Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.Notizen. Mirbl, bat der Arzt, der des Schulfreundes Hemd hielt, willst du mich Aber Mirbl wurde unruhig. Er bemerkte, wie zwei Herren, Johanniter- Er entzog die Hand dem ihn aufmerksam beobachtenden Arzte, der ihm Es gilt aber doch dir selbst, Mirbl, deiner Unruhe, deiner Nervosität, Mirbl stand aber schon. Glaube mir, Guter, drängte er, ich weiß, was Diese erörterten eben die Wahrnehmung, welche Menge von unverhohlener Cohn aber sagte für sich, indem er Mirbl nachblickte: Den da erfolgreich (Fortsetzung folgt.) Notizen. Ein Vorschlag. Zentrumsorgane haben die Befürchtung ausgesprochen, daß Notizen. Mirbl, bat der Arzt, der des Schulfreundes Hemd hielt, willst du mich Aber Mirbl wurde unruhig. Er bemerkte, wie zwei Herren, Johanniter- Er entzog die Hand dem ihn aufmerksam beobachtenden Arzte, der ihm Es gilt aber doch dir selbst, Mirbl, deiner Unruhe, deiner Nervosität, Mirbl stand aber schon. Glaube mir, Guter, drängte er, ich weiß, was Diese erörterten eben die Wahrnehmung, welche Menge von unverhohlener Cohn aber sagte für sich, indem er Mirbl nachblickte: Den da erfolgreich (Fortsetzung folgt.) Notizen. Ein Vorschlag. Zentrumsorgane haben die Befürchtung ausgesprochen, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0168" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194844"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_528"> Mirbl, bat der Arzt, der des Schulfreundes Hemd hielt, willst du mich<lb/> hören? Eine Viertelstunde drüben auf dem Nischcnpolster? Es gilt deiner<lb/> Verstimmung.</p><lb/> <p xml:id="ID_529"> Aber Mirbl wurde unruhig. Er bemerkte, wie zwei Herren, Johanniter-<lb/> ritter, zu ihm herübersahen, als ob sie etwas von ihm begehrten.</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Er entzog die Hand dem ihn aufmerksam beobachtenden Arzte, der ihm<lb/> im Augenblicke wie ein Vivisektor vorkam. Dann bückte er sich, indem er that,<lb/> als ob er etwas ausheben wolle oder suche, und dann bat er unter Hüsteln:<lb/> Cohn, jetzt unmöglich, Bester, ich will dich auch nicht aufhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> Es gilt aber doch dir selbst, Mirbl, deiner Unruhe, deiner Nervosität,<lb/> sagte Cohn bedeutungsvoll und gutmeinend.</p><lb/> <p xml:id="ID_532"> Mirbl stand aber schon. Glaube mir, Guter, drängte er, ich weiß, was<lb/> du sagen willst. Dabei sah er wieder zu den Herren hinüber, die ihm abermals<lb/> zugewandt erschienen. Aber jetzt, sagte er noch dringender, indem er einen<lb/> Blick in den Spiegel warf und einen letzten Tupf an Perrücke und Halsbinde<lb/> anbrachte, bitte entschuldige mich! Er hörte auch garnicht mehr, was darauf<lb/> erwiedert wurde, sondern tänzelte zu den beiden Gutsbesitzern.</p><lb/> <p xml:id="ID_533"> Diese erörterten eben die Wahrnehmung, welche Menge von unverhohlener<lb/> Unzufriedenheit und Mißgunst doch unter diesen Beamten bemerkbar sei. Sie<lb/> empfingen den Herangetretenen artig, aber kühl, und richteten die Bitte an ihn,<lb/> doch eine Rücksprache mit seinem Spezialkommilitonen, dem Redner vom Vor¬<lb/> mittag, zu vermitteln.</p><lb/> <p xml:id="ID_534"> Cohn aber sagte für sich, indem er Mirbl nachblickte: Den da erfolgreich<lb/> zu behandeln, dazu bedürfte es einer größern Beredsamkeit, als mir zu Gebote<lb/> steht, seine Krankheit ist eine in unserm leis-Verzeichnis noch nachzutragende,<lb/> die „chronische Phrasitis." Damit verließ er den Festsaal, um noch alte Be¬<lb/> kannte in der Stadt aufzusuchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_535"> (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <p xml:id="ID_536" next="#ID_537"> Ein Vorschlag. Zentrumsorgane haben die Befürchtung ausgesprochen, daß<lb/> die Erregung, welche durch den Reichstagsbeschluß vom 15. Dezember in der<lb/> nationalgesinnten Bevölkerung hervorgerufen worden ist, wieder vergehen werde wie<lb/> „Schützenfeststimmung." Als ein Mittel, um eine so beschämende Wendung zu<lb/> verhüten, schlagen wir folgendes vor. Ein Bruchteil der Summen, welche an ver-<lb/> schiednen Orten für die Deckung des Betrages von zwanzigtausend Mark gezeichnet</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0168]
Notizen.
