gedrängt ist, eine Vergünstigung des Realen<lb/> an den Idealismus; aber das Leben selbst kann ja nur das Gemäßigte<lb/> brauchen und uicht das Maßlose der Überschwnnglichkeit. Wenn doch die Kom¬<lb/> militonen der Universität, diese auserwählten Söhne des Glückes, sich der<lb/> Wichtigkeit dieses Abschnittes recht bewußt werden wollten — wieder ein<lb/> I^osLiinur!</p><lb/> <p xml:id="ID_1531"> Darauf hielt er wieder an und ging in einen andern Ton über: Doch ich<lb/> fürchte, es wird mir aus dem Liede das Wort entgegengehalten werden:</p><lb/> <quote> Doch dabei vergißt er,<lb/> Daß er ein Philister,<lb/> Und daß jedes Ding hat seine Zeit.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1532"> Das Zitat erregte ein Beifallsrufen der Studenten, das die alten Herren<lb/> mit fortriß und sich endlich auf die gesamte Zuhörerschaft, einschließlich der<lb/> Damen, erstreckte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0430]
[Abbildung]
Die Kommilitonen.
Novelle von A. R. w. Uschner. (Schluß.)
wollten die Gereiften sich erinnern an jene Herzenshebung, die
wir wirklich empfunden haben! Wer von uns sie leugnet und
für unwahr erklärt, der frevelt an sich selbst! Dies sagte der
„blasse Heinrich" wieder mit gehobener Stimme. Dann fuhr er
fort: So erfüllt von Idealen, tritt der Jüngling in die Univer¬
sität ein. Jetzt sammelt er Svnderkenntnisse für ein „Fach," aber vor allein
ist doch seine geistige Arbeit seiner allgemeinen Ausbildung gewidmet: er studirt
„Humaniora," die Grundlage zu der am Schlüsse unsers Vormittagsvortrages
zur Sprache gebrachten höchsten Bildung. Es ist dies aber eine Lehranweu-
dung, die nicht hoch genug angeschlagen werden kann, eine Aufgabe, welche in
die kurze Zeit des Hochschullebens gedrängt ist, eine Vergünstigung des Realen
an den Idealismus; aber das Leben selbst kann ja nur das Gemäßigte
brauchen und uicht das Maßlose der Überschwnnglichkeit. Wenn doch die Kom¬
militonen der Universität, diese auserwählten Söhne des Glückes, sich der
Wichtigkeit dieses Abschnittes recht bewußt werden wollten — wieder ein
I^osLiinur!
Darauf hielt er wieder an und ging in einen andern Ton über: Doch ich
fürchte, es wird mir aus dem Liede das Wort entgegengehalten werden:
Doch dabei vergißt er,
Daß er ein Philister,
Und daß jedes Ding hat seine Zeit.
Das Zitat erregte ein Beifallsrufen der Studenten, das die alten Herren
mit fortriß und sich endlich auf die gesamte Zuhörerschaft, einschließlich der
Damen, erstreckte.
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