Mirbl, bat der Arzt, der des Schulfreundes Hemd hielt, willst du mich
hören? Eine Viertelstunde drüben auf dem Nischcnpolster? Es gilt deiner
Verstimmung.
Aber Mirbl wurde unruhig. Er bemerkte, wie zwei Herren, Johanniter-
ritter, zu ihm herübersahen, als ob sie etwas von ihm begehrten.
Er entzog die Hand dem ihn aufmerksam beobachtenden Arzte, der ihm
im Augenblicke wie ein Vivisektor vorkam. Dann bückte er sich, indem er that,
als ob er etwas ausheben wolle oder suche, und dann bat er unter Hüsteln:
Cohn, jetzt unmöglich, Bester, ich will dich auch nicht aufhalten.
Es gilt aber doch dir selbst, Mirbl, deiner Unruhe, deiner Nervosität,
sagte Cohn bedeutungsvoll und gutmeinend.
Mirbl stand aber schon. Glaube mir, Guter, drängte er, ich weiß, was
du sagen willst. Dabei sah er wieder zu den Herren hinüber, die ihm abermals
zugewandt erschienen. Aber jetzt, sagte er noch dringender, indem er einen
Blick in den Spiegel warf und einen letzten Tupf an Perrücke und Halsbinde
anbrachte, bitte entschuldige mich! Er hörte auch garnicht mehr, was darauf
erwiedert wurde, sondern tänzelte zu den beiden Gutsbesitzern.
Diese erörterten eben die Wahrnehmung, welche Menge von unverhohlener
Unzufriedenheit und Mißgunst doch unter diesen Beamten bemerkbar sei. Sie
empfingen den Herangetretenen artig, aber kühl, und richteten die Bitte an ihn,
doch eine Rücksprache mit seinem Spezialkommilitonen, dem Redner vom Vor¬
mittag, zu vermitteln.
Cohn aber sagte für sich, indem er Mirbl nachblickte: Den da erfolgreich
zu behandeln, dazu bedürfte es einer größern Beredsamkeit, als mir zu Gebote
steht, seine Krankheit ist eine in unserm leis-Verzeichnis noch nachzutragende,
die „chronische Phrasitis." Damit verließ er den Festsaal, um noch alte Be¬
kannte in der Stadt aufzusuchen.
(Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Ein Vorschlag. Zentrumsorgane haben die Befürchtung ausgesprochen, daß
die Erregung, welche durch den Reichstagsbeschluß vom 15. Dezember in der
nationalgesinnten Bevölkerung hervorgerufen worden ist, wieder vergehen werde wie
„Schützenfeststimmung." Als ein Mittel, um eine so beschämende Wendung zu
verhüten, schlagen wir folgendes vor. Ein Bruchteil der Summen, welche an ver-
schiednen Orten für die Deckung des Betrages von zwanzigtausend Mark gezeichnet
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